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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter
Autoren: S MacBride
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picklige Kameramann sein erstes Foto schoss.
    »Ist sie es? Ist es Jenny?«
    Finnies Stimme dröhnte in den warmen Nachmittag hinaus. » DS TAYLOR, LASSEN SIE DEN VERDAMMTEN TATORT ABSPERREN !«
    Die Kriminaltechnikerin war gerade damit beschäftigt, einen Abdruck von der gesprungenen Plexiglaswand der Telefonzelle abzunehmen, direkt unterhalb von ein paar mit schwarzem Filzstift gezeichneten pornografischen Strichmännchen.
    Logan klopfte an den Metallrahmen. »Schon was gefunden?«
    Sie sah zu ihm auf – zwischen den beschlagenen Gläsern ihrer Schutzbrille und der weißen Gesichtsmaske war nur ein dünner Streifen Haut zu sehen. »Kommt drauf an, was du damit meinst. Das Ding ist von oben bis unten voll mit Abdrücken, und ich wette zehn Pfund, dass keiner davon vom Täter stammt. Aber man muss auch das Positive sehen: Ich habe drei gebrauchte Kondome, einen Haufen fossile Hundekacke und zwei leere Coladosen gefunden. Hier drin ist es wie in einer Mikrowelle, und ich knie in getrockneter Pisse. Was will man mehr?«
    »Kondome?« Logan rümpfte die Nase. In einer Telefonzelle, die wie ein Pissoir roch? Sollte noch einer behaupten, es gäbe keine Romantiker mehr. »Hast du den Umschlag da?«
    Sie wies auf den Behälter neben sich. »Wenn du dafür unterschreibst, kannst du alles mitnehmen.«
    »Du hast ihn in der Sonne liegen gelassen? Wieso ist er nicht in Eis gepackt?«
    Die Kriminaltechnikerin wischte sich mit dem Ärmel ihres Schutzanzugs über die schweißglänzende Stirn. »Wo soll ich denn bitte schön das Eis herholen? Und außerdem werden sie das verdammte Teil wohl kaum wieder annähen, oder?«
    »Kein Wunder, dass Finnie im Dreieck springt …« Logan öffnete den verbeulten Metallbehälter und fand einen zusammengefalteten Grampian-Police-Fleecepullover, der den transparenten Plastikbeutel mit dem Umschlag darin umhüllte. Immerhin war sie so schlau gewesen, das Ding von der Sonne abzuschirmen. Er füllte das Beweismittelformular aus und richtete sich auf. »Also gut, wenn du irgendetwas findest –«
    » MCRAE !« Finnies Stimme war so laut, dass sie beide zusammenzuckten. » ICH SAGTE, SO BALD W IE MÖGLICH, UND NICHT, WENN IHNEN GERADE DANACH IST !«
    Logan bog mit dem ratternden Vauxhall in die Queen Street ein. Sie hatten den verbeulten Auspuff in den Kofferraum geworfen, und jetzt heulte und dröhnte der Einsatzwagen wie die erste Knutschkugel eines Teenagers, während der erstickende Gestank von Abgasen den Innenraum verpestete.
    Neben ihm schnalzte Rennie mit der Zunge: »Ts-ts – hätte gedacht, dass die inzwischen alle draußen in Hazlehead wären …«
    Das Präsidium der Grampian Police ragte am Ende der Straße auf – ein hässlicher Siebzigerjahre-Klotz in Schwarz und Weiß, klobig und einschüchternd, das Flachdach mit Antennen und Sirenen übersät. Das Gerichtsgebäude nebenan war nicht viel besser, aber selbst das wirkte einladend im Vergleich mit der Menschenmenge, die sich auf dem Parkplatz vor dem Präsidium versammelt hatte.
    Fernsehteams, Reporter, Fotografen und die unvermeidliche Schar empörter Bürgerinnen und Bürger, die ihre Spruchbänder und Plakate schwenkten: »WEHE, IHR KRÜMMT UNSERER JENNY EIN HAAR!« – »THE WIND BENEATH OUR WINGS!!!« – »WIR BEHTEN FÜR EUCH ALISON UND JENNY!« – »LASST SIE FREI!!!!!« Tränen für die Kameras. Grimmige Gesichter. Nach dem Motto: Wo soll das alles enden, und der Strick ist noch zu gut für diese Typen.
    Ein paar von den Demonstranten drehten sich um, als der Vauxhall an ihnen vorbeiratterte.
    Rennie zog die Nase hoch. »Wie kommt es eigentlich, dass ausgerechnet die Hässlichsten immer unbedingt ins Fernsehen wollen? Ich meine, versteh mich nicht falsch – das ist alles ganz tragisch und so, aber von den Leuten hier kennt doch kein Einziger die McGregors persönlich. Warum kommen die dann alle angerannt und heulen sich die Augen aus, als wäre ihre Mama gerade gestorben? Ist doch nicht normal, oder?«
    Logan fuhr auf den Parkplatz hinter dem Gebäude und stellte den ramponierten Wagen neben den Polizeitransportern ab. »Schaff alles rauf in den dritten Stock.«
    Rennie fischte die Beweismittelbeutel vom Rücksitz. »Ich meine, so eine öffentliche Zurschaustellung von Trauer um jemanden, dem man im Leben nie begegnet ist, das ist doch abartig – sie … Ist das Hundekacke?« Er hielt einen der Beutel hoch und betrachtete eingehend die graubraunen Klumpen darin. »Tatsache! Es ist Hunde–«
    »Bring es einfach nur rauf
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