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Kinder der Stürme

Kinder der Stürme

Titel: Kinder der Stürme
Autoren: George R.R. Martin
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hast dein Leben dafür riskiert.“
    „Ich habe getan, was ich konnte“, sagte Maris. „Aber viel war es nicht. Ein Waffenstillstand, ein zeitlich begrenzter Frieden. Das eigentliche Problem, der Konflikt zwischen den geborenen Fliegern und den Einflüglern, und zwischen den Landherren und den Fliegern, die für sie arbeiten, besteht noch, und er wird wieder aufleben …“ An dieser Stelle brach Maris ab, denn sie bemerkte, daß sich die Landfrau gar nicht dafür interessierte, daß dieses glückliche Ende nicht das tatsächliche Ende der Probleme war.
    „Die Flieger werden auf Thayos keine Schwierigkeiten mehr haben“, sagte die Landfrau. Maris wurde bewußt, daß die Landfrau die Gabe besaß, einen einfachen Satz wie die Ausrufung eines Gesetzes klingen zu lassen. „Hier werden Flieger … und Sänger respektiert.“
    „Eine weise Entscheidung“, sagte Maris.
    Als wäre sie gar nicht unterbrochen worden, fuhr die Landherrin fort: „Und du, Maris, wirst hier immer willkommen sein, falls du später einmal beabsichtigst, uns zu besuchen.“
    „Besuchen?“ Verwirrt verzog Maris das Gesicht.
    „Da du keine Fliegerin mehr bist, wirst du sicherlich mit dem Schiff reisen …“
    „Wovon sprichst du?“
    Die Landfrau sah verärgert aus, weil sie fortwährend unterbrochen wurde. „Ich weiß, daß du Thayos bald verlassen wirst, um nach Seezahn zu gehen und dort an der Holzflügler-Akademie zu unterrichten.“
    „Wer hat dir das erzählt?“
    „Ich glaube, Coll, der Sänger, war es. Ist das ein Geheimnis?“
    „Weder ein Geheimnis, noch eine Tatsache“, seufzte Maris. „Man hat mir einen Job in der Akademie angeboten, aber bis jetzt habe ich noch nicht zugesagt.“
    „Falls du auf Thayos bleibst, wäre das eine Ehre für uns, und die Türen meiner Festung werden dir immer offenstehen.“ Die Landfrau erhob sich und wiederholte noch einmal die anerkennenden Worte von vorhin. Auch Maris war aufgestanden, und beide tauschten noch ein paar Belanglosigkeiten aus, denen Maris aber keine Aufmerksamkeit schenkte, denn sie war mit ihren Gedanken ganz woanders. Dachte Coll, er könnte eine Idee in die Tat umsetzen, indem er davon sprach, als sei es eine Tatsache? Darüber mußte sie mit ihm reden.
    Aber als sie ihn wenige Minuten später draußen im Hof, in der Nähe des Tores traf, war er nicht allein. Bari war bei ihm und S’Rella, und sie trug ihre Flügel.
    Maris lief auf sie zu. „S’Rella, verläßt du uns?“
    S’Rella ergriff ihre Hand. „Ich muß. Die Landfrau möchte, daß ich eine Botschaft nach Deeth bringe. Ich habe ihr angeboten zu fliegen, denn ich muß nach Hause, in ein oder zwei Tagen hätte ich sowieso aufbrechen müssen. Ich wollte Jem oder Sahn einen so langen Flug ersparen, da ich ja doch in diese Richtung muß. Gerade habe ich Evan gebeten, dich zu suchen, weil ich mich von dir verabschieden wollte. Aber es soll kein trauriger Abschied werden, da wir uns ja bald in der Akademie wiedersehen werden.“
    Maris sah Coll an, aber der tat so, als bemerkte er es gar nicht. Sie sagte zu S’Rella: „Ich habe dir gesagt, daß ich mein Leben auf Thayos beschließen will.“
    S’Rella blickte verwundert drein. „Dann hast du deine Meinung geändert? Nach allem, was passiert ist? Du weißt, daß sie dich in der Akademie brauchen, jetzt mehr denn je. Inzwischen bist du eine Heldin!“
    Maris verzog das Gesicht. „Ich kann das nicht mehr hören! Warum bin ich eine Heldin? Was habe ich denn getan? Ich habe die Dinge ein wenig hinausgezögert, aber nichts ist geklärt. Du solltest es am besten wissen, S’Rella!“
    S’Rella schüttelte ungeduldig den Kopf. „Schweif nicht ab. Wie war das noch mit deiner Rede über den Sinn des Lebens – wie kannst du einer Sache den Rücken kehren, für die du bestimmt bist? Du hast selbst zugegeben, daß du als Heilerin nichts taugst, was willst du also in Thayos? Was willst du jetzt mit deinem Leben anfangen?“
    Maris hatte sich diese Frage selbst gestellt. Ganze Nächte hatte sie wach gelegen und darüber nachgedacht. Jetzt sagte sie ganz ruhig: „Ich werde hier eine Aufgabe finden. Vielleicht hat die Landfrau etwas für mich.“
    „Das ist die reinste Verschwendung! Maris, du wirst in der Akademie gebraucht. Du gehörst dorthin. Selbst ohne die Flügel bist du eine Fliegerin, das bist du immer gewesen und wirst du immer sein. Ich dachte, du wüßtest das!“
    Tränen standen in S’Rellas Augen. Maris fühlte sich gefangen, denn sie hatte nicht darüber
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