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Killer im Kopf

Killer im Kopf

Titel: Killer im Kopf
Autoren: Jason Dark
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Sekunden dehnten sich, und sie wollte die Frage schon wiederholen, als sie ihn hörte.
    Er lachte.
    Leise, kichernd und auch hämisch. Komischerweise fühlte sich Sheila sogar erleichtert, als sie das Lachen hörte. Es war auch nicht weit weg vom Fenster aufgeklungen. Sie konnte sich vorstellen, daß der andere direkt darunter hockte.
    »Zufrieden, Sheila?« höhnte er.
    »Nein, nein…«
    »Warum nicht?«
    »Was willst du?«
    »Kannst du dir das nicht denken?«
    »Nein, ich…«
    »Aber Sheila, du enttäuscht mich.« Seine Stimme klang wie die eines Lehrers, der einem guten Schüler erklären mußte, daß seine Klassenarbeit die schlechteste war. »Du enttäuscht mich wirklich. Hast du mich denn vergessen?«
    »O ja!« flüsterte sie. »Ich habe dich vergessen. Und ich bin auch froh, daß es mir gelungen ist.«
    »Ich dagegen habe dich nicht vergessen. Ich konnte dich nicht vergessen, deshalb bin ich zurückgekehrt.«
    »Geh wieder weg, Ray. Das hier ist keine Welt für dich. Nein, nicht hier. Verschwinde wieder! Das ist alles nicht mehr dein Bier. Du solltest dich schämen. Du solltest dir einen anderen Platz aussuchen. Geh wieder dorthin, wo du hergekommen bist, verflucht noch mal! Misch dich nicht in mein und in das Leben meiner Familie ein. Hast du gehört?«
    »Das habe ich.«
    »Dann richte dich danach.«
    Er lachte wieder, und Sheila wußte, daß er sich nicht danach richten würde. »Ich denke anders darüber, Sheila, und ich will dir auch den Grund nennen. Dein Leben ist jetzt mein Leben, und mein Leben ist dein Leben.«
    »Niemals!«
    »Meinst du wirklich? Denkst du denn, du könntest mich wieder so vertreiben wie damals, als du mir das Zeug ins Gesicht gekippt hast? Das war es, Sheila. Du hast nicht gewußt, wie sehr ich dich verehrt und geliebt habe. Du hast dich über mich lustig gemacht. Du hast mich nicht mal angeschaut, aber ich – ich hätte alles für dich gegeben.«
    »Klar, auch eine Vergewaltigung.«
    »Es war die Folge deines Nichtinteresses an mir. Ich konnte es nicht hinnehmen, verstehst du? Mein Ego war dadurch zerstört worden, und ich mußte es aufpolieren.«
    »Durch Gewalt!« stieß sie hervor.
    »Erst später, erst viel später, denn ich habe dir Chancen genug gegeben. Du hast sie nur nie genutzt. Du hast mich übersehen, wie all die anderen Mädchen auch. Ihr habt euch über mich lustig gemacht. Über meinen kahlen Kopf, den mir eine Laune der Natur gegeben hat. Aber später hat es mir nichts mehr ausgemacht, so herumzulaufen. Andere fanden mich sexy, und ich habe bekommen, was ich brauchte.«
    Er kicherte. »Viele Frauen. Aller Rassen und Hautfarben. Ich nahm sie mir, und ich war der große Herrscher.«
    »Dann hättest du ja zufrieden sein können.«
    »War ich aber nicht. Ich befand mich in der Fremde. Ich kenne die halbe Welt. Ich habe mich als Söldner durchgeschlagen, ja, ich war ein bezahlter Killer, und ich habe verdammt gut verdient. Ich habe auch gelernt, Sheila, sehr viel sogar. Man hat mir alles beigebracht, was man wissen muß. Ich habe viel Vertrauen geschenkt bekommen, sehr viel sogar, und ich muß dir sagen, daß ich nichts vergessen habe. Immer wieder habe ich zugehört und mein Wissen verbessert. Ich erfuhr Dinge, die anderen verborgen geblieben sind. Ich kam mit Zauberern und Gurus zusammen. Mit Voodoo-Priestern ebenso wie mit Medizinmännern in Afrika, und ich traf in den USA auf einen Menschen, der es schaffte, bei mir die Grenzen einzureißen. Ich lernte, daß man andere Menschen auch beeinflussen kann. Daß es Kräfte gibt, die jenseits der normalen Sinne liegen, übersinnliche, verstehst du?«
    »Sehr gut.«
    »Du hast sie gespürt, nicht?«
    Diesmal nickte Sheila, obwohl es der andere nicht sehen konnte. Obwohl sich die Hausmauer zwischen ihnen befand, kam es ihr vor, als würde sie Riotta gegenüberstehen. Die Mauer war sicherlich kein Hindernis, aber das war ihr jetzt egal. Er hatte ja so recht gehabt, so verdammt recht. Sie brauchte nur die letzten Wochen Revue passieren zu lassen und an sich zu denken. Da war es doch gewesen. Da hatte sie den Kontakt mit dem anderen gespürt. Da war er in ihren Kopf eingedrungen.
    Da hatte er ihr die Botschaft gesandt. Ihre Ängste waren nicht aus dem Nichts gekommen. Sie hingen nicht mit ihrer Familie zusammen, wie Sheila schon gedacht hatte, sie waren auf diesen Riotta zurückzuführen gewesen. Er hatte sie lange genug unter Kontrolle gehalten und beobachtet. Ob aus der Nähe, ob aus der Ferne, immer wieder hatte er den
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