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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel
Autoren: Eloisa James
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stark an Esme erinnerte. Das musste wohl die Erklärung dafür sein, dass sie, Helene, so ungewöhnlich offen war.
    »Mit dem größten Vergnügen, aber nur, wenn Sie mich Bea nennen. Soweit ich es verstehe, wünschen Sie nicht, dass Ihr Gemahl in Ihrem Leben eine … tatkräftige Rolle spielt.« Sie bemühte sich um Feinfühligkeit. Zartsinn war nicht gerade eine ihrer Stärken.
    Helene stieß ein kurzes, fast ruppiges Lachen aus. »Richtig.«
    »Ich an Ihrer Stelle würde es ihn entgelten lassen. Ich würde dafür sorgen, dass er es bitter bereut, jemals mein Bett verlassen zu haben. Und gleichzeitig würde ich ihm deutlich machen, dass es nicht die leiseste Hoffnung auf Rückkehr gibt.«
    »Mein ist also die Rache?«, fragte Helene erstaunt. Der Gedanke an Rache behagte ihr sehr. Es gab Tage – wie zum Beispiel den, als Rees seine Dirne in der familieneigenen Opernloge präsentiert hatte –, an denen sie von dem Wunsch beherrscht wurde, ihm ernstlich Schaden zuzufügen.
    »Ganz recht.« Bea nickte begeistert. »Zudem ist Rache nicht nur an sich süß, sondern auch eine Quelle des Vergnügens. Sie, Lady Godwin …«
    »Helene.«
    »Helene«, wiederholte Bea gehorsam. »Sie genießen einen Ruf, von dem wir anderen hier nur träumen können.«
    Helene blickte sich im Salon um. Es stimmte: Bea, Lady Arabella und vor allem Esme konnte man wohl kaum als Inbegriffe der Schicklichkeit bezeichnen. »Aber Esme ist gerade dabei, ein neues Leben zu beginnen«, protestierte sie. »Sie träumt davon, eine tugendhafte Ehefrau, vielmehr Witwe, zu werden.«
    Bea zuckte die Achseln. »Lady Rawlings mag nach einem keuschen Ruf streben, ich jedoch mit Sicherheit nicht. Und auch bei Arabella kann ich diesen Ehrgeiz nicht entdecken. Worauf ich hinauswill, ist Folgendes: Sie sind höchst schamlos von einem Mann gekränkt worden, und dennoch sind Sie die Vorsichtigste von uns allen. Ich an Ihrer Stelle wäre in Zukunft etwas mutiger und würde meinem Mann einen Liebhaber präsentieren.«
    »Das täte ich vielleicht auch, wenn es ihm etwas ausmachte. Aber Rees würde sich den Teufel darum scheren.«
    »Unsinn! Männer sind wie Hunde: Auch wenn sie selbst kein Heu fressen, wollen sie die Futterkrippe für sich haben. Wenn Sie eine Affäre hätten und auch in der Öffentlichkeit keinen Hehl daraus machten, würde ihm die Galle überlaufen«, dozierte Bea genussvoll. Es war befriedigend zu sehen, mit welcher Hingabe die Gräfin lauschte. »Ganz abgesehen von der Tatsache, dass Sie sich bestens amüsieren würden.«
    »Ach, du meine Güte!«, rief Helene aus. Dann breitete sich wieder ein Lächeln über ihr ganzes Gesicht aus. »Die Vorstellung, dass ihm die Galle überliefe, gefällt mir ungemein.«
    »Ihr Ehemann hat von allem das Beste bekommen«, fuhr Bea gnadenlos fort. »Er hat seine Opernsängerin und er hat Sie. Alle Welt weiß, dass Sie ihm treu sind.«
    Helene biss sich nachdenklich auf die Lippen. »Das Problem ist nur, dass ich erst irgendwo einen Liebhaber auftreiben müsste«, überlegte sie.
    »Ganz recht!« Bea lächelte sie an. »Sie haben nichts zu verlieren als Ihren guten Ruf, und was hat er Ihnen bisher eingebracht?«
    »Achtbarkeit?«
    Aber Bea wusste, dass sie die Gräfin an der Angel hatte. Sie schwieg und betrachtete Helene von ihrem Zopfkranz bis zu den Schuhspitzen. Und Beas Blick sprach Bände.
    »Ich glaube, auf der Schule haben sie mich vor Frauen wie Ihnen gewarnt«, sagte Helene.
    Bea blinzelte so heftig, dass die Aufmerksamkeit auf ihre langen Wimpern gelenkt wurde. »So jung und doch schon den Teufel im Leib?«
    »Etwas in der Art.« Doch Helene war unsanft auf die Erde zurückgekehrt. Sie schaute wieder in die Tiefen ihres Sherryglases. »Ich hege jedoch nicht die leiseste Hoffnung, einen Mann so zu fesseln, dass ich mit ihm eine Affäre beginnen könnte. Seit Jahren habe ich keinen amourösen Antrag mehr erhalten. Fast glaube ich, mein Mann war der Erste und zugleich der Letzte, der etwas von mir wollte.«
    »Unsinn. Männer gibt es überall!« Bea lächelte ermutigend.
    Vielleicht für eine Frau wie dich,
dachte Helene bedrückt.
Du erhältst gewiss tagtäglich Anträge dieser Art.
    »Wobei ich zugeben muss, dass die Männer auf dieser Party eher dünn gesät sind«, fuhr Bea fort. »Was ist mit diesem – diesem Politiker, den Arabella zu uns aufs Land beordert hat? Ich habe seinen Namen vergessen.« Sie nickte in seine Richtung.
    »Mr Fairfax-Lacy?« fragte Helene. »Ich weiß nicht, ob er der Richtige
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