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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung
Autoren: Mia Morgowski
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Ich brauche weder eine neue Frisur noch neue
     Klamotten, und meine gründliche Recherche im Internet ergibt, dass auf dem Gebiet «Single-Event-Reisen» für den Zeitraum von
     drei Tagen (Montag bis Mittwoch) ein Angebot besteht, das sich nur als defizitär beschreiben lässt. Höchstens ein ordentlicher
     Schlagabtausch beim Golf scheint mir eine geeignete Ablenkung. Aber auch eine neue Mitgliedschaft plus Platzreife und Handicap
     zehn ist so schnell nicht machbar, lässt mich der virtuelle Trainer im Internet wissen.
    Es hilft alles nichts, ich werde das Warten abbrechen und bis Donnerstag ein ganz normales Leben führen müssen.
    Erneut gerate ich in Versuchung, bei Jennifer anzurufen, um mir von ihr die Wartezeit etwas versüßen zu lassen. Sie klang
     immerhin so, als hätte sie haufenweise gute Ideen, was man gemeinsam so unternehmen könnte. Aber ich will es lieber nicht
     riskieren, vor Donnerstag noch ein einziges Mal mit einer Frau an meiner Seite gesehen zu werden, und sage daher vorsichtshalber
     auch der Putzfrau ab.
    Stattdessen beschließe ich todesmutig, einfach mal den Anrufbeantworter abzuhören. Vielleicht hat das Blatt sich ja gewendet,
     und ich komme statt in den Saturn ins Sternzeichen «Glückspilz». Immerhin zeigt sich Elisa schon mal gesprächsbereit, eventuell
     wurde mir also auch noch gar nicht gekündigt. Mal sehen. Eines kann ich nämlich mit Bestimmtheit sagen: Folter, Kündigung,
     Gehaltskürzung – das alles scheint mir ein Kinderspiel gegen dieses sinnlose Zeittotschlagen.
    Mein Band hat 20   Nachrichten – allesamt von Klaus – aufgezeichnet, ehe der Speicher voll war. Und ich kann von |286| Glück sagen, dass ich so ein antiquiertes Modell am Start habe, denn während es sich bei Klaus’ erster Mitteilung noch um
     die besorgte Frage nach meinem Gesundheitszustand handelte, war die letzte im Ton dann doch schon recht harsch.
    «Tom, du dämlicher Idiot, ruf sofort zurück, wenn du dies abhörst. Rolf will – piiiiiep.» Tja, die Information, was Rolf will,
     werde ich mir wohl persönlich abholen müssen. Was könnte es sein? Rolf will   … dich was fragen?   … dir das Herz rausreißen?   … dich mit seiner schwarzen Mamba bekanntmachen?
    Morgen werde ich mich all diesen Wünschen von Rolf stellen, immerhin könnte es ja auch heißen: «Rolf will   … mit dir deinen neuen Firmenwagen abstimmen.» Außerdem muss ich dann nicht länger hier rumhängen und auf Donnerstag warten.
     Stattdessen kann ich den Tag sinnvoll nutzen, mich über meine Kündigung ärgern, meinen Schreibtisch räumen, zum Arbeitsamt
     gehen und mit Headhuntern telefonieren. Dann ist auch schon fast Mittwochabend, und es ist nur noch eine verdammte Nacht,
     bis ich Elisa wiedersehe.
     
    Fast bin ich ein bisschen enttäuscht, als ich zur Agenturtür hereinkomme und nichts passiert. Klaus sitzt verhuscht und verheult
     wie immer auf seinem Posten und bemüht sich nach Kräften, mich zu ignorieren. Ein sinnloses Unterfangen, da er mit Sicherheit
     brennend daran interessiert ist, warum ich zwei Wochen nicht zur Arbeit erschienen bin. Mein Büro sieht jedenfalls aus, als
     wäre es noch mein Büro, und kaum habe ich die Tür hinter mir geschlossen, da klopft Klaus auch schon von außen dagegen.
    |287| Das ist jetzt vielleicht ein bisschen eklig, aber ich finde, in diesem Fall heiligt der Zweck die Mittel: Ich spucke mir in
     die Hand, verschmiere alles um meinen Mund und drehe mich mit halbgeschlossenen Lidern zu Klaus um, als dieser vorsichtig
     die Bürotür öffnet. Mit sabberndem Mund presse ich zwischen den Zähnen hervor:
    «Komm bloß nicht näher, ich hab mich noch nicht ganz unter Kontrolle.»
    Dann murmele ich etwas von offener Tbc, Tropeninstitut und Dekontaminierung, verschlucke mich allerdings dabei an meiner eigenen
     Spucke.
    Der anschließende Hustenanfall klingt so todbringend, dass Klaus erschreckt wieder nach draußen hopst und angewidert die Glastür
     hinter sich zuknallt. In sicherer Entfernung bleibt er jedoch stehen und versucht mir mit diversen kreativen Zeichen verständlich
     zu machen, ich solle mich bei Rolf melden. Tja, dann ist es also so weit. Finito. In schätzungsweise fünf Minuten passt mein
     Agenturleben in einen ausrangierten Pappkarton.
    Wild gestikulierend, weil immer noch hustend, mache ich mich auf den Weg in Rolfs Büro. Klaus springt wie ein Rehlein zur
     Seite, als ich die Tür öffne, und huscht eilig ins Nachbarzimmer. Den bin ich wohl für heute
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