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Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Titel: Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)
Autoren: Nicholas Sparks
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einem Blizzard feststecken, ehe ich mir langsam Sorgen machen müsste.
    Mein Problem ist allerdings, dass ich in North Carolina wohne. Und normalerweise fahre ich – außer zu einem jährlichen Ausflug in die Berge, meistens im Sommer – nicht weiter als ein paar Kilometer von zu Hause fort. Deshalb habe ich keine solche Ausrüstung dabei, wobei mich etwas tröstet, dass mir selbst ein tragbares Hotel im Kofferraum nichts helfen würde. Die Böschung ist vereist und steil, weshalb ich ihn unmöglich erreichen könnte, selbst wenn sich darin die Reichtümer Tutenchamuns be fänden. Gänzlich unvorbereitet bin ich dennoch nicht. Vor der Abfahrt habe ich eine Thermoskanne Kaffee, ein Sand wich, Trockenpflaumen und eine Flasche Wasser eingepackt. Den Proviant hatte ich auf den Beifahrersitz gelegt, neben den Brief, den ich geschrieben habe, und obwohl die Sachen durch den Unfall umhergeschleudert wurden, ist es ein Trost zu wissen, dass alles noch im Wagen ist. Wenn der Hunger allzu groß wird, werde ich versuchen, den Proviant zu finden, wobei mir natürlich bewusst ist, dass essen oder trinken einen Preis hat. Was reinkommt, muss auch wieder hinaus, und noch weiß ich nicht, wie das gehen soll. Mein Rollator liegt auf dem Rück sitz, und der steile Abhang würde mich ins Grab schleu dern. Bei meinen Verletzungen kommt eine Notdurft nicht infrage.
    Was den Unfall betrifft: Ich könnte eine aufregende Geschichte über vereiste Fahrbahnen erfinden oder einen wütenden, frustrierten Fahrer beschreiben, der mich von der Straße gedrängt hat, aber so war es nicht. Vielmehr war es so: Es war dunkel und fing an zu schneien, dann schneite es stärker, und plötzlich war die Straße einfach verschwun den. Ich nehme an, dass ich in eine Kurve gefahren bin – ich sage, ich nehme an, denn selbstverständlich habe ich keine Kurve gesehen –, und ehe ich michs versah, krachte ich durch die Leitplanke und schlitterte die steile Böschung hin ab. Jetzt sitze ich hier allein im Dunklen und frage mich, ob der Wettersender wohl irgendwann einen Bericht über mich zeigen wird.
    Ich kann nicht mehr durch die Windschutzscheibe sehen. Obwohl es mir Höllenqualen bereitet, schalte ich die Scheibenwischer an, ohne etwas zu erwarten, doch kurz darauf schieben sie den Schnee zur Seite und hinterlassen eine dünne Eisschicht. Sie kommt mir erstaunlich vor, diese vorübergehende Normalität, aber widerstrebend schalte ich die Scheibenwischer wieder aus, und auch die Scheinwerfer, wobei ich ganz vergessen hatte, dass sie noch an waren. Ich sage mir, dass ich die Batterie lieber schonen sollte, falls ich die Hupe noch brauche.
    Ich verändere meine Position und spüre einen Blitz schlag vom Arm bis hinauf ins Schlüsselbein. Die Welt wird schwarz. Folterqualen. Ich atme ein und aus, warte darauf, dass der weiß glühende Schmerz vergeht. Bitte, lieber Gott. Nur mit Mühe unterdrücke ich einen Schrei, aber dann, wunderbarerweise, lässt der Schmerz allmählich nach. Ich atme gleichmäßig, versuche, die Tränen zurückzuhalten, und als es endlich vorbei ist, bin ich erschöpft. Ich könnte bis in alle Ewigkeit schlafen und niemals mehr aufwachen. Ich schließe die Augen. Ich bin müde, so müde.
    Seltsamerweise fällt mir Daniel McCallum ein und der Nachmittag des Besuchs. Ich stelle mir das Geschenk vor, das er hinterlassen hat, und während ich wegdöse, über lege ich träge, wie lange es wohl dauern wird, bis mich jemand findet.
    » I ra.«
    Zuerst höre ich es wie im Traum, undeutlich und verzerrt, ein Unterwassergeräusch. Es dauert einen Moment, bis ich begreife, dass jemand meinen Namen sagt. Aber das kann nicht sein.
    »Du musst aufwachen, Ira.«
    Meine Augenlider flattern hoch. Auf dem Sitz neben mir sehe ich Ruth, meine Frau.
    »Ich bin wach«, sage ich, den Kopf immer noch auf dem Lenkrad. Ohne meine Brille, die ich bei dem Aufprall verloren habe, ist Ruths Bild konturenlos, wie ein Geist.
    »Du bist von der Straße abgekommen.«
    Ich blinzle. »Ein Irrer hat mich von der Fahrbahn gedrängt. Ich bin auf eine Eisfläche gefahren. Ohne meine Katzenreflexe wäre es noch schlimmer ausgegangen.«
    »Du bist von der Straße abgekommen, weil du blind wie ein Maulwurf und zu alt zum Autofahren bist. Wie oft habe ich dir gesagt, dass du am Steuer eine Gefahr bist?«
    »Das hast du nie gesagt.«
    »Hätte ich aber besser. Du hast die Kurve nicht einmal bemerkt.« Sie macht eine Pause. »Du blutest.«
    Ich hebe den Kopf an, wische mir mit
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