Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale
Autoren: Andy Mangels
Vom Netzwerk:
zwischen den Weiden und Zypressen, während er vorsichtig die schmalen Steinstufen entlangschritt. Schon bald hatte er die Beete erreicht, die ihn durchs Fenster angelockt hatten. Bei näherer Betrachtung sah er, dass der Garten nicht so gepflegt war, wie er sein sollte. Die vielarmigen Ausläufer einer Kletterpflanze hatten sich zwischen die Kürbisse, Schoten und Kartoffeln geschlichen, listig wie die Jem’Hadar.
    Wir können Raumschiffe ans Ende der Galaxis schicken, aber wenn’s um Unkraut geht, sind wir machtlos. Der Gedanke hatte etwas Beruhigendes.
    Joseph ließ sich ächzend auf die Knie sinken und wartete, bis sein Herz nicht länger protestierte. Nach ein paar Minuten fühlte er sich besser, grub die Hände in die dunkle Erde und begann, zu arbeiten.
    Gabrielle Vicente nutzte den Notfallschlüssel, den Judith Sisko ihr beim letzten Osterbesuch heimlich zugesteckt hatte, um ins Haus zu gelangen. An jenem Tag hatte Mr. Siskos Tochter alle Mitarbeiter des Restaurants gebeten – natürlich in Abwesenheit ihres Vaters –, ein Auge auf Joseph zu haben. Gabrielle war schon früh aufgefallen, wie sehr der alte Mann abbaute, seit er vergangenes Thanksgiving vom Verschwinden seines Sohnes erfahren hatte. Etwa vier Monate später wurde zudem der Enkel Jake als vermisst erklärt, was Mr. Siskos Verfall nur beschleunigte.
    Als sie nun ins Foyer trat, rechnete sie mit dem Schlimmsten. »Mr. Sisko?«
    Keine Antwort. Abgesehen vom Geräusch ihrer flachen Schuhe auf dem alten Holzboden war es im ganzen Haus totenstill. Gabrielle verdrängte den beunruhigenden Gedanken sofort.
    Wieder und wieder rief sie seinen Namen, während sie durch das große Wohnzimmer zur Küche gelangte. Auf der Arbeitsfläche neben der Spüle stand eine Tasse Kaffee, der noch warm war, wie ihr eine Berührung verriet. Gabrielle seufzte erleichtert.
    Dann hob sie den Blick und sah durchs Fenster zum Gemüsegarten.
    Joseph Sisko lag bäuchlings im Dreck. Stumm und reglos.

KAPITEL 27

    Logbuch des Captains, Sternzeit 53581,0
    Die Defiant hat die Hälfte ihrer Forschungsmission hier im Gamma-Quadranten hinter sich gebracht. Nun, da wir uns von jenem mysteriösen Objekt entfernen, dessen Status als Kathedrale oder Anathema ich zur finalen Klärung klügeren Geistern überlassen möchte, führt uns unser neuer Kurs über System GQ-12475 hinaus und bringt uns dem hiesigen Schlund des Wurmlochs wieder näher. Wir sind auf der Heimreise.
    Doch unsere Untersuchungen dieses weitestgehend unerforschten Teils der Galaxis sind weit davon entfernt, als beendet zu gelten. Die neue Flugbahn bringt die Defiant in Dutzende von Sektoren, die kein Humanoide des Alpha-Quadranten je zuvor gesehen hat. Die Wunder und Schrecken der vergangenen Wochen haben sich nicht negativ auf den Willen der Besatzung ausgewirkt, zu sehen, was hinter dem nächsten Hügel auf sie wartet. Und dann dem übernächsten. An Bord herrscht eine allgemeine Stimmung der Vorfreude, die ich nur als belebend beschreiben kann. Sogar – oder besser: besonders – unter denen, deren Existenz von unserer Begegnung mit der fremdartigen Kathedrale am nachhaltigsten beeinflusst worden ist: Lieutenant Ezri Dax, Erster Offizier der Defiant , der Leitende Medizinische Offizier Julian Bashir und Lieutenant Nog, mein Chefingenieur.
    Die Messungen und Holoaufnahmen, die der Besatzung von der Kathedrale vorliegen, sollten die besten Physiker und Architekten der Föderation mindestens einige Jahrzehnte beschäftigt halten – wenn nicht sogar die Psychiater. Ich selbst ertappe mich bei dem Wunsch, das ganze Ding ins Schlepptau und mit nach Hause zu nehmen. Aber dann entsinne ich mich des Wahnsinns, den es unter den meinen erzeugt hat.
    Sowohl die D’Naali als auch die Nyazen – zwei ansässige Völker, die seit Jahrtausenden bewaffnete Flotten verwendeten, um ihren Besitzanspruch geltend zu machen – haben Anspruch auf die Kathedrale erhoben. Ich bin überzeugt, dass weitere Besuche vonseiten der Sternenflotte unangebracht sind. Keine der Fraktionen will uns hier, zumindest momentan nicht. Der Tag mag kommen, an dem die D’Naali und die Nyazen einen Kompromiss finden und uns einladen, nach der Lösung des Rätsels zu suchen. Bis dahin empfehle ich dem Flottenkommando und dem Föderationsrat aber, sich aus dieser Sache herauszuhalten. Gnade sei der Besatzung, die als Nächstes unverhofft hineinstolpert.
    Julian Bashir stand auf der Brücke der Defiant , als Vaughn seinen Logbucheintrag beendete. Auf dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher