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Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft

Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft

Titel: Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft
Autoren: Feridun Zaimoglu
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kennen keine ästhetik.

So viel Scheiße, wie’s gibt, kann die Erde nischt fressen
Rahman, 24, »Flohmarktdisco«
    Glaub ja nischt, daß sowas ’n wert hat, aber von mir aus kannst ja hörn, was abgeht hier bei mir. Seit’n paar jahren kreuz ich hier im laden auf, das geht klar, stimmt auch die mucke, und die kumpel reißen den abend ab, wo sie nischt haben, was sie abhält, arbeit und so, mein ich. Is klar, ne piekfeine schicht mit von morgens bis abends mein ich, und die schule is scheiße, mit deren ihr abgang reißt sich kein bonze nischt um sie, die holen’s klima, was im schuppen herrscht, wenn man ’n stück kraft schnappen will und zu haus ist’s rauh, dann taucht man halt ab, wo andre hänger eben was mischen und ne gang sind. Gang is nischt so ne krimibande, räuber und so is nischt, halt denken doch alle, wenn wir vor der tür mal eben im freien sind: ne runde kümmel, und einer geht über die straße und holt ’n paar dosen zischbier, und wir vertreten die ollen beine, so läuft das bei mir. Es sind paar heiße jungs, die schaun schlimm bös, und die wollen, daß man sie reizt, aber in ordnung sind die, klar, wenn die prols ’n lauten machen, kriegen unsre jungs ’n kick, das kommt so über sie wie ne olle fransige decke, was wir nischt haben, holen wir uns, wo die doch im eimer sind, mann, und die kraft, die sie über haben, werden die doch nimmer los und nehmen können die’s auch nischt wie’s kommt, da denkt doch jemand mit’m markigen puls, was steh ich rum ohne, daß was abgeht, wenn nischt is, klar, nischt, was die mal den kopp gegenballern, was die mahlen mit’m kiefer zu mehl, dies nischt is’n deibel und der wirft die haken aus, daß se man tüchtig verfangen und das, bruder, reißt die lappen weg, verstehste, deinen ollen kram, was du in dir hast und nischt in die tonne kloppst, wär ja weg vom deibel sein haken geluchst. Die jungs straffen denn da ne schnur und dort ne schnur und sagen: is mein revier, schöne gute erde, und wer da’n fuß setzt, kippt gleich man um zur übung, daß er weiß, wer da die herde hüten tut und herr is über’n hieb. Bruder, unsre paar protze sind in ner miesen materie, und die haben ’n band um’n schwarzen hals, wo du man führen kannst, weil ne leine is was für die lausigen tölen, wo die deutschen in’n park zerren, und scheißen tun die viecher mächtige brezeln da voll aufs gras und stecken’s blöde maul in’n matsch, das is ja hier ganz doll kacke, muß ich wohl sagen, so viel scheiße, wie’s gibt, kann die erde nischt fressen. Tja, bruder, ’s rätsel liegt unter sieben knoten, und wer’s man hochhieven will, gibt nach nem knoten auf, is halt schwer zu gründen, wie man’s löst und was’n fehler is. Kriegst’n ratsch im kopp vom vielen brüten und latschst als hirni, der da denkt, daß jeder übel will und alles wild is, die protzer wollen olles gold um’s gelenk, mit’m anständigen haarschnitt und schneidgen klamotten herrlich im edelblech lungern, und die tussi, daß jedem macker die hose aufplatzt, aber du bis der king, der mit der ollen poppt, und in’n ausschnitt langen, daß die sonne aufgeht, bruder, das is macht, ne verfickte macht, wo in dir steckt und um dich is, und die kerls haben respekt, wo dich zur größe macht, du bis wie’n marmorgott inner halle, da kann dir der olle pöbel nischt anhaben, du bist viel zu viel fern und richtig gemacht.
    Bruder, das meiste, was ich sehe, is, als hätt man die birne rausgedreht, und was vorher so voll hell war, daß man wußte: da is die matte, wo ich mich hinhau, und da von mir aus der olle pißpott, und wieder da is ne scheibe brot, also, als wär ne fiese hand an’n schalter gegangen, und die prima helle schose is futsch. Sie is halt da, nur du tappst wie blinde nuß durchs enge blöde zimmer und knallst da rum, weil da nur kanten sind, wo dich am fleisch schrammen. Is ne spezisicht von mir, daß’s blind und immer blinder zugeht, aber so, klar, sieht’s eben aus: alle welt knallt mit ner ecke und weil’s nischt hell abgeht, gibt’s zunder im kaff. Die alemannen knallen nischt, die kriegen’s als kleingören mit, wo sie in ne windel scheißen, daß sie man schön einfach nischt sich von der stelle rührn, bis es
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