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Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)

Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)

Titel: Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)
Autoren: Christian Gude
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ich in der künftigen Ménage-à-trois? Brauchen Sie Verstärkung?
Einen zweiten Mann an der Couch als Leibwächter?
     
    Klient: Er hat
vor sechs Wochen die Analyse ohne Vorwarnung abgebrochen. Seitdem ist er weder telefonisch
noch schriftlich oder per Mail zu erreichen. Ich habe seinen Hausarzt kontaktiert,
der ihn an mich vermittelt hat. Er hat sich dort für zwei Monate im Voraus Rezepte
für seine Medikamente ausstellen lassen.
     
    Detektiv: Und
jetzt wollen Sie, dass ich nach ihm suche? Sie beauftragen für jeden Patienten,
der ohne Erklärung die Analyse abbricht und nicht erreichbar ist, einen Detektiv?
Das können Sie mir nicht erzählen. Klingt zu sehr nach Arztserie. Nach dem aufopfernden
Chefarzt, der neben dem Raucherbein auch noch die zerrüttete Ehe des Patienten rettet.
     
    Klient: Natürlich
nicht. Dieser Patient ist, wie gesagt, eine besondere professionelle Herausforderung
für mich.
     
    Detektiv: Und
warum ich? Warum nicht die Polizei? Eine Vermisstenanzeige. Ist doch naheliegend.
Und billiger für Sie!
     
    Klient: Weil
ich unter ärztlicher Schweigepflicht stehe. Weil ich all das, was ich Ihnen gerade
erzählt habe, der Polizei berichten müsste. Weil die Polizei nach einem Volljährigen
erst dann fahndet, wenn begründeter Verdacht besteht, dass sein Verschwinden in
irgendeinem Zusammenhang mit einer Straftat oder einem drohenden Suizid steht. Weil
die Polizei ihm Fragen stellt, wenn sie ihn findet, anstatt mir einfach diskret
Meldung zu erstatten. Aber was erzähle ich Ihnen, Sie waren ja Polizist. Reichen
Ihnen diese Gründe nicht? Natürlich würde ich meine ärztliche Schweigepflicht selbst
verletzen, sobald ich Ihnen seinen Namen verrate. Aber da Sie mir gegenüber zur
Vertraulichkeit verpflichtet sind, bleibt der Kreis der Eingeweihten klein.
     
    Detektiv: Was
ist mit seinen Angehörigen? Eltern, Freunde? Vielleicht haben die längst die Polizei
kontaktiert.
     
    Klient: Seine
Mutter lebt hier in Darmstadt, aber ich kenne weder ihre Adresse noch ihre Telefonnummer.
Von anderen Angehörigen hat er nie gesprochen. Aber seien Sie vorsichtig, wenn Sie
sie kontaktieren, ich glaube, er hat ihr nie von der Transplantation erzählt.
     
    Detektiv: Seine
eigene Mutter weiß nichts von der Herztransplantation ihres Sohnes? Machen Sie Witze?
Er muss vor der Operation monatelang schwerstkrank und bettlägerig gewesen sein,
sonst wäre er niemals auf der Warteliste so weit nach vorn gerückt.
     
    Klient: Fragen
Sie mich nicht, wie er das gemacht hat. Mein Eindruck war, dass er niemandem in
seinem sozialen Umfeld davon erzählt hat. Was seine körperliche Schwäche vor der
Transplantation und die langen Klinikaufenthalte angeht, muss er sich irgendwelche
Erklärungen ausgedacht haben. Vielleicht hat er seit Jahren keinen Kontakt zu seiner
Mutter. Keine Ahnung, alles nur Vermutungen …
     
    Detektiv: Sie
erwähnten eben seinen Sachbearbeiter bei der Arbeitsagentur. Er ist also arbeitslos?
     
    Klient: Exakt.
Schön zu sehen, wie schnell Sie sich in die Materie hineindenken.
     
    Detektiv: Ihnen
ist klar, dass ich für meine Dienstleistungen Geld nehme? Und die Krankenkasse von
Monsieur X wird meine Rechnungen ja wohl kaum übernehmen.
     
    Klient: Ich
schließe aus Ihrem Themenwechsel, dass Sie grundsätzlich an diesem Auftrag interessiert
sind. Das freut mich. Welchen Tarif berechnen Sie denn üblicherweise?
     
    Detektiv: 900
Euro Tagessatz. Plus Spesen.
     
    Klient: Hmm.
Ihr Tagesfixum entspricht sicher den Standards in der Schwarzen Serie. Aber es bietet
natürlich keine gute Motivationsgrundlage für eine zeitnahe und erfolgsorientierte
Bearbeitung des Auftrages.
     
    Detektiv: Sie
sind ganz sicher Psychoanalytiker? Das klingt eher nach Generation BWL. Ein wenig
erinnern Sie mich gerade an meinen früheren Vorgesetzten.
     
    Klient: Man
muss die Dinge einfach trennen können. Mir schwebt da eher eine erfolgsbasierte
Pauschale vor, sagen wir in Höhe von 3.000 Euro inklusive sonstiger Aufwendungen.
Ist das für Sie akzeptabel? Ich darf Ihr Lächeln als Zustimmung interpretieren?
Prima. Sein Name ist Gerd Welders. In diesem Umschlag finden Sie meine Telefonnummer
und alle Informationen über ihn, die mir zur Verfügung stehen.
     
    Detektiv: Sagen
wir fünf. Plus Spesen.
     
    Klient: Vier
inklusive. Mein letztes Wort.
     
    Detektiv: Handeln
Sie mit Ihren Patienten auch so gnadenlos über Ihr Honorar? Aber gut, Vier inklusive.
Ich rufe Sie an, wenn ich erste Ergebnisse habe.
     
    Klient: Gerne!
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