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Julia Gold Band 0045

Julia Gold Band 0045

Titel: Julia Gold Band 0045
Autoren: Emma Darcy , Alexandra Sellers , Stephanie Howard
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neben ihr stehen blieb. Beim besten Willen konnte sie sich nicht vorstellen, was er von ihr wollte, und es stand ihr auch nicht zu, ihn zu fragen. Aber sie hatte das deutliche Gefühl einer drohenden Gefahr, als er sich interessiert ihre Handarbeit anschaute.
    „Der Raub der Sabinerinnen von Rubens“, meinte er leicht spöttisch, nachdem er den Vordruck auf dem Wandteppich erkannt hatte.
    Dann zog er sich einen Gartensessel heran und setzte sich an die andere Seite des kleinen Tisches, auf dem Leahs Wolle lag. Offenbar war er in einer ganz bestimmten Absicht gekommen, denn er blickte Leah überaus geduldig an und faltete langsam die schlanken gebräunten Hände im Schoß.
    „Ist das Ihr Hobby, Miss Marlow?“
    „Ich sticke gern Wandteppiche, Exzellenz“, antwortete sie ruhig, ohne sich von dem unverhohlenen Spott, der in seiner Stimme lag, irritieren zu lassen.
    „Haben Sie das Motiv selbst ausgewählt?“
    „Ja.“
    „Erregt es Sie? Ich meine, der Gedanke, dass Frauen von Männern aus fremden Ländern entführt und vergewaltigt werden?“
    Er sprach so verächtlich, dass Leah verwundert aufschaute und dem Blick seiner dunklen Augen begegnete. Es war unschwer zu erraten, dass der Scheich über einen scharfen Verstand verfügte. Seine Gesichtszüge waren von strenger Schönheit, edel und vollkommen. Am liebsten hätte Leah es mit beiden Händen umfasst oder die feinen Linien mit den Fingern nachgezogen. Seine Miene drückte Unnachgiebigkeit und Stärke aus. Doch es war dieser aufmerksame, durchdringende Blick, der ihm Autorität verlieh und an dem man den geborenen Herrscher erkannte.
    Sharif al Kader wirkte einschüchternd und unwiderstehlich zugleich, aber er schien Leah aus irgendeinem Grund zu verachten, wodurch sie sich jedoch nicht beirren ließ. „Ich finde diese Vorstellung absolut abstoßend. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als vergewaltigt zu werden.“
    Er zog ironisch die Augenbrauen hoch.
    „Rubens war ein großartiger Künstler“, fuhr sie kühl fort. „Mich interessieren vor allem die Farbkompositionen und die Figuren, nicht jedoch das Thema selbst.“
    Er lächelte so freundlich, als würde er ihr glauben, doch sein Blick sagte etwas ganz anderes. Er betrachtete ihr langes hellblondes Haar, das ihr lose über die Schultern fiel. Es war noch ein wenig feucht, denn sie hatte es gewaschen und sich die langen Strähnen aus dem Gesicht gesteckt, bevor sie sich in den Garten gesetzt hatte. Sie war sich bewusst, dass ihr blondes Haar und die helle Haut mehr als nur ein flüchtiges Interesse bei den Männern aus dem Mittleren Osten hervorriefen. Deshalb trug sie, wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegte, stets einen Schleier, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Aber jetzt befand sie sich in dem Garten, zu dem normalerweise Fremde keinen Zutritt hatten. Und nicht einmal der Scheich von Zubani hatte das Recht, sie so offen und unverhohlen zu mustern. Der langärmlige weiße Kaftan verhüllte sie vom Hals bis zu den Füßen, aber das hinderte Sharif al Kader offenbar nicht daran, sie von oben bis unten zu taxieren.
    Leah war unfähig, etwas anderes zu tun, als still dazusitzen, während er sie mit Blicken auszuziehen schien, die er sekundenlang auf ihren vollen festen Brüsten ruhen ließ. Dann betrachtete er langsam ihre sich unter dem langen Gewand deutlich abzeichnenden langen schlanken Beine.
    Als er schließlich ungeniert und beinahe schon unverschämt den Blick auf ihre schön geschwungenen Lippen richtete, hob Leah ärgerlich das Kinn, während sie vor Zorn errötete. In ihren blauen Augen blitzte es herausfordernd auf, denn sie erinnerte sich daran, dass arabische Männer westliche Frauen wegen ihrer angeblich lockeren Moral für leichte Beute hielten. Wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt von unmoralischem Verhalten reden konnte, betraf das nach Leahs Verständnis auch die Männer.
    Wie sie gehört hatte, hatte Sharif al Kader in England und Frankreich studiert. Während dieser Zeit hatte er bestimmt nicht enthaltsam gelebt, darauf hätte Leah wetten mögen. Aber abgesehen davon, dass er fließend und akzentfrei Englisch sprach, schien ihn die westliche Lebensweise in keiner Weise beeinflusst zu haben.
    „Ich weiß nicht, ob Sie wirklich geeignet sind“, meinte er schließlich. „Mein erster Eindruck ist nämlich der, dass Sie völlig ungeeignet sind.“
    Ungeeignet wofür? fragte Leah sich insgeheim. Obwohl sie ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein besaß und stolz
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