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Julia Festival Band 0103

Julia Festival Band 0103

Titel: Julia Festival Band 0103
Autoren: SHARON KENDRICK
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Deshalb hatte Luke Goodwin auf der Straße von Woodhampton so fehl am Platz gewirkt! Er passte einfach nicht in eine biedere englische Kleinstadt. Er schien in den Sattel eines Pferdes und die endlos weite Prärie zu gehören.
    „So? Kommen Sie vielleicht aus Texas?“
    „Nein, aus Afrika.“ Er las die unausgesprochene Frage in ihren Augen. „Ich bin gerade erst aus Kenia gekommen. Aber das ist eine komplizierte Geschichte.“
    „Noch eine? Lange sind Sie ja wohl noch nicht hier, oder?“ Das schloss Holly aus seinem auffällig tief gebräunten Gesicht.
    Luke blickte auf seine Armbanduhr. „Seit ungefähr zwölf Stunden.“
    „Erst zwölf Stunden? Macht Ihnen denn da die Klimaumstellung nicht zu schaffen?“
    „Doch, ganz schön sogar.“ Luke redete sich ein, damit eine Erklärung für seine verworrenen Gefühle und sich widersprechenden Empfindungen gefunden zu haben. Oder machte er sich nur etwas vor? Er nahm ihr den Autoschlüssel aus der Hand. „Sie gehen jetzt hoch, und ich kümmere mich um das Gepäck.“
    Autoritär, dachte Holly und lächelte versonnen, als sie die Treppe hinaufging, die vom Laden in die Wohnung führte. Schnell rief sie sich jedoch wieder zur Ordnung, denn autoritäre Männer waren längst aus der Mode.
    War der Teppichbelag auf den Stufen schon alt und schmutzig, so sah die Wohnung regelrecht heruntergekommen und noch schlimmer als der Laden aus. Die Tapeten hatten feuchte Flecken, und es roch muffig.
    Holly blickte sich um und versuchte, sich daran zu erinnern, was sie an diesen Räumen einmal so begeistert hatte. Das Wohnzimmer war nur mäßig groß und hatte Blick auf die Straße, das Gästezimmer war klein, und die Matratze des schmalen Bettes sah durchgelegen und unbequem aus. Im Bad tropfte der Wasserhahn, und die Kücheneinrichtung taugte höchstens noch für den Sperrmüll.
    Als sie jedoch das Schlafzimmer betrat, atmete Holly erleichtert auf. Ja, genau dieser Raum war es, der einen alles andere vergessen ließ. Obwohl ebenso vernachlässigt wie die restliche Wohnung, war er hoch, hell und geräumig und einfach ideal als Atelier.
    Holly hörte Schritte und ging auf den Flur. Luke, zwei Kartons auf den Schultern, kam die Treppe herauf. Schnell griff sie nach einem Dosenöffner, der unter dem schlecht verschlossenen Deckel herauszufallen drohte.
    „Sie sollten nicht so schwer tragen, das ist nicht gesund“, tadelte sie Luke.
    Er blickte sie nicht an, als er seine Last absetzte. Ungeduldig strich er sich eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn. „Nett, dass Sie so fürsorglich sind“, antwortete er. „Aber ich weiß, was ich tue, und ich bin körperliche Arbeit gewöhnt.“ Damit eilte er wieder die Treppe hinunter, wobei er drei Stufen auf einmal nahm.
    Holly blickte ihm nach. Ja, er hatte die Haltung und die Bewegungen eines Mannes, der seine Muskeln durch harte Arbeit und nicht durch sorgfältig geplantes Training im Fitnessstudio erworben hatte. Luke wirkte athletisch und natürlich. Sie schluckte. Natürlich und männlich.
    Erst nachdem er beim vierten Mal auch das letzte Gepäckstück nach oben transportiert hatte, nahm Luke sich die Zeit, die Wohnung genauer zu betrachten. Er stand mit Holly, die gerade ihre bunt zusammengewürfelten Töpfe und Pfannen auf die Kommode neben den Herd setzte, in der Küche. Er runzelte die Stirn.
    „Hier kann man doch nicht wohnen! Es fehlen Möbel, es ist schmutzig, ungelüftet und kalt. So etwas würde ich noch nicht einmal meinem Hund zumuten! Haben Sie denn nicht verlangt, dass die Wohnung vor ihrem Einzug gründlich renoviert wird?“
    „Offensichtlich nicht!“, gab sie spitz zurück.
    „Und warum nicht?“
    Weil der strahlend schöne Tag und ihr Ehrgeiz ihr den Blick für die Realität getrübt hatten? Weil sie benebelt von dem Gin Tonic gewesen war, den Doug Reasdale ihr eingeschenkt hatte, und weil sie versessen auf ihre Karriere gewesen war? Luke gegenüber jedoch äußerte sie nicht den leisesten Zweifel. „Ich war froh, für das Geld überhaupt einen so großen Laden zu bekommen.“
    „Das Gebäude ist sträflich vernachlässigt worden“, lautete Lukes vernichtendes Urteil.
    „Wahrscheinlich ist die Miete deshalb so billig. Soweit ich informiert bin, mietet man Räume ‚wie gesehen‘. Und sie waren schon in diesem Zustand, als ich sie gesehen habe.“
    „Wer hat ihnen denn das erzählt? Doug Reasdale?“
    „Ja. Aber ich habe mich später anderweitig erkundigt und erfahren, dass es stimmt.“
    Luke
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