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Julia Extra Band 0193

Julia Extra Band 0193

Titel: Julia Extra Band 0193
Autoren: Moyra Tarling Kathryn Ross Alison Fraser Valerie Parv
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jenem Tag seine Scheidungspapiere per Post erhalten. Verständlicherweise hatten beide keine große Lust gehabt zu arbeiten. Sie suchten Trost und fanden ihn in den Armen des anderen. Sam hatte zwar nicht wissen können, warum Ellen Trost brauchte, aber er hatte gespürt, dass sie ihn ebenso dringend brauchte wie er sie. Und dabei war dann Joel entstanden.
    Haley konnte weder ihrer Schwester noch Sam Winton einen Vorwurf machen. Ellen ging durch die Hölle, und es war kein Wunder, dass sie versuchte, am Leben festzuhalten. Und Sam Winton hielt es schwarz auf weiß in den Händen, dass seine Ehe endgültig zerbrochen war.
    Haley wusste aus eigener Erfahrung, wie schmerzhaft es war, einsehen zu müssen, dass die Beziehung zu einem anderen Menschen zu Ende war. Sie war für ein paar Monate mit Richard Cross, einem Geschäftspartner, zusammen gewesen, und sie war gerade zu der Überzeugung gekommen, dass sie sich näherkamen und immer besser verstanden, als Richard sie vor die Wahl stellte: entweder er oder das Baby.
    Die Wahl war ihr nicht schwergefallen, auch wenn sie gemeint hatte, ihre Welt würde zusammenbrechen. Es tat ihr auch keineswegs leid, dass sie sich für das Baby entschieden hatte. Trotzdem schmerzte es noch.
    Sie hatte nichts tun können, um Richard zu halten, selbst wenn sie es nach diesem grausamen Ultimatum gewollt hätte. Aber in Bezug auf Sam Winton konnte sie etwas tun. Sie hielt ihm seine kaltherzige Verweigerung, Verantwortung zu übernehmen, vor.
    Dieser Gedanke machte ihren Kopf wieder klar. Sie hatte hier etwas zu erledigen, vor allem Mirandas Auftrag. Haley öffnete ihren Aktenkoffer und nahm einige Papiere heraus. “Wenn ich es recht bedenke, verzichte ich lieber auf den Kaffee und komme zum eigentlichen Anlass meines Besuches.”
    Sam zuckte nur mit den Schultern. “Wie Sie meinen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich mir eine Tasse genehmige. Ich arbeite jetzt seit fünf Uhr morgens, ich brauche einen Kaffee.”
    Er ging in sein Büro, und Haley hörte das Zischen einer Espressomaschine. Nun, darben tut er hier sicherlich nicht, dachte sie böse. Abgesehen von dem Luxus einer Espressomaschine in seinem Arbeitszimmer deuteten auch die alten Kupferstiche an den Wänden und das ausgewählt elegante Mobiliar keineswegs darauf hin, dass es Sam Winton schlecht ging. In Haley begann es zu brodeln. Wieso erlaubte Sam Winton es sich, in Luxus zu schwelgen, während sein Sohn gerade das Nötigste hatte?
    Als Sam mit der Tasse in der Hand zurückkam, der ein wunderbares Aroma entströmte, bereute Haley ihre Ablehnung. Außerdem – wenn sie sich weiterhin so feindselig benahm, würde Sam Winton wahrscheinlich bald argwöhnisch werden und sich nach dem wahren Grund ihres Besuches fragen.
    Sie hatte gewusst, Sam Winton aufzusuchen würde kein Spaziergang werden, aber sie hatte nicht erwartet, dass es ein solcher Gang nach Canossa werden würde. Sie musste die Trauer um ihre Schwester zurückstellen, durfte nicht an das letzte Jahr denken, in dem sie ihre Schwester gepflegt hatte. Jetzt galt es, alles für das Baby zu tun. Joel war ihr so ans Herz gewachsen, als wäre er ihr eigenes Kind. Und daher rührte ja auch ihre Wut auf Sam Winton. Sie konnte ihm gegenüber also gar nicht objektiv und kühl bleiben – obwohl sie genau das Miranda schuldig war. Also war es besser, die Sache so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, bevor sie etwas sagte oder tat, das sie bereuen würde.
    “Wenn wir dann den Auftrag besprechen könnten …”
    Er kam zur Couch hinüber und setzte sich neben sie, so nah, dass sich ihre Beine fast berührten. “Nicht, bevor Sie mir nicht erklären, warum Sie so wütend auf mich sind.”
    Diese unnötige Körpernähe war der letzte Tropfen. Trotzdem war es nicht Ärger, den sie im Moment verspürte. Nein, es war ein ganz anderes Gefühl, und es gefiel ihr noch weniger. “Wie kommen Sie darauf, dass ich wütend bin?” Sie hatte keine Ahnung wie, aber es gelang ihr tatsächlich, ihre Stimme kühl zu halten.
    “Der Instinkt eines Schriftstellers”, antwortete er lässig. “Am liebsten würden Sie mir etwas an den Kopf werfen, und ich wüsste gern, warum. Bestimmt nicht, weil ich Sie über die Sprechanlage angeknurrt habe. Ich war gerade mitten in einer Szene, und Miranda hat Sie bestimmt vorgewarnt, dass ich dann nicht unbedingt nett bin, wenn ich gestört werde.”
    Sie nickte wahrheitsgemäß. “Ja, und sie hat mir auch gesagt, dass Sie einer ihrer liebsten
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