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John Sincalir - 0973 - Der verhexte Blutwald (1 of 2)

John Sincalir - 0973 - Der verhexte Blutwald (1 of 2)

Titel: John Sincalir - 0973 - Der verhexte Blutwald (1 of 2)
Autoren: Jason Dark
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Verlegenheit gebracht.
    »Möchtest du nicht? Oder hast du mich nicht verstanden?«
    »Ähm – ich …«
    »Kann ein Mann wie du noch verlegen werden?«
    »Manchmal schon«, gab ich zu. »Das kam etwas überraschend für mich. Wirklich.«
    »Die Arme kann ich bewegen«, sagte sie, und streckte sie mir entgegen.
    »Komm, ich mache es dir leichter.«
    Die Verlegenheit war zwar nicht ganz gewichen, aber warum sollte ich Greta diesen Wunsch abschlagen? Außerdem war sie eine hübsche Person und kein Eisblock.
    So bewegte ich mich ihr entgegen, drehte den Kopf, um sie zuerst auf die linke Wange zu küssen. Dagegen hatte sie etwas. Ihre Hände umklammerten meinen Nacken. Mit einem Ruck zog sie meinen Kopf ihrem Gesicht entgegen. Bevor ich mich versah, spürte ich ihre Lippen auf den meinen. Es war ein wilder Kuß. Ein Kuß, der ihre Sehnsucht und Verlangen ausdrückte.
    Ihre Zunge bewegte sich schlangengleich. Ich hörte Greta atmen. Es klang für sie gut und zufrieden. Sie gab sich einfach diesem Gefühl hin, als wollte sie in meinen Armen wegschwimmen.
    Als der Druck ihrer Lippen schließlich sanfter wurde und wir uns voneinander lösten, schnappten wir beide nach Luft. Ich entdeckte in Gretas Augen einen dunklen, geheimnisvollen Glanz. Da schienen sich die Pupillen in kleine Seen verwandelt zu haben, deren Tiefe nicht auszuloten war.
    »Das mußte sein«, sagte sie leise.
    »Es war wunderschön.«
    »Danke, Lebensretter.«
    Nach diesen beiden Worten mußte ich schon lächeln. »Lebensretter? Ich habe dir doch nicht das Leben gerettet. Ich hätte dich aus diesem Kugelhagel gern weggezogen, dann wäre ich ein Lebensretter gewesen, aber nicht so, Greta.«
    »Für mich bist du einer.«
    Ich winkte ab. »Nein, wirklich nicht. Ich selbst habe mir schwere Vorwürfe gemacht, daß es überhaupt soweit gekommen ist. Ich bin es wirklich nicht.«
    »Tut mir leid, aber darüber denke ich anders. Und ich weiß auch, daß wir uns wiedersehen werden. Denk immer daran, daß die Zeit eine relative Größe ist, denn für mich ist ein Teil dieser Welt einfach zeitlos. Er treibt dahin; man kann ihn nicht sehen, aber er ist da. Man kann ihn spüren, und genau das sind dann die Kräfte, die bei gewissen Menschen für einen Schutz sorgen. Wie bei mir.«
    »Dann gehöre ich zu den Kräften?«
    »Nicht direkt, John, aber du bist dagewesen, als es mich erwischte. Und daß ich überlebt habe, verdanke ich den anderen Kräften, die ihre schützenden Schleier über mich ausgebreitet haben.« Sie schloß für einen Moment die Augen und lächelte still vor sich hin.
    Als Greta Kinny wieder normal sah, hatte ich mich von meinem Stuhl erhoben und stand neben ihrem Bett. Sie verstand die Geste. »Du mußt jetzt gehen, nicht?«
    »Ja. Aber ich werde dich wieder besuchen, sobald es meine Zeit erlaubt, Greta.«
    Ihre Reaktion überraschte mich. »Es ist nett von dir gemeint, John, aber bitte tu es nicht.«
    »Du willst nicht, daß ich dich …?«
    »Ja, so ist es.«
    Ich hob die Schultern. »Tja, dann ist es okay. Ich habe kein Recht, nach den Gründen zu fragen, aber vergessen werde ich dich wohl nicht können.«
    »Das wirst du auch nicht.«
    »Und du glaubst noch immer an ein Wiedersehen?«
    »Bestimmt. Wir beide brauchen uns dabei nicht mal anzustrengen. Es wird alles seinen normalen Lauf nehmen, denn wir werden von anderen geführt. Viel Glück auf deinem Weg, John …« Sie warf mir zum Abschied noch eine Kußhand zu, dann schloß sie die Augen und war von einem Augenblick zum anderen eingeschlafen.
    Ich schüttelte den Kopf, den begreifen konnte ich diese Frau nicht. Mit kleinen Schritten durchquerte ich das Krankenzimmer. Der Blick war dabei nachdenklich zu Boden gerichtet. Immer wieder dachte ich über ihre Worte und ihre Prophezeiungen nach, was unsere Zukunft anging.
    Vor dem Öffnen der Tür warf ich noch einen letzten Blick zurück zu ihrem Bett.
    Greta Kinny schlief. Ihre leisen Atemzüge erreichten mich wie der Hauch allmählich vorbeischwebender Geister. Ich war irgendwie nicht ganz in der Welt und kam mir schon ein wenig verloren vor. Dann aber schrak ich zusammen, weil sich in meinem Rücken die Tür öffnete. Die Klinke stieß mich noch an. Ich drehte mich um uns schaute in das runzelige Gesicht einer alten Frau, um deren Körper ein abgetragener Bademantel gewickelt war. Die grauen Haare wurden von einem Netz zusammengehalten. Besonders unattraktiv wirkte der dunkle Damenbart.
    Ich entschuldigte mich dafür, daß ich im Weg gestanden
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