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Jerry Cotton - 0523 - Ich war das As der Unterwelt

Jerry Cotton - 0523 - Ich war das As der Unterwelt

Titel: Jerry Cotton - 0523 - Ich war das As der Unterwelt
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schwieg. In dem zerfließenden Licht konnte ich ihr Gesicht immer undeutlicher erkennen.
    »Wollte Ihr Vater, daß Sie Marvin Steele heirateten?«
    »Er wollte mich dazu zwingen«, murmelte sie.
    »Als Sie mich neulich fragten, ob Ihr Vater Marvin umgebracht hätte, hatten Sie in Wahrheit Angst um sich. Sie fürchteten, der getarnte Unfall würde als Mord erkannt werden.«
    »Ja«, sagte sie tonlos.
    »Deshalb waren Sie so erschrocken, als ich sagte, es stünde für die Polizei fest, daß es ein Mord sei — nur der Täter sei noch nicht bekannt. Sie glaubten, der Verdacht richtete sich bereits gegen Sie?«
    Abermals nickte sie.
    »Das war Ihr erster Fehler«, sagte ich. »Denn bei dieser Gelegenheit erwähnten Sie, daß Marvin mit Ihrem Vater zerstritten gewesen sei und nur ein einziges Mal nach Massany gekommen sei — an dem Abend, als der Mord geschah. In Wahrheit war er mehrere Male hier gewesen. Sie dachten vielleicht, die Polizei wüßte es nicht. Dabei haben Sie übersehen, daß es in Massany einen Mann gab, der schon seit Jahren darauf wartete, Ihren Vater zu überführen. Lieutenant Lawlor«, sagte ich. »Er hatte mir kurz vorher erzählt, daß Marvin öfters hier gewesen war.« Ich sah sie an. »Wußten Sie, daß Lawlors Frau eine Schwester jenes Jack Brown ist, den Ihr Vater ins Irrenhaus gebracht hat.«
    »Nein«, sagte sie leise.
    »Sie ist jetzt Witwe«, sagte ich. »Lawlor ist gestorben, erschossen von Ihrem Vater. Warum haben Sie sich an diesem Verbrechen beteiligt?«
    »Ich weiß es nicht. Immer habe ich Vater verabscheut. Ich sah einfach keinen anderen Ausweg.«
    »Vielleicht«, sagte ich, »war es auch nur der bequemste Ausweg.«
    Sie hob den Kopf.
    »Glauben Sie, daß es so etwas wie Veranlagung zum Verbrechen gibt?«
    »Nein«, sagte ich, »diese Antwort ist zu bequem. Sie müssen die Folgen Ihres Handelns tragen, Miß Paladino. Wissen Sie, was das bedeutet?«
    »Ja«, sagte sie leise. »Ich weiß es!«
    Ich sagte: »Es ist seltsam. Ich dachte immer, wir hätten Ihren Vater dank eines ausgeklügelten Planes überführt. Aber ich glaube, der wahre Grund ist sehr viel einfacher. Wir hatten ihn im Verdacht, ein Verbrechen begangen ’zu haben, an dem er ausnahmsweise unschuldig war. Deshalb beging er Fehler und kümmerte sich nicht um die Abwehr. Ihr Vater war der einzige Mensch, der daran glaubte, daß Marvin Steele verunglückt sei. Deswegen haben wir ihn gekriegt.«
    »Ich habe ihm gesagt, wie es war«, sagte sie. »Aber ich habe es ihm zu spät gesagt.«
    »Ja«, sagte ich, »bevor er starb, hat er klar erkannt, was ihn zur Strecke gebracht hat. Er fand es sehr komisch.« Ich faßte sie an der Schulter. »Kommen Sie, Miß Paladino. Wir müssen gehen!«
    ***
    Es war dunkel geworden. Von den Bergen blies ein kalter Wind herüber. Er ließ die Neonlampen an den Drähten schaukeln. Mein Schatten bewegte sich grotesk, als ich, die Hände in den Taschen, ohne Mantel, durch die abendlichen Straßen von Massany wanderte.
    Ich kam durch die Lake Avenue. Mein Fuß stieß gegen etwas. Es war der Fußball des kleinen Jungen, der vergessen hier lag. Ich stieß ihn mit dem Fuß vor mir her.
    Ich dachte an Paladino und seine Tochter Nancy.
    Ich dachte an Marvin Steele.
    Ich dachte an Jack Brown, an Mike Hood und an Lawlor, dessen Frau jetzt Witwe war.
    Was war es, das ich jetzt empfand?
    Triumph war es nicht.
    ENDE
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