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Jerry Cotton - 0510 - Sie warfen mich den Schlangen vor

Jerry Cotton - 0510 - Sie warfen mich den Schlangen vor

Titel: Jerry Cotton - 0510 - Sie warfen mich den Schlangen vor
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an der — von mir unbemerkt — die Schlange gelegen hatte. »Deshalb!«
    »Schon gut«, sagte er. »Einen Biß von diesem Vieh wünsche ich meinen schlimmsten Feinden nicht. Auch Ihnen nicht, Mister!«
    »Ich bin nicht dein Feind, Boy!«
    Er schüttelte stumm den Kopf. Damit brachte er alles das zum Ausdruck, was er denken mußte. Und ich konnte ihn verstehen. Er wußte, daß er van einem Aufgebot gejagt wurde. Wegen einer Tat, die er nicht begangen hatte.
    Aus Haß. Von weißen Menschen, die ihn in den Tod jagen wollten, weil er eine andere Hautfarbe hatte.
    »Ich bin dein Freund, Abraham«, sagte ich. »Ich habe alles beobachtet. Du hast ein paar Pfirsiche gestohlen, und Walker hat selbst auf seinen Arm geschossen. Ich weiß es!«
    »Das weiß Walker auch!« sagte Bickingtone. »Er weiß es, und jeder weiß es. .Trotzdem wollen sie mich töten.«
    »Sie werden dich nicht töten! Ich bin bei dir!«
    Wieder schüttelte er den Kopf. »Nein, Mister. Wenn Sie mir helfen wollen, warum haben Sie den anderen nichts gesagt? Wenn Sie es doch wissen, daß ich nicht geschossen habe…«
    »Sie glauben es mir nicht!« rief ich ihm zu.
    »Und Sie glauben mir?« fragte er mißtrauisch.
    »Ja — ich habe doch alles gesehen!« Zum drittenmal schüttelte er den Kopf. »Das nutzt nichts, Mister. Zu spät! Sie stehen draußen und warten auf mich.«
    »Sie werden dir nichts tun können, Abraham, weil ich bei dir bin!« beteuerte ich.
    Er kauerte am Rande des Sumpfgrabens nieder und nahm einen Grashalm in den Mund. Er kaute darauf herum und starrte mich unverwandt an. »Nein«, sagte er dann wieder. »Es geht nicht. Wenn wir dort hinauswollen, wo sie lauern, dann schießen sie mich ab, und Sie können nichts daran ändern, Mister. Sie haben Scharfschützen mit Zielfernrohren. Ich weiß es. Es ist schon einmal passiert.«
    »Wir müssen an einer anderen Stelle aus diesem Sumpf herauskommen!«…
    Er nickte. »Ja. Ich weiß es. Ich 'werde es auch tun.«
    »Nimm mich mit. Du weißt sicher gut Bescheid hier?«
    »Zu gut, Mister! Sie werden es nicht schaffen. Vier Meilen müssen wir laufen. Vier gefährliche Meilen. Ich kann es. Sie nicht. Und dann kommt der See. Er ist über eine Meile breit. Gefährliche Strömungen. Schlingpflanzen. Nein, Sie schaffen es nicht!«
    »Doch, Abraham — ich schaffe es! Ich habe es gelernt, mit Schwierigkeiten fertig zu werden! Ich bin Strapazen gewöhnt!«
    Er schaute mich nachdenklich an. »Boy«, sagte ich, »ich bin G-man! Weißt du, was das ist?«
    Er nickte. »Ja, G-man. Ich kenne nur einen G-man.«
    Seine Augen nahmen einen beinahe verträumten Ausdruck an.
    »Wen kennst du?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie er heißt. Er lebt in New York. Ja, in New York, in der großen Stadt im Norden, wo sogar ein schwarzer Mann zur Polizei gehen kann und…« Er winkte ab, als erwache er aus einem unerfüllbaren Traum.
    »Ich bin auch aus New York, Boy!« Er fuhr zusammen und musterte mich noch einmal. »Aus New York?«
    Ich nickte.
    »Was tun Sie hier in Tompaco, wenn Sie aus New York sind?« fragte er mit einem ungläubigen Ausdruck im Gesicht.
    »Ich war als Zeuge hier vor dem…« Noch bevor ich aussprechen konnte, sprang er auf, als habe ihn eine Schlange gebissen.
    »Sie sind der G-man, der Croccer verhaftet hat?« fragte er. »Sie sind das? Sind Sie das wirklich?«
    Ich wußte nicht, was mit ihm los war. Ich konnte mir auch nicht denken, welches Risiko ich einging, wenn ich seine Frage beantwortete. Trotzdem riskierte ich es. »Ja, das bin ich!«
    »Oh…« sagte er. Noch einen Moment blieb er am Rande des Sumpfgrabens stehen. Dann drehte er sich herum und jagte in das dichte Sumpf gras hinein. Einen Moment sah ich noch sein leuchtend rotes Hemd, dann war ich endgültig allein.
    ***
    Der Sergeant Ernest Walkstream, einziger Berufspolizist Tompacos, hob noch einmal den Hörer des Telefonapparates ab und lauschte in die Muschel.
    Alles blieb still.
    »Verdammt«, knurrte der baumlange und spindeldürre Sergeant. »Sie ist auch draußen.«
    Damit meinte er Elizabeth Moore, die Posthalterin von Tompaco, die gleichzeitig den noch recht altertümlichen Fernsprechdienst in Tompaco unter sich hatte.
    Walkstream legte den Hörer wieder auf. Auf diesem Wege gab es jetzt keine Verbindung zur Außenwelt.
    Der Sergeant stand auf und schlenderte langsam zum Fenster. Er schaute hinaus auf die Main Street von Tompaco.
    »Für Ordnung im Ort sorgen«, flüsterte der Sergeant fast unhörbar vor
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