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Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition)

Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition)

Titel: Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition)
Autoren: Gerald Hüther , Uli Hauser
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Prozess von jemandem behindert, der genau zu wissen glaubt, was man zum Beispiel mit einem zusammengeknüllten Stück Papier anfangen sollte. Der es dann in den Papierkorb wirft und dem Kind erklärt, dort gehöre es hin. Damit ist der Spaß erst einmal vorbei. Das Kind befördert fortan nun vielleicht alle Papierschnipsel in den Papierkorb und freut sich bestenfalls noch darüber, dass es Vater und Mutter damit eine Freude machen kann. Und es merkt sich, dass Papier in einen Korb gehört. Weil sich so die Eltern freuen: prima gemacht!
    Vielleicht kommt aber auch ein anderer Erwachsener und sagt dem Kind, dass man Papierreste auch einfach liegen lassen kann. Oder dass die Männer von der Stadtreinigung dafür zuständig seien. Und so weiter.
    So lernen Kinder von Tag zu Tag mehr über das reale Leben, aber mit jeder dieser Belehrungen verschwindet auch ein Stück ihrer ursprünglichen Begeisterung.
    Die anfangs blühende Phantasie erlischt, wenn Erwachsene mit Vernunft argumentieren und Träume zum Platzen bringen. Wenn ihre großartigen Entdeckungen kleingeredet oder relativiert werden.
    Und es wird weiter belehrt, zu Hause, im Kindergarten und nicht zuletzt in der Schule. Irgendwann ist das Kind dann so gut erzogen und so gut belehrt worden, dass es weiß und sich gemerkt hat, was wir Erwachsene für wichtig halten. Es funktioniert nun immer besser, aber es freut sich immer weniger über all das, was es selbst und ganz allein entdecken kann. Interessant ist irgendwann nur noch das, was die für ein Kind maßgeblichen Personen dafür halten. Sie bestimmen, was wichtig ist und was nicht. Was einen Begeisterungssturm wert ist und was nicht.
    Das Kind wird so zunehmend befangen; womöglich wagt es sich an nichts Neues mehr heran und traut sich allein immer weniger zu. Es verschließt sich gegenüber der Welt und gegenüber seinen ständig mahnenden Lehrern und Eltern. Nur wenigen Kindern bleibt diese Erfahrung der Enttäuschung erspart. Nur wenige erhalten sich ihre ursprüngliche Offenheit. Und werden vielleicht zu » schwierigen«, » unerziehbaren«, » frechen« und » eigenwilligen« Kindern, die anderen später mit ihrer ungebremsten Begeisterung über sich selbst und alles, was es für sie zu entdecken gibt, auf die Nerven gehen.
    Aber gerade sie sind die eigensinnigen Querköpfe, die jede Gemeinschaft braucht, wenn sie nicht Gefahr laufen will, in ihren gewohnheitsmäßig eingefahrenen Denkstrukturen stecken zu bleiben.

Kreativität und Gestaltungslust
    Wer einmal beobachtet hat, wie ein kleines Kind aus Küchengerätschaften ein Auto, ein Schiff oder ein Flugzeug zusammenbaut und damit eine Reise antritt, kann nicht ernsthaft glauben, dass Kreativität und Gestaltungslust zu den Fähigkeiten zählen, die wir unseren Kindern erst noch beibringen müssen. Kinder probieren alles aus, was ihnen in den Sinn kommt, und dieser Einfallsreichtum entfaltet sich von ganz allein, wenn wir diesen Prozess nicht behindern. Das aber tun wir häufiger, als uns lieb sein kann. Und oft, ohne es zu bemerken. Da sitzt dann so ein kleiner Baumeister vor seinem großen Werk und hofft auf Bewunderung. Und seine Erwartung wird bitter enttäuscht. Weil sich keiner die Zeit nimmt, um mit ihm gemeinsam zu staunen; oder weil der Quirl, der eigentlich ein Schiffsmast ist, zum Umrühren der Suppe gebraucht wird. Geschieht das öfter, speichert das kindliche Gehirn die Erfahrung ab, dass sich niemand so richtig für seine Ideen interessiert. Dass die Küche, zum Beispiel, kein rechter Ort für Entdeckungen und ein Quirl eben kein Schiffsmast ist. So wird ein Gefühl, das anfangs mit Lust und Freude verknüpft war, mit Frust verbunden. Wir sagen ja auch: Uns ist der Spaß vergangen. Wenn sich solche Erfahrungen häufen, wird im Gehirn ein anfangs positiver Impuls mit einem negativen Gefühl verkoppelt. Erfahren Kinder keine Ermutigung oder Bestätigung, schwindet ihre Lust, zum Beispiel etwas zu bauen, schon beim Gedanken daran. Dann möchten sie lieber unterhalten werden, anstatt sich selbst etwas auszudenken.
    Eltern und Erzieher können einem Kind solche Erfahrungen ersparen. Dazu müssten sie ihm aber die Gelegenheit bieten, sich selbst und seine eigene Fähigkeiten nach und nach kennenzulernen. Die Erwachsenen sollten sich dabei weitgehend zurückhalten und dem Kind die Führung überlassen. Vielleicht kriechen dann Vater und Sohn auf dem Boden und stapeln Steine. Papa baut einen Turm und die Tochter noch einen. Und bald ist sie fertig,
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