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Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)

Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)

Titel: Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)
Autoren: Oliver Lierss
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Schlächter der Tote in dem Sarg sein?« Herzog klappte die Akte zu und legte seine Brille darauf ab. »Genau das wissen wir nicht. Nach früheren Aussagen seines Sohnes soll er schon am 10. August 1992 in Kairo an Darmkrebs gestorben sein. Beweise dafür sind allerdings nie erbracht worden. Deshalb wurden die Ermittlungen auch nie ganz eingestellt. Heims Kinder sind plötzlich abgetaucht. Ihr Aufenthaltsort ist zurzeit vollkommen unbekannt. Damit ist uns leider die Möglichkeit, über einen DNA-Test in dieser Sache weiterzukommen, nicht mehr gegeben, was vielleicht in der Absicht einiger Leute liegen könnte. Deshalb werden Sie morgen zu nach Offenburg reisen und sich vor Ort einen Überblick über sämtliche relevanten Fakten verschaffen. Ab sofort arbeiten Sie als Sonderermittler an diesem Fall.« Herzog klappte die Akte zu, lehnte sich etwas zurück und sah Kerner an. »Aber jetzt zuerst einmal … ab nach Hause mit Ihnen. Schlafen Sie ein paar Stunden und machen Sie sich keine Gedanken über Marquart. Noch bin ich Chef dieser Abteilung.«
    Nachdenklich stand Kerner von seinem Stuhl auf und ging langsam zur Tür. Dann drehte er sich noch einmal um. »Wieso geben Sie ausgerechnet mir den Fall?« Herzog, der schon wieder begonnen hatte, in seine Unterlagen zu sehen, schaute zu Kerner hoch. „Weil ich, Herr Hauptkommissar, viele Akten lese. Unter anderem auch Ihre. Ich weiß, dass Ihre Großeltern 1944 von der Gestapo aus ihrem Haus verschleppt worden sind, weil sie eine jüdische Familie in ihrem Keller versteckt hielten. Die Juden sind sofort nach Buchenwald deportiert worden und Ihre Großeltern gleich mit. Genau dorthin, wo auch Heim zu dieser Zeit Lagerarzt war. Die Spuren Ihrer Mutter verloren sich in dieser Zeit. 1955 tauchte eine junge Frau in der Stadt Duisburg auf. Herta Peteren, Ihre Mutter. Ein paar Jahre später heiratete sie Hans Kerner, einen Stahlarbeiter vom Niederrhein. Das Glück der beiden war nicht von langer Dauer. Kurz nach Ihrer Geburt hatten Sie und Ihre Eltern einen Verkehrsunfall, den Sie wie durch ein Wunder als Einziger überlebten. Der Unfall warf damals einige Rätsel auf. Zwar konnte kein Fremdverschulden nachgewiesen werden, doch wurde fast zur gleichen Zeit in die Wohnung Ihrer Eltern eingebrochen und alles durchwühlt. Da man mit den Ermittlungen jedoch in keiner Richtung weiter kam, wurde der Fall schnell zu den Akten gelegt. Aufgewachsen sind Sie anschließend in einem katholischen Kinderheim in Bonn. Sie sehen, Hauptkommissar, ich bin bestens informiert. Auf Grund Ihrer engen persönlichen Verwobenheit mit dem wohl dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte könnte ich mir vorstellen, dass Sie diesen Fall erheblich schneller vorantreiben als manch anderer.« Kerner war verblüfft. Es gab nur wenige Menschen, die diese Geschichte kannten. Herzog sah die Frage im Gesicht seines Hauptkommissars, und in die Augen des Kriminalrats trat für einen Moment ein fast schelmischer Ausdruck. »Ich muss alles wissen, Kerner. Sie nicht ganz.« Er zog seinen Sessel wieder näher an den Schreibtisch heran und arbeitete weiter.

2
     
    Der silberne Audi bewegte sich langsam die kurvenreiche und stark bewaldete Strecke, die sich ungefähr zwanzig Kilometer außerhalb von Bonn befand, den Berg hoch. Es war neblig an diesem frühen Samstagmorgen , und der Regen der letzten Nacht hatte die Straße, auf der schon überall das Herbstlaub lag, in eine Rutschbahn verwandelt. Kleine zusammengezogene Fischaugen unter der breiten Krempe eines altmodischen Hutes hinter dicken Brillengläsern versuchten, den dichten Nebel zu durchdringen. Kriminalrat Marquart brachte die letzten Biegungen hinter sich und erreichte ein großes Plateau. Ein imposanter Gebäudekomplex tauchte dort im langsam aufsteigenden Nebel vor ihm auf. Es war das Grand Hotel Petersberg hoch über dem Rheintal. Ein herrschaftlicher Bau aus dem 18. Jahrhundert, dessen Anblick einem eine gewisse Ehrfurcht einflößte. Marquart verspürte jedoch nichts dergleichen. Er war auf dem Weg zu einem Treffen, auf das er heute Morgen gut hätte verzichten können. Sein Mund war trocken, und der Kragen seines Hemdes erschien ihm viel zu eng. Langsam fuhr er auf den Parkplatz des Hotels und stieg aus. Die Luft war kühl zu dieser frühen Stunde des Tages. Trotzdem sah man dunkle Flecken, die sich unter seinen Achseln ausbreiteten. Hektisch schaute Marquart noch einmal auf seine Armbanduhr. Er war früh genug. Aus dem Fond seines Wagens holte er ein
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