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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung
Autoren: Christine Feehan
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gegen meinen Willen benutzt, um die Frau zu schwängern. Er wollte sich seine Blutversorgung sichern und dachte, meine Kinder könnten ihm für diesen Zweck immer zur Verfügung stehen. So wie ich, sein eigener Enkel.«
    Ivory streckte die Arme zur Seite, damit das Rudel mit ihrer Haut verschmelzen konnte. Dankbar, weil sie endlich Anstalten machte aufzubrechen, glitten die Wölfe auf ihre angestammten Plätze auf Rücken und Armen, wo sie nicht mehr wie unsterbliche Wesen aussahen, sondern wie Tätowierungen. Dabei behielt Ivory ihren Seelengefährten mit unbeweglicher Miene im Blick, in ihrem Inneren gellend schreiend.
    »Die junge Frau brachte mein Kind zur Welt. Ein wunderhübsches und kluges Mädchen, das viele Talente in sich vereinte. Es wurde in Gefangenschaft geboren. Wir waren alle seine Geiseln; meine Tanten, ich, die Magierin und meine kleine, niedliche Lara. Um zu verhindern, dass Xavier Lara tötete, wie er es schließlich mit ihrer Mutter getan hatte, versprach ich ihm, alles zu tun, was auch immer er von mir verlangte.«
    Ungläubig schnappte Ivory nach Luft. »An den dunklen Magier? Du hast deine Seele an den dunklen Magier verkauft? An den dunklen Magier?« Sie kam sich wie eine Idiotin vor, weil sie sich ständig wiederholte, aber sie war völlig entgeistert. Wie konnte jemand so etwas tun?
    »Zu dieser Zeit wurde ich aufs Übelste gefoltert. Xavier hatte die Leiche von Laras Mutter vor unseren Augen liegen lassen, sodass wir zusehen mussten, wie sie verweste. Die Vorstellung, dass er sich auch an Lara vergreifen könnte, war unerträglich. Um genau zu sein, ich war damals nicht bei klarem Verstand.« Er schüttelte den Kopf. »Es fällt mir schwer, mir die genauen Umstände in Erinnerung zu rufen. Die Zeit hat alles verwischt. Eins steht jedoch fest: Du darfst mir nicht über den Weg trauen. Xavier kann sich jederzeit wieder meines Körpers bemächtigen und mich dazu zwingen, denjenigen, die ich liebe, grausame Dinge anzutun. Bislang habe ich noch jeden betrogen, der mir etwas bedeutet hat.«
    »Und dennoch hast du gegen ihn angekämpft und tust es noch immer.«
    »In dem Punkt bin ich wie mein Vater, der ebenfalls von Xavier getötet wurde. Als dieser versuchte, auch noch meine Schwester in Besitz zu nehmen, konnte ich das nicht zulassen. Ich gab mein Leben für meine Schwester und meine Seele für meine Tochter. Du siehst selbst, dass für dich nichts mehr übrig ist.«
    Die ganze Zeit hindurch sah er Ivory aus stechenden Augen an. Falls er so etwas wie Bedauern oder Reue empfand, hatte er es gekonnt unter Verschluss gehalten. Vor ihr lag ein Karpatianer, der sein Leben und seine Seele verkauft hatte und den Tod suchte, um andere - Ivory eingeschlossen - zu schützen.
    »Bedaure, aber er kann dich nicht haben«, sagte sie nüchtern. »Ich bin untröstlich, aber sollte an deinen Worten etwas dran sein, so habe ich keine andere Wahl, als dich bewusstlos zu schlagen, damit du dir den Weg zu meinem Versteck nicht einprägen kannst.«
    Zum ersten Mal während des Gesprächs änderte sich sein Gesichtsausdruck. »Du kannst mich unmöglich mit zu dir nehmen, Frau. Ich verbiete es dir.« Im selben Moment hob er die Hände in die Höhe. Ivory spürte, wie er versuchte, ihren Gehorsam zu erzwingen.
    Doch Ivory war schneller. Die Handflächen vor sich haltend, hob sie seinen Zauber auf, woraufhin ein Funkenregen zwischen ihnen niederging. Als Ivory etwas flüsterte, begann der Fremde zu blinzeln, ehe er, geschwächt, wie er war, die Augen schloss und sein Kopf zur Seite fiel.
    Als Ivory erst einmal ihre Entscheidung gefällt hatte, verlor sie keine Zeit mehr. Nachdem sie sich den Drachensucher über die Schulter geworfen hatte, schwang sie sich in die Lüfte und begann ihren Wettlauf mit der Sonne, die sich anschickte, die letzten Bergspitzen zu erklimmen. Während sie durch das dichte Schneetreiben raste, suchten ihre Augen die in die Berge führenden Wanderpfade nach Fährten menschlicher Vampirjäger ab. Derer gab es zwar nicht mehr viele, sie stellten aber dennoch eine immense Gefahr für ihresgleichen dar. Sie überprüfte die Umgebung und suchte nach Untoten, die unweit ihres Verstecks Unterschlupf gefunden haben könnten, oder nach karpatianischen Jägern, vor denen sie ihre Existenz immer sorgfältig verborgen hatte.
    Auf halber Strecke ertappte sie sich dabei, wie sie innerlich die Augen verdrehte. Es gehörte schon ein großes Glück dazu, dass sie ihren wahren Gefährten überhaupt gefunden
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