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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen
Autoren: Michael Connelly
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einzige Sache. Wenn sie die finden, bist du geliefert. Machst du allerdings, was man dir sagt, löst sich das ganze Problem von allein. Ich garantiere dir, dass du dann nichts zu befürchten hast.«
    »Ich habe es nicht getan, und das weißt du ganz genau.«
    »Das spielt keine Rolle. Wenn sie die Leiche finden, deutet sie auf dich, egal, wie es wirklich war.«
    »Dann ist Lilly also tot.«
    Zeller nickte.
    »O ja. Sie ist tot.«
    Wenn nicht in seinem Gesicht, so war in seiner Stimme ein Lächeln, als er es sagte. Pierce sah nach unten. Er stützte die Ellbogen auf die Knie und legte das Gesicht in seine Hände.
    »Alles nur meinetwegen. Wegen Proteus.«
    Er bewegte sich lange nicht. Er wusste, wenn Zeller den entscheidenden Fehler machte, dann würde er ihn jetzt machen.
    »Eigentlich …«
    Nichts. Das war es. Pierce blickte von seinen Händen auf.
    »Was eigentlich?«
    »Ich wollte sagen, du solltest dir deswegen keine zu großen Vorwürfe machen. Lilly … man könnte sagen, die Umstände erforderten, dass sie in den Plan einbezogen wurde.«
    »Ich … was meinst du damit?«
    »Was ich damit meine? Sieh es doch mal so. Lilly wäre tot, vollkommen unabhängig davon, ob du in diese Geschichte verwickelt bist oder nicht. Sie ist einfach tot. Und wir haben uns alle verfügbaren Mittel zunutze gemacht, um diese Sache durchziehen zu können.«
    Pierce stand auf und ging in den hinteren Teil des Labors, wo Zeller saß, die Beine immer noch auf dem Mikroskoptisch.
    »Du mieses Schwein. Du weißt alles darüber. Du selbst hast sie umgebracht, stimmt’s? Du hast sie umgebracht und alles mir angehängt.«
    Zeller rührte sich keinen Zentimeter von der Stelle. Aber sein Blick wanderte zu Pierces Augen hoch, und dann legte sich ein seltsamer Ausdruck über sein Gesicht. Die Veränderung war kaum wahrnehmbar, aber sie entging Pierce nicht. Es war die schlecht zusammenpassende Mischung aus Stolz, Verlegenheit und Selbstekel.
    »Ich kannte Lilly, seit sie nach L.A. gekommen war. Man könnte sagen, sie war Teil meiner Entschädigung für L.A. Darlings. Und übrigens, beleidige mich nicht mit der Beschuldigung, ich würde für Wentz arbeiten. Wentz arbeitet für mich, nur damit das klar ist. Alle tun das.«
    Pierce nickte sich selbst zu. Damit hätte er rechnen müssen. Zeller fuhr unaufgefordert fort.
    »Mann, sie war ein echt heißes Gerät. Die bezaubernde kleine Lilly. Aber irgendwann wusste sie zu viel über mich. Niemand hat es gern, wenn jemand alle seine Geheimnisse kennt. Jedenfalls nicht diese Art von Geheimnissen. Deshalb baute ich sie in den Auftrag ein, den ich hatte. Den Proteus-Plan nannte ich es.«
    Sein Blick ging jetzt in die Ferne. Er sah sich im Innern einen Film an, der ihm gefiel. Er und Lilly, vielleicht das letzte Treffen in ihrem Stadthaus am Speedway. Es brachte Pierce darauf, eine weitere Stelle aus Miller’s Crossing zu verwenden.
    »Niemand kennt niemand, nicht so gut.«
    »Miller’s Crossing« , sagte Zeller lächelnd und nickend. »Dann hast du wohl auch mein ›Wieso der Aufstand?‹ wiedererkannt.«
    »Yeah, hab ich, Cody.«
    Nach einer Pause fuhr Pierce ruhig fort.
    »Du hast sie umgebracht, nicht? Du bist es gewesen, und dann hast du Vorkehrungen getroffen, um es nötigenfalls mir anzuhängen.«
    Zunächst antwortete Zeller nicht. Pierce, der ihn scharf beobachtete, merkte genau, dass es ihn drängte, zu reden, ihm jede Einzelheit seines raffinierten Plans zu schildern. Es lag in seiner Natur, es zu erzählen. Aber der gesunde Menschenverstand sagte ihm, es nicht zu tun, keine unnötigen Risiken einzugehen.
    »Sagen wir mal so: Lilly kam meinen Zwecken entgegen. Und dann kam sie meinen Zwecken noch mal entgegen. Mehr werde ich dazu nicht sagen.«
    »Das genügt vollauf. Sie haben es getan.«
    Das war nicht von Pierce gekommen. Es war eine neue Stimme. Beide Männer drehten sich nach ihr um und sahen Detective Robert Renner in der offenen Tür des Leiterlabors stehen. Er hielt lose eine Pistole in der Hand.
    »Wer sind Sie denn?« Zeller ließ die Füße auf den Boden sinken und kam aus dem Sessel hoch.
    »LAPD«, sagte Renner.
    Er ging von der Labortür zu Zeller und griff im Gehen an seinen Rücken.
    »Sie sind wegen Mordes verhaftet. Das nur für den Anfang. Um den Rest kümmern wir uns später.«
    Als seine Hand wieder nach vorn kam, hielt er ein Paar Handschellen darin. Er erreichte Zeller, drehte ihn herum und beugte ihn über den Mikroskoptisch. Er steckte seine Pistole ein, dann zog er
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