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It's Showtime

It's Showtime

Titel: It's Showtime
Autoren: Sylvia Czarnecki
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täte dieses oder jenes mit Absicht, nur um den Menschen zu ärgern. Das sind rein menschliche Vorstellungen. Für das Pferd ergibt ein solches Handeln keinen Sinn, es würde nur lebenswichtige Energie verschwenden.
    Führt ein Pferd ein Verhalten nicht oder falsch aus, hat dies immer einen Grund. Vielleicht hat es nicht verstanden, was es tun soll, vielleicht fehlte ihm die Motivation dazu. Ihr Pferd bleibt in der Mitte der Halle stehen, obwohl das Training noch gar nicht beendet ist? Auch das tut es gewiss nicht, um Sie zu ärgern. Ihr Pferd assoziiert vermutlich die Hallenmitte mit der Beendigung des Trainings, und verantwortlich dafür sind einzig und allein Sie. Nachdem Sie in der letzten Stunde bereits das dritte Mal in Folge das Training hier beendet haben, hat sich bei Ihrem Pferd ein neues Muster gebildet. Es hat die Hallenmitte mit dem Ende der Stunde verknüpft. Nicht umsonst heißt es, das Pferd sei ein Gewohnheitstier.
    Pferde lernen nicht durch Einsicht
    Wie die meisten anderen Lebewesen lernen Pferde durch konzentrierte Beschäftigung mit dem Lernstoff und konsequentes Wiederholen des Gelernten. Im Gegensatz zu uns Menschen und einigen wenigen höher entwickelten Lebewesen ist das Pferd jedoch nicht in der Lage zur „Einsicht“. Sein Handeln wird überwiegend durch Instinkt, vorherige Gewöhnung oder konditioniertes Verhalten bestimmt.
    Das „Lernen durch Einsicht“ zeigen zum Beispiel Schimpansen, denen man Bambusstöcke zum Spielen in den Käfig legt. Legt man ihnen später eine Banane außer Reichweite vor den Käfig, nutzen sie den Stock als verlängerten Arm, um sich die Banane zu angeln. Ein anderes Experiment zeigt, dass Affen Kisten in ihrem Käfig übereinanderstapeln, um daraufzuklettern und eine oben aufgehängte Banane zu erreichen. Die Versuche zeigen, dass Primaten zu logischem Denken fähig sind.
    Auch bei Pferden wurden Versuche zu sogenannten „kognitiven“ Prozessen durchgeführt. So wurde Futter auf der einen Seite eines Zaunes platziert, während das Pferd auf der anderen Seite des Zaunes stand. Wäre es zu kognitivem Denken fähig, würde es nach einem Durchgang suchen, um an das Futter zu gelangen, so aber läuft es aufgeregt am Zaun auf und ab.
    Trotzdem entsteht oftmals der Eindruck, das Pferd sei sich seines Tuns im menschlichen Sinne bewusst. Richtig ist jedoch, dass die Reaktion des Pferdes kein reflektiertes, bewusstes Verhalten ist, sondern dass es durch vorangegangene Erkenntnis gelernt hat, wie es sich bei bestimmten Reizen optimalerweise verhält.
    Verschiedene Lerntheorien
    Natürlich gibt es auch bei Pferden verschiedene Theorien und Methoden des Lernens. Wenn wir diese verinnerlicht haben und in der Lage sind, sie im Training anzuwenden, können wir dem Pferd ein weitestgehend stressfreies Lernen ermöglichen.
     

    Über das Prinzip von Annäherung und Rückzug lernt das Pferd, die Plastiktüte zu tolerieren.
Gewöhnung
    Gewöhnung ist eine der am häufigsten angewandten und auch eine der einfachsten Lerntheorien. Hierbei wird das Pferd wiederholt mit denselben Reizen konfrontiert. Dadurch nimmt die Reaktionsstärke des Pferdes ab.
    Auf das Lernprinzip der Gewöhnung ist die Methode von Annäherung und Rückzug zurückzuführen, die sich leicht am Beispiel einer Plastiktüte erklären lässt. Die meisten Pferde zeigen bei der ersten Konfrontation mit einer Plastiktüte Angst oder Misstrauen. Will man das Pferd an diese gewöhnen, führt man die Plastiktüte gerade so nah ans Pferd, dass es nicht zum Flüchten veranlasst wird. Trotz des für den Moment ausreichenden Abstands der Tüte wird das Pferd diese nicht über einen längeren Zeitraum dort tolerieren. Darum und um dem Pferd klarzumachen, dass es sich nicht um einen dauerhaften Reiz handelt, wenden wir Annäherung und Rückzug an. Wir schwenken die Plastiktüte in seine Richtung und entfernen diese wieder – so lange, bis das Pferd sie toleriert. Die Gewöhnung setzt ein und die Reaktion, die das Pferd auf die Plastiktüte zeigt, schwächt sich ab. Nun kann man die Anforderung steigern und zum Beispiel die Entfernung verringern, das Pferd mit der Tüte berühren oder sie sogar über dem Pferd hin- und herschwenken.
    Gewöhnung kann jedoch auch einen negativen Einfluss auf die Pferdeausbildung haben. Wenn man das Pferd zu sehr mit Reizen überflutet, ohne dass es eine wirkliche Reaktion darauf zeigt, oder aber wenn der Reiz zu schwach ist, um eine Reaktion hervorzurufen, kann Gewöhnung zu Abstumpfung
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