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Istanbul

Istanbul

Titel: Istanbul
Autoren: Michael Bussmann
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Leben“ ist in deutscher Sprache im Unionsverlag Zürich erschienen.
    Das winzige, dem Hafen gegenüberliegende Inselchen mit nur einem einzigen Haus heißt Kaşık Adası . Es gehört Ali Dinçkök, einem der reichsten Männer İstanbuls. Zum Besitz seiner Familie gehört u. a. das Shoppingcenter Akmerkez.
    Büyükada: Ruhe pur
    Das Kursschiff lässt diese Insel jedoch links liegen und steuert nun Heybeliada an, eine Insel mit ausgedehnten Pinienwäldern. Wegen der guten klimatischen Verhältnisse wurde hier 1938 das erste Sanatorium der Türkei eröffnet, es existiert noch heute. Ein schöner Spaziergang führt zum Hagia-Triada-Kloster (Aya Trias Manastırı), das landschaftlich reizvoll auf einem Hügel im Norden der Insel liegt. Bis 1971 befand sich darin die Theologische Hochschule (Rum Ortodox Ruhban Okulu) des Griechisch-Orthodoxen Patriarchats – eine Art Kaderschmiede für den Priesternachwuchs –, bis diese von der damaligen türkischen Regierung im Zuge des Verbotes privater Hochschulen geschlossen wurde. Man wollte keine freien theologischen Akademien, egal ob christlich oder muslimisch, zulassen. Verblieben sind einige wenige Mönche. Die Wiedereröffnung der Hochschule ist mittlerweile Thema der EU-Beitrittsverhandlungen. Beliebt ist Heybeliada u. a. wegen des einladenden, schattigen Picknickgeländes Değirmen Burnu, zu dem ein Strand gehört.
    Als letzte Insel wird Büyükada angelaufen, die größte der Inselgruppe und zugleich deren administratives Zentrum. Wie keine andere lockt sie Tagesausflügler an. Wer das natürliche Inselleben kennen lernen will, sollte besser eine Nacht bleiben. Die Ausblicke auf das nächtliche Lichtermeer İstanbuls sind traumhaft.
    Wer auf Büyükada wohnt (und nicht als Kutscher arbeitet), ist reich und liebt Diskretion, Ruhe und Sauberkeit. Büyükada besteht aus zwei von Kiefern- und Pinienhainen überzogenen Höhenrücken, die in der Mitte von einem breiten Tal durchschnitten werden. Auf der südlichen Erhebung, dem Yüce Tepe (202 m), steht das Sankt-Georg-Kloster (Ayayorgi Manastırı) mit traumhaften Ausblicken und einer kleinen, aber reich mit Ikonen ausgeschmückten Kirche. Stets am 23. April steht die Kirche im Mittelpunkt großer Feierlichkeiten. Dann pilgern bis zu 100.000 Gläubige – Muslime wie Christen – auf die Insel und zum Kloster. Wünsche sollen, an diesem Tag und an diesem Ort ausgesprochen, besonders gut in Erfüllung gehen. Ein ideales Umfeld für christliche Missionare, die dann fleißig Bibeln verteilen.
    In prachtvolle Kostüme kleidet man Jungen am Tag ihrer Beschneidung, wie hier in Kilyos
    Auf dem nördlichen Hügel İsa Tepesi (163 m) befindet sich das Kloster der Verklärung Christi (Hristos Manastırı). In dessen Nähe liegt die auffällige Ruine des griechischen Waisenhauses (Eski Rum Yetimhanesi). Stumm bezeugt der noch immer gewaltige, zur vorletzten Jahrhundertwende errichtete hölzerne Bau die Größe und den Niedergang der griechischen Gemeinde İstanbuls.
    Zwischen den beiden Hügeln, nahe dem Nikolaus-Kloster (Ayanikola Manastırı), informiert das 2010 eröffnete Inselmuseum (Adalar Müzesi) über die Geschichte und Flora Büyükadas. Leider mangelt es noch an Exponaten, die Schautafeln sind jedoch interessant (tägl. außer Mo 10–18 Uhr, Eintritt 2 €). Nahebei befindet sich ein kleiner öffentlicher Strand (Halk Plajı). Ansonsten werden für die wenig ansprechenden Strände bzw. Badestellen Büyükadas teils horrende Gebühren verlangt.
    Für gewöhnlich besichtigt man Büyükada mit der Droschke. Die Insel lässt sich aber auch herrlich zu Fuß oder mit dem Rad erkunden – leuchtend weiße Villen mit gepflegten Gärten lassen die verpasste Ausgabe von Schöner Wohnen vergessen. Doch das einst pompöse Trotzki-Haus (Trocki Evi) in der Hamlacı Sokak 4, in dem der russische Revolutionär zwischen 1929 und 1933 lebte, ist heute eine Ruine.
    Von Büyükada lassen sich im Hochsommer (nur dann Fährverbindungen) Ausflüge zur östlich gelegenenSedef Adası unternehmen – kein Muss.
    Die restlichen Inseln sind in Privatbesitz, Militärgebiet oder unbewohnt und werden vom Kursschiff nicht angelaufen. Ein trauriges Ereignis spielte sich auf Sivriada ab, einem unbewohnten, knapp 90 m aus dem Meer aufsteigenden Felsriff: 1910 wurden alle herrenlosen Hunde İstanbuls hier ausgesetzt und gingen jämmerlich zugrunde.
    Büyükada: In sicherer Entfernung zum Moloch İstanbul
    Yassıada diente nach Militärputschen wiederholt als
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