Irgendwo dazwischen (komplett)
lehnt seinen gegen meinen. Ich kann mich nicht
bewegen. Als ich die Augen öffne sehe ich nicht scharf. Vor mir sind unzählige
Kreise, die wild durchs Zimmer springen.
Langsam
fängt er an, sich weiter in mir zu bewegen. Unsere Flüssigkeiten vermischen
sich bei jedem Mal, das er in mich hinein und wieder aus mir hinaus gleitet. Er
zieht mein Becken weiter nach vorne. Das ist die perfekte Position. Er weiß
das. Laut seufzend erstarre ich. Sein Körper drückt sich gegen meinen. Ganz
tief dringt er in mich ein. Ich spüre ihn in mir. Er scheint mich vollkommen
auszufüllen. Er ist überall. Und er ist wach. Mehr noch, er ist aktiv.
Marie
„Und ihr
habt es in der Küche seiner neuen Praxis getrieben?“, frage ich erstaunt.
„Ehrlich?“ Lili nickt. Ich habe sie schon ewig nicht mehr so gesehen. „Und wie
es scheint, war es gut.“
„Es
war...“, stottert sie. „Es war…“ In ihrem Blick sieht man, dass sie nach einem
Wort sucht, das das beschreiben kann, was sie gefühlt hat. Und das erinnert
mich an unser Treffen im Café Glockenspiel vor einigen Jahren. Nur dass ich
damals die war, der die Worte gefehlt haben.
„Unbeschreiblich?“,
frage ich lächelnd.
„Besser“,
sagt sie seufzend.
„Noch besser
als unbeschreiblich?“, frage ich ein bisschen neidisch. Sie nickt. Ich stelle
mir Elias und Lili vor. Schwitzende Körper, neugierige Hände, zarte Bewegungen.
Leises Stöhnen, schwerer Atem und angespannte Muskeln. Ich genieße es, ihnen
zuzusehen, während Lili mir davon erzählt. Es ist schön, die Anspannung in
ihrem Gesicht zu sehen. Doch dann verändert sich Elias Gesicht. Er sieht nicht
mehr aus wie Elias, er sieht aus wie Paul. Und auch Lili ist nicht mehr Lili.
Sie sieht aus wie Pauls Veterinärmedizinerin. Ihre Haare sind plötzlich
naturrot. Ihre Brüste sind kleiner. Ihre Haut weißer. Pauls Hände wandern über
ihre Rundungen. Seine Lippen übersäen ihre Brüste mit gehauchten Küssen. Ihre
Lippen sind geöffnet, ihre Stimme vibriert. Sie stöhnt. Ihre Brüste wippen
sanft. Paul bewegt sich immer schneller. Alles in mir zieht sich zusammen. Ich
will das nicht sehen. Ich wollte Lili und Elias zusehen, nicht Paul und seiner
Tierärztin. Und sie scheint extra laut zu stöhnen, so als wüsste sie, dass ich
ihnen zusehe. Miststück.
„Marie?“
Ich sehe ihr Gesicht. Ihr gesamter Körper verkrampft sich. Gleich wird sie
kommen. „Marie?“, höre ich Lilis Stimme erneut. „Ist alles in Ordnung?“ Ich
schaue ihr direkt in die Augen. „Du bist ganz blass...“
„Es ist
nichts“, sage ich schwitzend.
„Sicher?“
Sie reicht mir ein Glas Wasser.
„Ich habe
eben an Paul gedacht, das ist alles.“ Ich versuche, mit fester Stimme zu
sprechen, aber das klappt nicht so gut, wie ich es gehofft habe.
„Und an was
genau hast du gedacht?“
„Ich habe
daran gedacht, wie er mit seiner Tierärztin schläft.“
Lili
schweigt. Doch es ist nicht die Art Schweigen, die mir sagen soll, dass ich ihr
hätte zuhören sollen. Es ist die Art Schweigen, die flüstert, dass einem nichts
einfällt, was man sagen soll. Es ist die Art Schweigen, die alles sagt. Es ist
ein liebevolles Schweigen.
Gegenwart…
Lili
„Es ist
schön, dass du wieder zu Hause bist“, sagt Elias und streift mir eine
Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Finde ich
auch“, hauche ich ihm ins Ohr. Wir liegen im Bett und genießen den
Sonnenaufgang. Seine warme Hand liegt auf meinem Bauch.
„Ich habe
schon ewig keinen Sonnenaufgang mehr gesehen“, sagt er leise.
„Ich
beobachte oft, wie das Sonnenlicht über die Fassaden der Häuser wandert.“ Lange
schaue ich nach draußen. Die Balkontüren sind offen. Der Himmel ist ein Gewirr
aus Lila-Tönen. Lauer Wind weht sachte ins Schlafzimmer.
„Warum hast
du mich nicht verlassen?“
„Ich weiß
es nicht“, sage ich kopfschüttelnd. „Ich habe darüber nachgedacht.“ Ich drehe
mich zu ihm. „Ich habe oft darüber nachgedacht. Aber ich konnte es
nicht.“
„Ja, aber
warum?“
„Erst
dachte ich, ich hätte einfach Angst davor, doch das war es nicht.“ Ich seufze
und schaue ihn an. „Vielleicht war das ein Teil, aber viel entscheidender war,
dass wir eine Geschichte haben.“ Seine Augen lächeln. „Alles, was wirklich
wichtig ist, verbinde ich mit dir...“ Ich stütze mich auf dem Ellenbogen ab.
„Ich habe mir wirklich oft gewünscht, eines Morgens aufzuwachen und dich nicht
mehr zu lieben, aber das ist nie passiert.“ Ich lächle und zucke mit den
Schultern.
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