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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
Autoren: Harlan Coben
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ziemlich früh für einen Samstagmorgen, und hatte sich fantastisch gefühlt. Ted, ihr Ehemann, mit dem sie seit zwanzig Jahren verheiratet war, schlief neben ihr im Bett. Er lag auf dem Bauch und hatte den Arm um ihre Hüfte gelegt. Ted schlief am liebsten mit Hemd und ohne Hose. Ganz ohne. Von der Hüfte abwärts nackt. »Lässt einem Mann da unten ein bisschen Raum und Freiheit«, sagte er grinsend, wenn sie ihn darauf ansprach. Und Marcia antwortete im Singsang-Ton ihrer Teenager-Tochter: »T-M-I - Too Much Information. So genau wollte ich’s gar nicht wissen.«
    Marcia befreite sich aus seiner Umarmung und ging in die Küche. Sie machte sich mit der neuen Keurig-Kapsel-Maschine eine Tasse Kaffee. Ted liebte jede Art von technischen Geräten - Männerspielzeug -, aber dieses war wirklich ganz sinnvoll. Man nahm diese Kapsel, steckte sie in die Maschine, schon hatte man Kaffee. Kein Video-Display, kein Touch-Pad, keine drahtlose Netzverbindung. Marcia liebte es.
    Sie hatten vor kurzem den Anbau fertiggestellt - ein zusätzliches Schlafzimmer, ein Bad und eine verglaste Nische in der Küche. Die Küchennische bot reichlich Morgensonne und war sofort zu dem Platz im Haus geworden, an dem Marcia am liebsten saß. Sie nahm die Kaffeetasse und die Zeitung, legte einen Fuß auf den Stuhl und setzte sich darauf.

    Ein kleines Stück vom Himmel.
    Sie las die Zeitung und schlürfte den Kaffee. In ein paar Minuten würde sie auf den Tagesplan gucken müssen. Ryan, ihr Drittklässler, musste um acht zu einem Basketballspiel erscheinen. Ted trainierte die Mannschaft. Sie hatte seit über einem Jahr kein Spiel mehr gewonnen.
    »Warum gewinnen deine Mannschaften nie?«, hatte Marcia ihn gefragt.
    »Ich suche die Kids nach zwei Kriterien aus.«
    »Die wären?«
    »Wie nett der Vater ist - und wie scharf die Mutter.«
    Sie hatte ihm einen leichten Klaps gegeben, und vielleicht wäre Marcia tatsächlich ein bisschen besorgt gewesen, wenn sie nicht die Mütter am Spielfeld gesehen hätte und seitdem hundertprozentig sicher war, dass er einen Witz gemacht hatte. Tatsächlich war Ted ein wunderbarer Trainer, allerdings nicht in Hinsicht auf Taktik oder Spielstärke seiner Mannschaft, sondern was den Umgang mit den Kindern betraf. Alle liebten ihn, und weil er die Kinder nicht gegeneinander ausspielte, kamen selbst die untalentiertesten Spieler, die normalerweise schnell entmutigt waren und schon während der Saison aufhörten, jede Woche wieder. Ted hatte sogar einen Song von Bon Jovi genommen und ihn umgedreht: »You give losing a good name« - bei euch bekommt das Verlieren einen guten Ruf. Die Kids lachten und feierten jeden Korb, und genau so musste das bei Drittklässlern auch sein.
    Marcias vierzehnjährige Tochter Patricia musste zur Probe der Highschool-Theatergruppe, die eine gekürzte Fassung des Musicals Les Misérables aufführte. Sie spielte mehrere kleine Rollen und hatte damit offenbar reichlich zu tun. Und ihre Älteste, Haley, die kurz vor ihrem Highschool-Abschluss stand, leitete einen »Captains-Kursus« für ihre Mädchen im
Lacrosse-Team. Ein »Captains-Kursus« zählte offiziell nicht als Training, bot aber eine Möglichkeit, im Rahmen der für den Highschool-Sport geltenden Richtlinien noch ein paar Zusatzeinheiten zu absolvieren. Kurz gesagt: kein Trainer, nichts Offizielles, nur ein lockeres Treffen oder eben ein Trainingsspiel mit etwas hochtrabendem Namen, das von den Mannschaftsführerinnen geleitet wurde.
    Wie die meisten Eltern in den Vororten empfand Marcia eine Art Hassliebe für den Sport. Einerseits wusste sie, wie unbedeutend das ganze Brimborium auf lange Sicht war, trotzdem ließ sie sich immer wieder davon mitreißen.
    Eine ruhige halbe Stunde als Tagesauftakt. Mehr brauchte sie nicht.
    Sie trank die erste Tasse Kaffee aus, machte sich eine zweite, nahm den »Lebensart«-Teil der Zeitung. Es war immer noch still im Haus. Sie stapfte die Treppe hinauf und sah nach ihren Schützlingen. Ryan schlief auf der Seite, das Gesicht praktischerweise der Tür zugewandt, so dass seine Mutter die Ähnlichkeit zu seinem Vater sah.
    Daneben war Patricias Zimmer. Auch sie schlief tief und fest.
    »Schatz?«
    Patricia bewegte sich, gab womöglich sogar ein Geräusch von sich. Genau wie in Ryans Zimmer sah es auch hier aus, als ob jemand strategisch geschickt ein paar Dynamitstangen in den Schubladen verteilt und diese dann gezündet hätte, worauf ein paar der Kleidungsstücke tot auf dem Boden zurückgeblieben
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