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In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems
Autoren: Joan D. Vinge
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auf dem Kontrollpult. „Du darfst nur nicht den Kopf verlieren.“
    Jemand hatte die Schleuse betreten. Sie fühlte ihre Gegenwart mehr, als sie sie hörte, fühlte, wie ihr Körper sich straffte, als die Lichter über dem Schleusentor wechselten. Das Tor glitt zur Seite. Zwei große Gestalten in Anzügen mit verstärkten Helmen schwebten unbeholfen in den Raum. Und stoppten sofort, indem sie sich an den in die Wand eingelassenen Handgriffen festhielten. Eine dumpfe, anklagende Stimme sagte: „Was macht ihr denn hier?“
    Berthas Lippen zitterten; hilflos und ungläubig begann sie zu lachen. „W-was
wir
hier machen?“
    Clewell grunzte. „Dieselbe Frage könnten wir an euch richten; das wäre wahrscheinlich nicht so komisch. Ihr habt Glück, überhaupt hier zu sein.“
    „Wir glaubten, das Schiff wäre tot; wir wußten nicht einmal, ob ihr noch Energie habt, ehe die Schleuse sich öffnete.“ Der kleinere Anzug erschauerte. „Ihr habt ein Leck, und… und ihr meint, ihr steuert dieses Ding, ihr habt es an euch gebracht?“
    „Wir haben es nicht ,an uns gebracht’, es gehört uns.“ Bertha drückte ihren Schuh unter einen vorstehenden Bolzen und drehte sich um, um sie anzusehen. „Ich bin Kapitän Torgussen. Das ist mein Navigator. Wir ließen euch an Bord kommen, weil wir glaubten, ihr wärt in Schwierigkeiten. Eure Kraftwerkseinheit ist leck und stößt Strahlung aus; ihr seid kaum bewegungsfähig. Habt ihr uns deswegen nachgestellt?“
    Die silbernen, gesichtslosen Platten zeigten ihr nichts, nur ihr eigenes, verzerrtes Gesicht. Die dünne Stimme machte einen gekränkten Eindruck. „Was meint ihr mit ,leck’? Mit unserem Antrieb ist alles in Ordnung. Wir sind bereits eine Megasek unterwegs.“
    Alles in Ordnung?
Bertha warf Clewell einen verstohlenen Blick zu und sah, wie er die Augen aufriß. Eine Megasekunde – eine Million Sekunden – , fast zwei Wochen. Wer auch immer ihr gegenüberstand, welcher Wahnsinn auch immer für ihr Handeln verantwortlich war, das Leben dieser Leute mußte kurz und reich an Krankheiten sein, wenn sie es in einem solchen Schiff verbrachten.
    Das blinde Gesicht fuhr fort. „Wir verfolgten euch, weil wir dachten, dieses Schiff wäre eine Beute, und weil wir es haben wollten. Wie ich sehe, ist das nicht so.“ Eine behandschuhte Hand hob sich an seiner Seite, bedrohlich, sie hielt etwas Glänzendes. „Aber wir müssen es haben. Daher werden wir es uns eben nehmen, egal wie. Geht weg von den Kontrollen.“ Die Hand winkte.
    „Ihr werdet es bereuen. Ihr zwei könnt wahrscheinlich überhaupt nicht mit dem Schiff umgehen.“ Bertha ließ den Bolzen vorsichtig los, die Füße Zentimeter über dem Boden, die Augen auf die Konsole gerichtet. Wenn sie einen der Knöpfe berührte, stünde dieser Raum unter einer plötzlichen Gravitationsbelastung von einem g; einer der Fremden würde auf seinen Kopf fallen, der andere auf den Rücken…
Und ihr Genick brechen?
Sie zögerte. „Wenn ihr glaubt…“
    Ein Ball gesträubten Fells kam aus einer Plastikluke in der Wand geschossen; Rusty mauzte erfreut und umkreiste die Knie der beiden Fremden. Bertha hörte, wie einer von ihnen schluckte. Er wich zurück, wobei er seinen Gefährten anstieß. „Sieh doch!“ Auch Rusty wich seitwärts aus, das Spiel begann ihr zu gefallen. „Was ist das?“ Ihre Stimmen klangen schrill. „Shadow Jack, nimm das weg von mir!“
    Bertha zog die Computerfernbedienung aus ihrem Gürtel und warf sie. Sie traf den Arm des Fremden; seine Waffe wurde ihm aus der Hand geschleudert und flog in den Raum. Clewell bewegte sich hinter ihr her, um sie wieder einzufangen; die Eindringlinge warteten eng an die Wand gedrückt.
    „Rusty. Komm her, Rusty!“ Bertha streckte eine Hand aus, und spitze Ohren richteten sich auf. Langsam durchquerte Rusty den Raum, strich um ihre Hüfte und schnurrte glücklich und zufrieden. Bertha kraulte sie unter dem Kinn, strich über den gekrümmten Rücken und schüttelte den Kopf. „Rusty, du hältst uns alle zum Narren.“
    „Ha, verdammt will ich sein!“ Clewell begann, die Waffe neugierig zu betrachten; seltsame Formen funkelten an ihrer Seite. „Das ist ein Büchsenöffner! Flaschenöffner, Gabel, ich weiß nicht, was für einer das hier ist…“ Er zog sich in einen Stuhl. „Ich habe schon von allerlei Fetischisten gehört, aber solche habe ich noch nie gesehen.“
    Bertha hielt sich an einem Sitz fest. Sie lächelte nicht. „Ihr zwei! Legt eure Anzüge ab.“ Gehorsam
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