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In den Armen des Feindes

In den Armen des Feindes

Titel: In den Armen des Feindes
Autoren: Joanne Rock
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daran, dass die Waffe ihre Fallgatter zerstören konnte. Nur einige wenige der hünenhaften Eindringlinge mussten dieses Schreckensinstrument bedienen, während sich die anderen schon bereit machen konnten, die Burg einzunehmen.
    Sie kroch in den Schutz der Mauer zurück und kauerte sich neben John nieder.
    "Es ist der Sturmbock, den ich am meisten fürchte", gestand sie, während sie lose Steinchen aus den Ritzen pickte. "Wenn der nicht wäre, könnten wir vielleicht warten, bis ihnen der Proviant ausgeht."
    "Was wäre, wenn wir all unsere Kräfte auf die Fallgatter konzentrierten? Die Männer könnten mit brennenden Pfeilen schießen und die Frauen den Schotten kochendes Wasser, oder was immer wir finden können, über ihre Barbarenschädel gießen?"
    Wenn Rosalind nicht fast verrückt gewesen wäre vor Angst, hätte sie über diese Bemerkung lachen müssen. Ihre Leute würden es genießen, endlich Vergeltung üben zu können. Damals hatten die kriegslüsternen Schotten mitten in der Nacht angegriffen und sich zurückgezogen, als das Feuer für sie den Kampf fortführte.
    "Haben wir genügend Felsbrocken gelagert, die die kleineren Jungen hinabschleudern können?"
    "Natürlich", erwiderte John freudig. "Das ist eines unserer wenigen gut ausgerüsteten Waffenlager. Gerta schickt die Jungen oft zum Steine sammeln."
    Fieberhaft überlegte Rosalind, was für Möglichkeiten sie sonst noch hatten. Die Zeit wurde knapp. Gleich würde sie mit den Angreifern sprechen müssen. Sollte sie ihre Leute auf einen Kampf vorbereiten und damit deren Leben riskieren, um ihr Heim zu verteidigen? Oder sollte sie ihre Burg ruhig aufgeben und dadurch ihre Untergebenen widerstandslos der berüchtigten Brutalität der Schotten ausliefern?
    Sie blickte zu John und fragte sich, was für einen Rat er ihr wohl geben würde. Sein grimmiger Gesichtsausdruck sprach Bände. In jener Nacht hatte er seine Frau im Feuer verloren. Allerdings wurde er nicht allein vom blinden Rachedurst getrieben, er kannte und teilte Rosalinds Ängste um Beaumont und ihre Leute.
    Und ähnlich wie sie besaß er die eiserne Entschlossenheit, trotz allem zu überleben.
    Sie holte tief Luft und bereitete sich auf einen Kampf vor, von dem sie gehofft hatte, dass sie sich ihm nie würde stellen müssen. Zumindest nicht allein. "Ich will versuchen, sie zu entmutigen. Wenn es mir nicht gelingt, kämpfen wir."
    John nickte und kletterte schneller die Mauer hinunter als viele Männer, die nur halb so alt waren wie er. Rosalind sah ihm nach und dachte daran, dass sie ihn mehr und mehr lieb gewonnen hatte. Lieb gewonnen wie einen Vater. All die Überlebenden von Beaumont waren jetzt ihre Familie. Sie würde es nicht ertragen können, auch nur einen von ihnen zu verlieren.
    Rosalind schluckte schwer und murmelte hastig ein Gebet. Heute könnte sie wenigstens den Kampf wählen. Einen Augenblick lang kämpfte sie gegen den Schwindel an, den ihr die Kopfschmerzen bereiteten. Dann richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf und zeigte sich den Schotten.
     
    Malcolm McNair musterte die Wehrmauern dieser Burg hier im Grenzland. Mit dem geübten Auge eines kampferprobten Taktikers suchte er nach einer schwachen Stelle. Er war von weit her gekommen, um diese Burg für seinen König – und für sich – zu erobern. Sollte er Beaumont belagern müssen, so war er dazu bereit.
    Schon seit langem hatte er auf einen eigenen Besitz gehofft: ein stolzes Ziel für den zweitgeborenen Sohn eines Highland-Lairds, der mehr Macht als Reichtum besaß. Trotzdem hing er an diesem Traum, besonders da Robert the Bruce angedeutet hatte, dass Malcolm eine Belohnung seitens der Krone zustand. Vielleicht konnte er hier eine Familie gründen, den endlosen Grausamkeiten des Krieges entfliehen und zudem den Machtbereich seines Clans ausdehnen.
    Jetzt saß Malcolm hoch aufgerichtet im Sattel, umgeben von seinen Brüdern. Sie hatten ihn begleitet – Ian, um der Erinnerung an seine tote Frau zu entkommen, und Jamie, um seine Abenteuerlust zu stillen. Nachdem Malcolm sich zehn Jahre lang nicht auf dem Familiensitz gezeigt hatte, war er jetzt für seine Verwandten von großem Nutzen. Durch seine Streifzüge erhielten seine ruhelosen Brüder die so dringend benötigte Aufgabe, bis sie sich wieder ihrem eigenen Leben zuwenden konnten.
    Ian McNair, der stämmige Älteste des Trios, deutete mit dem Kopf in Richtung Burg, auf deren Zinnen jetzt ein schlanker Mann erschienen war. "Wie es scheint, ist die Ratte aus ihrem
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