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Immer wieder samstags

Immer wieder samstags

Titel: Immer wieder samstags
Autoren: Don Both
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aus, ihn so zu sehen, so verzweifelt, so am Ende. Ein Blick in seine bezaubernden Iriden und ich wollte alles vergessen, ganz besonders die Schlampe mit ihrem Video! Sollte sie doch zu meinem Vater gehen; wenn der sich das Teil ansah, würden Tristan und ich längst irgendwo sein – weit weg. Ausgewandert an einen Ort, wo uns niemand finden konnte...
    »Bitte ...«, wisperte er wieder und meine Augen brannten. Ein Schluchzen wanderte langsam meine Kehle hinauf. Nur noch Sekunden und es würde die letzten Barrieren überwinden und dann … dann würde ich nachgeben und alles zunichtemachen. Aber es gab kein Irgendwo, es gab nicht einmal eine Flucht und damit kein: … und Tristan und Mia liebten sich, bis der Ficktod sie trennte … Eilig senkte ich den Kopf, betrachtete aufmerksam den leicht abgenutzten Boden der Aula. Ich musste jetzt stark sein. Nicht für mich – ich war egal. Doch für ihn. Für ihn !
    Eine phantastische Motivation, so wie immer. Der Zauber wirkte unvermindert. Ich benötigte zehn elend lange Sekunden, dann hatte ich mich gefangen und meine Knie drohten nicht mehr, unkontrolliert zu zittern. Das verdammte Herz in meiner Brust führte einen irren Wirbel auf, der diesmal garantiert nicht auf einen glücklichen Moment zurückzuführen war. Doch ich brachte es fertig, ihn anzusehen. Er war mir so nah. Es war so intim. Er hielt mich so fest. Sein göttlicher Körper nur zentimeterweit von meinem entfernt.
    »Liebst du mich noch, Mia?«, fragte er nun vermutlich doch unsicher geworden, während sein Daumen meine Lippe zwischen den Zähnen hervorzog, um anschließend sanft darüber zu streichen. »Sag es mir. Sag mir, dass du mich nicht liebst und ich werde dich in Ruhe lassen.« Wie tiefe Seen lagen seine Augen auf mir, sodass ich den Blick nicht abwenden konnte, voller Sorge und Zuneigung, aber auch voller Leidenschaft und Liebe. Ich empfand so viel Zärtlichkeit für diesen Mann, die sich eher noch steigerte, als abebbte. Erst recht, als sein Braun-Grün durch Tränen verschleiert wurde. Tränen!
    »Tristan«, hauchte ich gebrochen. Mehr brachte ich nicht zustande, denn er untergrub fortwährend meine Selbstbeherrschung.
    In diesem Moment erlaubte ich mir, noch einmal schwach zu werden. Ich holte ihn: meinen letzten Kuss. Und weil der bis an mein Lebensende genügen musste, berührte ich nicht nur wie so häufig seinen Nacken – was er im Übrigen ohne Widerstand geschehen ließ. Die vorwitzigen Finger tasteten sich vor, bis sie volles Haar fanden, von dem ich wusste, wie sexy es roch.
    Überrumpelt ergab er sich mir, erlaubte erstmals ohne Widerstand, dass ich seine seidigen Strähnen mit meinen Fingern berührte, mich regelrecht an ihnen festkrallte und seine ohnehin chaotische Frisur zerstörte, komplett durchwühlte. Mich willkommen heißend presste er sich an mich und rieb genüsslich seinen Schritt an meinem. Sein Stöhnen vibrierte tief in jedem noch so kleinen Knochen in mir, begleitet von Bildern, von denen ich annahm, dass sie nie wieder Wirklichkeit werden würden. Bilder, die mich belebten, die uns beide eng umschlungen zeigten: Tristan in mir, verbunden mit Händen, den Lippen, unseren Körpern und den Herzen. Doch etwas störte die Einträchtigkeit, kam bedrohlich näher wie Gewitterwolken, die einen schönen Sommertag störten, kombiniert mit einem noch entfernten Donnern, dass das Unheil ankündigt. Ein tiefes Grollen, das uns jederzeit erreichen konnte, sich nach und nach in der Klangfarbe änderte, bis immer deutlicher Eva herauszuhören war und mich somit unwillkürlich aus meinem Traum riss.
    »Ich kann dich nicht mehr lieben!«, nuschelte ich also direkt in seinen Mund.
    Bevor er auch nur verkraften konnte, was ich da artikulierte, schubste ich ihn von mir und stürmte mit Tränen in den Augen aus der Aula. Eilig rannte ich zu den Fahrradständern, wo mein Beben und die verschwommene Sicht mich daran hinderten, ohne weiteres das Schloss zu öffnen. Ungehalten kämpfte ich damit, aber ich war nicht schnell genug. Tristans Schritte drangen an meine Ohren. Er war wirklich hartnäckig, wenn er etwas wollte.
    »Zuerst der hammergeile Kuss und dann sagst du mir, dass du mich nicht mehr lieben kannst! Wie zum verdammten Teufel soll ich das verstehen? Bist du jetzt schizophren geworden, oder was?«
    »Ja!«, schrie ich und trat verzweifelt gegen die Reifen, weil ich dieses verdammte Schloss nicht aufbekam.
    »Baby, du tust dir noch weh.« Tristan schob mich zur Seite und öffnete
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