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Immer wieder samstags

Immer wieder samstags

Titel: Immer wieder samstags
Autoren: Don Both
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einmal, ob er überhaupt kommen würde. Weder die Aussicht, ihm wieder gegenüberzustehen, noch die Möglichkeit, dass er mich versetzte, wollten einen Hoffnungsschimmer in mir gedeihen lassen. Beides würde mich mit Sicherheit noch tiefer in das mittlerweile schon bekannte dunkle Loch stoßen, in dem ich mich befand, seit er mich verlassen hatte. Allein daran zu denken, tat weh.
    Als das Klingeln das Ende der letzten Stunde einläutete, blieb ich so lange sitzen, bis alle den Raum verlassen hatten. Ich wollte niemandem auf dem Gelände begegnen, um weiterhin die Anfeindungen zu ertragen oder die anzüglichen Blicke der Jungs. Ich dankte Gott dafür, dass die Sportlehrerin heute krank war.
    Gerade als ich mein Geschichtsbuch in meiner Tasche verstaute, hörte ich ein auffälliges
    Räuspern und realisierte erst jetzt, dass mir meine Ruhe doch nicht gegönnt wurde. Fragend schaute ich auf, geradewegs in große dunkelblaue Augen, betont mit dickem Kajal, Mascara und glitzerndem lila Lidschatten. Eva. Mit Sicherheit bedeutete das nichts Gutes!
Kalter Schweiß breitete sich aus und das nervöse Flattern in meinem Magen, was ich schon den ganzen Tag wegen des bevorstehenden Treffens mit Tristan verspürte, nahm zu.
    Mit ihrem rosa blinkenden Handy kam sie auf mich zugestöckelt, lächelte falsch und zog eine dünn gezupfte Augenbraue nach oben, während sie einen Knopf des Telefons drückte. Ich runzelte die Stirn, denn ich konnte anfangs gar nicht erfassen, was ich da hörte. Aber dann … Sämtliches Blut wich aus meinem Gesicht, meine Augen weiteten sich vor Schock und ich keuchte. Durch den leeren Klassenraum hallte es: mein Stöhnen.
Mit einem süffisanten Grinsen beobachtete sie die Veränderung meiner Mimik mit einer Genugtuung, die ihre Hinterlistigkeit unterstrich.
    Eva hatte alles gefilmt!
    Konnte mein Leben noch schlimmer werden? Eindeutig.
    Ich wollte schreien, weglaufen, sie angreifen, ihr das dämliche Handy aus der Hand schlagen, mich irgendwo verkriechen. Möglichst alles auf einmal, aber ich erstarrte lediglich.
    Nein, nein, nein! Bitte nicht!
    »Hmm, obwohl du so fett bist, fickt er dich so ... So hat er es noch nie mit mir gemacht ... Wie er dich festhält ...« Nachdenklich schaute sie den Mitschnitt, um mir anschließend unverwandt in die Augen zu sehen. Ihr Blick war eiskalt, so hasserfüllt, dass ich erschauderte.
    »Ich weiß nicht, was er an dir findet. Ich weiß nicht, wieso er gerade dich so behandelt ! Wirklich nicht .« Abwertend musterte sie mich, und ich fühlte mich entblößt, geradezu nackt vor ihr.
    »Was willst du von mir Eva?«, flüsterte ich irgendwann, ohne das Selbstbewusstsein lauter zu sprechen, da meine Stimme fast brach.
    Ihr widerlich hohes lautes Lachen drang schmerzhaft in meine Ohren.
    »Ich will nur, was jedes andere Mädchen auf dieser Schule auch will, du kleine dumme Kuh!
    Und ich war so nah dran ... als ich den Dreier mit Valerie und Tristan hatte. Aber dann kamst du dahergeschwabbelt!«, spie sie mir verächtlich entgegen, und ich runzelte verwirrt die Stirn. Was? Er hatte tatsächlichen einen Dreier mit den größten Schlampen der Schule, während wir uns nähergekommen waren? Konnte das wahr sein? Mir kam in den Sinn, wie Tristan sie immerzu behandelte, in Verlegenheit brachte und sie sogar in der Turnhalle wegen mir zusammengestaucht hatte. Warum sollte sie ihn wollen? Ihn, der sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit demütigte. Gleichzeitig musste ich mir aber auch eingestehen, dass ich genauso war. Würdelos hatte ich ihn aus der Ferne angeschmachtet, so wie es Valerie und Eva noch immer taten. Doch nun war alles anders. Ich konnte mir gewiss sein, dass mich Tristan zumindest einmal geliebt hatte. Eine Gewissheit, die Eva nie haben würde. Ekel überkam mich. Ekel vor der alten Mia und vor Eva.
    »Schau mich nicht so an! Du verstehst es nicht! Ich liebe ihn!« Tatsächlich mischte sich Gefühl in ihren herablassenden Ton. Sie klang verletzlich, und ich hatte fast Mitleid mit ihr. Aber nur fast, denn sie liebte Tristan nicht. Sie liebte vielleicht die äußere Hülle, das, was er repräsentierte, aber nicht den Menschen dahinter. Den Menschen, den sie nicht kannte und auch nie kennenlernen würde.
    »Ich würde alles für ihn tun!« Oh Gott, ihre Aussage erinnerte mich stark an mich damals. »Wirklich ... alles, weißt du ...« Den Film hatte sie zum Glück ausgemacht, dennoch hielt sie mir ihr Telefon unter die Nase und fuchtelte damit rum, sodass die
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