Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zwiespalt der Gefuehle

Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
die Lankonier härter als Stahl, standhaft wie die Berge und überhaupt unfehlbar. Rowan war nur zur Hälfte Lankonier…
    Er fühlte, wie die Narbe auf seinem Rücken anfing zu jucken, wie sie es immer tat, wenn er an Feilan dachte. Er kratzte sich nicht. Lankonier zeigten keine Angst; Lankonier dachten zuerst an ihr Land; Lankonier ließen sich nicht von ihren Gefühlen beherrschen, und LANKONIER WEINTEN NICHT. Diese Sätze hatte ihm sein Lehrmeister wieder und wieder eingehämmert. Als Rowan noch ein Kind gewesen war, war eines Tages sein liebster Spielgefährte, ein kleiner Hund, gestorben. Rowan hatte heiße Tränen um ihn vergossen, was seinen Lehrer in maßlose Wut versetzt hatte. Feilan hatte ihm einen rotglühenden Schürhaken auf den Rücken gelegt und ihm gedroht, wenn er wieder weinen oder auch nur wimmern würde, würde er ihm sofort eine zweite Brandwunde zufügen.
    Rowan hatte nie wieder geweint.
    Plötzlich hörte er eilige Schritte und griff nach seinem Schwert.
    »Ich bin’s nur«, hörte er Loras Stimme sagen, die vor Ärger zitterte.
    Rowan griff nach seiner Tunika.
    »Nein, nein«, meinte Lora atemlos. »Du brauchst dir nichts überzuziehen. Ich weiß, wie der nackte Oberkörper eines Mannes aussieht, keine Sorge. « Sie setzte sich in seiner Nähe auf den Boden, die Hände um die angezogenen Knie geschlungen. Als sie endlich sprach, sprudelte es erbost aus ihr heraus: »Diese Männer sind furchtbar! Sie behandeln mich wie ein dummes, verzogenes Gör, das immer bewacht werden muß, weil es sonst Dummheiten macht! Sie lassen mich noch nicht einmal zwei Schritte allein gehen, sondern stützen mich, als wäre ich alt und krank! Und dieser Xante ist der schlimmste von allen! Wenn er mich noch einmal so verächtlich ansieht, dann — versetze ich ihm eine Ohrfeige! « Sie hielt inne, weil sie Rowan leise lachen hörte. Sofort funkelte sie ihn mit ihren herrlichen blauen Augen wütend an. Sie war sehr hübsch mit ihren zarten Gesichtszügen und dem schlanken Körper. Der Ärger verlieh ihren Wangen eine nicht unattraktive Röte.
    »Wie kannst du es wagen, darüber zu lachen?! « stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Das ist alles deine Schuld! Du benimmst dich wirklich unmöglich! Jedesmal, wenn man dir ein Sitzkissen anbietet, seufzt du und lächelst! Und gestern hast du sogar meine Stickwolle gehalten! Das hast du noch nie getan, weil du immer viel zu beschäftigt damit warst, dein Schwert zu schärfen! Aber, jetzt hast du offensichtlich Freude daran, so zu tun, als ob du kränklich und schwach wärst! Warum schlägst du nicht einfach ein paar von den Kerlen nieder? Besonders dieser Xante hätte es verdient! «
    Rowans Lächeln milderte die harten Kanten seines Gesichts. Er war auf klassische Art gutaussehend mit seinem blonden Haar und den strahlend blauen Augen. Zwischen den Lankoniern und ihm war ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht. Während deren Augen dunkel loderten, blitzten die seinen. Ihre Haut war wettergegerbt und dunkel, Rowans Wangen waren hell und klar. Lora war daran gewöhnt, daß manche Männer spöttisch lächelten, wenn sie Rowans sanftes Gesicht und seinen mächtigen Körper, den sie für fett hielten, erblickten. Sie hatte oft freudig geschrien, wenn Rowan diese grinsenden Ritter mit einem Stoß aus dem Sattel warf. Wenn sie auf den Boden krachten, hatten diese Männer bereits herausgefunden, daß Rowans sanfte blaue Augen hart wie Stahl werden konnten und daß sein Körper aus zweihundert Pfund starker Muskeln bestand.
    »Und warum sprichst du nicht mit ihnen in ihrer Sprache? Warum läßt du dir alles übersetzen? « fuhr Lora vorwurfsvoll fort, während sich ihr Ärger durch Rowans Gleichmut noch erhöhte. »Wer sind eigentlich diese Zernas, vor denen sie soviel Angst haben? Ich habe immer gedacht, Zernas wären auch Lankonier. Rowan!! Hör auf zu grinsen! Das sind alles furchtbar arrogante, unhöfliche Männer! «
    »Besonders dieser Xante? « fragte Rowan sanft und hinterhältig, seine tiefe Stimme bebte vor unterdrücktem Lachen.
    Sie wandte den Kopf und knirschte wütend mit den Zähnen. »Du — du magst das ja lachhaft finden! Aber eins kann ich dir versichern: Deine Männer und dein Knappe finden das ganz und gar nicht lustig! Der junge Montgomery hat sich heute früh ein paar böse Quetschungen zugezogen, und ich glaube, er hat sie bekommen, weil er deinen guten Namen verteidigt hat! Du solltest wirklich —«
    »Was tun? « fragte Rowan
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher