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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle
Autoren: Jennifer Blake
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Leiche, ich meine das Ausgraben, Präparieren und Entsorgen war Kingsleys Aufgabe, könnte ich mir vorstellen«, sagte Christien nachdenklich.
    »Wofür er gut bezahlt wurde, da kannst du dir sicher sein, und zwar im Voraus und hinterher. Kingsley hatte mir immer wieder versichert, dass bei der Suche nach Theodore nichts herausgekommen sei, bis zu dem Zeitpunkt, als man seine Leiche aus dem Fluss zog oder vielmehr, was man dafür hielt. Es sieht jetzt vielleicht so aus, als ob Kingsley dachte, dass ich die Wahrheit wüsste, aber meine ganz eigenen Gründe dafür hatte, sie für mich zu behalten. Bitte glaube mir, dass ich nicht die leiseste Ahnung davon hatte, dass Theodore die ganze Zeit über gerade mal drei Meilen von River’s Edge entfernt hauste.«
    »Ein von Narben entstellter Ehemann wäre allemal besser gewesen als ein toter, da hätte es weit weniger böses Gerede gegeben«, nickte Christien verständnisvoll. »Aber dein Ehemann hat nichts dagegen unternommen, dass man dich als Mörderin hinstellte und dass du zu einer Ausgestoßenen der Gesellschaft wurdest. Er trieb sein Versteckspiel auf deine Kosten.«
    »Ich bin sicher, er dachte, dass ich eine solche Behandlung verdiente und eigentlich alles meine Schuld gewesen sei, da ich unser gemeinsames Heim verlassen hatte, ihn im Stich ließ, ja, so hätte er das höchstwahrscheinlich dargestellt. Wenn er von der Gesellschaft isoliert leben musste, dann war es seiner Ansicht nach nur gerecht, wenn mir das Gleiche widerfuhr.«
    »Bis ich dann kam.«
    »Ja, genau.« Sie hielt inne. »Wohin willst du jetzt eigentlich gehen? Was wirst du tun?«
    Das war eine gute Frage. Er fühlte sich nicht wirklich im Reinen mit sich selbst, konnte nicht unbeschwert in die Zukunft schauen. Zurück zur Passage de la Bourse wollte er auch nicht, denn die Aussicht, dort tagein, tagaus jungen ungestümen Kerlen das Fechten beizubringen, schien ihm auch nicht mehr passend. »Vielleicht lasse ich mich für Mexiko anwerben. So ein richtiges Schlachtengetümmel scheint mir eine schöne Abwechslung zu sein.«
    Sie blickte ihm tief in die Augen, und es schien ihm so, als ob ihre Fingerknöchel weiß hervorträten, als sie ihre Hände zu Fäusten ballte. »Du ziehst in den Krieg?«, fragte sie scheinbar gleichgültig.
    »Kämpfen ist schließlich das, was ich am Besten kann.«
    Sie öffnete ihren Mund, bewegte ihre Lippen, schien ihm widersprechen oder eine Alternative geben zu wollen, ihm zu sagen, dass er nicht gehen solle. Aber vielleicht war das auch nur ein Wunschgedanke seinerseits. Wenn er sie so ansah, überwältigte ihn die Erinnerung an den Geschmack ihrer Lippen, an das Gefühl, ihre Haut auf der seinigen zu spüren, an die empfundene Lust, als er tief in ihr war, umgeben von ihrer feuchten, heißen Weiblichkeit. Ja, er wollte sie, sie und ihre Tochter, die ganze Familie und River’s Edge, einfach alles, was schon fast ihm gehört hatte. Er sehnte sich so danach, dass es schmerzte, in seinem Herzen und in seinem Kopf. Mit aller Leidenschaft und Hingabe verlangte es ihn nach all dem, was er nicht mehr haben konnte.
    Also nahm er das Wenige, was er sich nehmen durfte, legte seinen Arm um sie, zog sie an sich heran und küsste sie auf den Mund, ein letzter intensiver und warmer Kuss. Dann ließ er sie los und ging von dannen.
    Es tat verdammt gut, als sein schwarzes Pferd ihn freudig wiehernd begrüßte, sobald es ihn erblickte. Immerhin war er nicht allein auf seinem Weg nach New Orleans.

Sechsundzwanzigstes Kapitel
    Er war weg.
    Christien war die Auffahrt hinunter in Richtung Fluss weggeritten. Er hatte sie so plötzlich verlassen, wie er zuvor in ihr Leben getreten war. Sie sollte sich glücklich schätzen, sollte überaus froh sein, dass sie sich nicht gegen ihren Willen verheiraten lassen musste, sagte sie sich immer wieder. Nichts als Erleichterung sollte sie empfinden, angesichts der Tatsache, dass River’s Edge wieder ihrem Vater gehörte und auch alles andere wieder war wie zuvor. Ja, und natürlich auch, dass sie wieder als Witwe dastand, nur war sie diesmal eine wirkliche Witwe.
    Christien hatte sie benutzt. Er hatte ihr in verabscheuungswürdige Weise einen Heiratsantrag gemacht, und zwar nur aus dem einen Grund, damit es ihm dadurch gelänge, Theodore aus seinem Versteck zu locken und ihn dazu zu bringen, sich als rechtmäßiger Ehemann zu offenbaren. Was sie dabei fühlte, ihre Ängste und Sorgen, in einer erzwungenen Ehe zu enden, das alles hatte ihn nicht im
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