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Im Namen der Engel

Im Namen der Engel

Titel: Im Namen der Engel
Autoren: Mary Stanton
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dich wieder hin. Du darfst dein Bein doch nicht bewegen.«
    Mit einem resignierten Seufzer sank der Hund auf die Steppdecke zurück. Nach Einschätzung des Tierarztes handelte es sich bei ihm um eine Kreuzung aus russischer Dogge und Golden Retriever. »Dieser runde Schädel ist eine Eigenschaft des Retrievers, Miss Beaufort. Und das breite, kluge Gesicht weist auf eine Dogge hin.«
    »Klug«, sagte Bree, der das Gespräch wieder einfiel. »Du kluger Hund, du.«
    Der Hund grinste, was Bree sofort an ihren Golden Retriever namens Sunny Skies erinnerte, der schon lange tot war. Der hatte sie auf genau die gleiche Weise angelächelt, bis zu dem Tag, da er für immer friedlich eingeschlafen war.
    »Du liebes altes Ding«, sagte Bree zärtlich. Dieser Hund erinnerte sie in der Tat an Sunny, zumindest ein wenig. »Ich könnte wetten, dass du früher einmal einen netten Besitzer hattest, so freundlich, wie du auf Menschen reagierst. Aber du brauchst einen Namen. Ich kann nicht einfach immer nur Hündchen zu dir sagen.« Bree zupfte sich nachdenklich am Ohr. »Wie wär’s mit Sam?«
    Der Hund sah sie mit heraushängender Zunge an.
    »Nein? Und was ist mit Goldy? Diese Farbe wird dein Fell nämlich haben, wenn du eine Weile gründlich gepflegt wirst.«
    Der Hund schloss die Augen, um sie kurz darauf wieder zu öffnen.
    »Na, dir fällt offenbar auch nichts ein«, stellte Bree leicht aufgebracht fest. Der Hund nieste zwei Mal hintereinander merkwürdig zischend.
    »Hatschi«, sagte Bree. »Wie einer der sieben Zwerge.«
    Der Hund verzog wahrhaft höhnisch die Lippen. Bree lachte. Ihre kleine Schwester Antonia würde dieses Tier bestimmt lieben. Und auch einen passenden Namen finden. Aber Antonia, die an der University of South California studierte, war viele Kilometer weit entfernt. »Dann werde ich mir eben selbst etwas einfallen lassen müssen.«
    Der Hund nieste von Neuem. Das klang fast so, als hätte er es vorsätzlich getan. »Scha! Schaa!«
    »Sascha«, sagte Bree. »Genau. Für das Russische in dir.«
    Sascha stieß einen tiefen, erleichterten Seufzer aus und bettete den Kopf auf die Pfoten. Sehr zufrieden mit sich, holte ihm Bree eine weitere kleine Schüssel Futter. Dann machte sie es sich im Sessel gemütlich, um den Stapel Bewerbungen durchzusehen und ihre eigene Mahlzeit, die aus Lachs und Salat bestand, zu verzehren.
    Die Anzeige, die sie in den Savannah Daily gesetzt hatte, war kurz und bündig :
    Freundliche Bürokraft für Rechtsanwaltskanzlei gesucht. Computerkenntnisse erforderlich. Kennt nisse in Buchhaltung erwünscht.
    Die Bewerbungen reichten von hoffnungslos hoffnungsvoll: »Ich glaube, es wäre irgendwie cool, für einen Rechtsanwalt zu arbeiten. Ich könnte jeden Tag nach der Schule kommen« bis zu komisch desperat: »Ich habe an der University of North Carolina meinen Doktor in englischer Literatur gemacht. Würde für Essen arbeiten.«
    Nachdem Bree ein halbes Dutzend Antworten durchgesehen hatte, sortierte sie zwei aus und hielt Sascha ihre erste Wahl hin, damit er sie inspizieren konnte. »Die hier scheint mir am geeignetsten, Hündchen. Eine Witwe, das arme Wesen. Und sie hat bis zum Tod ihres Mannes in dessen Anwaltskanzlei gearbeitet. Sie wird also, denke ich, die nötigen Qualifikationen besitzen. Und der hier …« Sie las den Begleitbrief noch einmal. »Der hier ist so interessant, dass ich ihn vielleicht auch anrufe.«
    Sascha hob den Kopf und sah sie an.
    »Er ist Schaufensterdekorateur … oder war es … und möchte sich beruflich verändern. Er sagt, er sei auf die Abendschule gegangen, um sich weiterzubilden. Genau die Art Person, der man helfen möchte.«
    Sascha blickte höflich interessiert drein.
    »Andererseits hat die Witwe Erfahrung. Und obwohl sie es nicht ausdrücklich sagt, bekommt man den Eindruck, dass es ihr finanziell nicht sonderlich gut geht.«
    Sascha knurrte leise.
    »Genau, Hündchen«, meinte Bree amüsiert. »Und sie wohnt in einer üblen Gegend. Sie könnte also auch Hilfe gebrauchen.«
    Sascha knurrte von Neuem, diesmal drohend. Bree legte die Bewerbungen auf den Beistelltisch und erhob sich. Der Hund hatte sich aufgesetzt und starrte mit gefletschten Zähnen in Richtung Terrassentür. Sein Knurren ging in ein Bellen über.
    »Still, Sascha.« Bree trat vor die Glastür. Die Hand gegen das Bücherregal rechts von der Tür gestützt, spähte sie in die Dunkelheit. Am dunstigen Himmel war die Mondsichel zu sehen. An den Ufern des Flusses glitzerten die
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