Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Titel: Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Russo
Vom Netzwerk:
interessiert nur der Eimer, der sich langsam füllt. Und dann ist plötzlich mein Vater da. Er schnappt mich und zieht mich nach oben. Kurz darauf schwappt die Welle an Land und spült meinen Eimer davon. Mein Vater trägt mich zu meiner Mutter auf die Decke, die von all dem überhaupt nichts mitbekommen hat. Dann sprintet er zurück ans Meer. Kurz darauf taucht er strahlend mit dem Eimer wieder auf, läuft zu meinem gebuddelten Loch, schüttet das Wasser hinein und sagt: »Komm, kleine Marly, ich helfe dir.«
    Dass mein Vater mich immer liebevoll kleine Marly genannt hat, hatte ich ganz vergessen.
    »Wie schön!«, sage ich gerührt.
    »Möchtest du noch mehr sehen?«
    »Gerne, aber das ist doch bestimmt langweilig für euch.«
    »Du kannst dir die Filme ja auch alleine anschauen. Ich wähle einfach einen etwas längeren Zeitraum in deiner Kindheit aus. Dann kannst du in aller Ruhe vor- und zurückspulen. Und vielleicht hat unser Tierarzt ja Lust, sich Percy mal genauer anzuschauen?«
    »Gerne«, sagt Gabriel, und ich nicke erfreut.
    »Findest du den Weg alleine zurück, oder sollen wir dich später abholen, Marly?«
    »Das war ja nicht schwer. Einfach nur die Straße hoch, und dann links. Das finde ich.«
    »Rechts«, korrigiert Ruby mich.
    »Geht schon, ihr beiden. Wenn ich mich verlaufe, frage ich nach dem Weg. Hier gibt es bestimmt genügend Engel, die mir helfen werden. Du bist doch ganz sicher bekannt hier, oder?«
    »Natürlich, hier oben kennt jeder jeden.«
    »Sag mal, wann müssen wir eigentlich am Paternoster sein? Nicht, dass wir nicht mehr wegkommen.«
    »Keine Sorge, ihr werdet morgen Früh um zehn abgeholt.«
    »Morgen erst?«, frage ich erstaunt.
    »Es hat sich da eine kleine Änderung ergeben. Ich hoffe, dass ist in Ordnung für euch. Ihr könnt bei mir in der WG schlafen. Die Betten sind momentan alle frei.«
    »Und was sagt Ben dazu? Oder weiß er es noch gar nicht?«
    »Er hat sich für euch gefreut. Und Sarah auch.«
    Gabriel scheint ganz zufrieden. »Hört sich doch gut an. Wer hat schon mal in einer Schutzengel- WG übernachtet? Das wird uns unten niemand glauben.«
    Doch, denke ich, Rici. Ich freue mich schon auf ihr erstauntes Gesicht.
    »Ganz egal, wie oft du es auch behaupten wirst: Das wird dir unten eh niemand glauben!«

27
    Ist das eine himmlische Neuzüchtung?
    Gabriel sitzt auf dem Küchenfußboden und spielt ausgelassen mit Rubys Mops. Als er mich kommen hört, schaut er auf.
    »Und? Wie war es noch? Hast du dir noch ein paar schöne Filmchen angesehen?«, fragt er.
    »Ja, eine ganze Menge. Ein buntes Potpourri durch meine Kindheit.«
    Mir war gar nicht bewusst, wie liebevoll sich mein Vater um mich gekümmert hat. Er war zwar oft nicht da, weil er arbeiten musste, hat aber seine Freizeit offensichtlich gerne mit mir verbracht. Außerdem war es schön zu sehen, wie glücklich meine Eltern damals waren. Ich beginne, meinen Vater mit ganz anderen Augen zu sehen. Bestimmt war das auch wieder ein von Ruby kalkulierter Plan.
    »Marly, hast du dich nicht verlaufen?«, fragt er, als er wie auf Kommando die Küche betritt.
    »Hat übrigens funktioniert, Ruby«, antworte ich.
    »Was denn?«
    »Ach tu doch nicht so! Ich meine die Sache mit meinem Vater. Weil er so liebevoll mit mir umgegangen ist.«
    »Ach das? Das freut mich.«
    »Und wie war es bei euch Männern?«
    »Sehr interessant.« Der Mops läuft mittlerweile schwanzwedelnd hinter Gabriel her, was auch Ruby verblüfft wahrnimmt. »Besondere Kraultechnik«, erklärt Gabriel. »Macht alle Hunde schwach.«
    Besondere Kraultechniken funktionieren auch bei Frauen. Ich denke zwangsläufig an Georgs magische Hände. Aber den Gedanken schüttele ich schnell wieder ab.
    »Und was machen wir jetzt?«, frage ich.
    »Wolltest du nicht Lorenzo besuchen?«
    »Na, dann nichts wie los«, sage ich.
    Lorenzo hat sich, wie Ben, für den Himmel auf Erden entschieden. Die Fahrt im Paternoster dauert bei Weitem nicht so lange wie die Hinfahrt, was mich sehr überrascht.
    »Befindet sich Lorenzos Garten näher am Himmel als John o’Groats?«
    »Nein«, sagt Ruby, »die Entfernungen sind alle gleich. Es liegt an dir. Du bist jetzt auch gefühlsmäßig im Himmel angekommen. Das verkürzt die Reisezeit beträchtlich.«
    »Deswegen fühle ich mich auch so leicht und entspannt? Weil ich angekommen bin?«
    »Ja. Du hast es akzeptiert. Du denkst nicht mehr, dass du träumst.«
    Wir stehen in einem Garten, in meinem Garten, befinden uns aber im Himmel. Das Haus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher