Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
Leben zur Hölle.«
    »Was ist passiert?«, fragte Ruby atemlos. Sie hätte nie gedacht, dass ihre Mutter so viel durchgemacht hatte.
    »Er wurde schrecklich eifersüchtig und warf mir vor, ich würde ihn betrügen. Hinter jedem Mann, mit dem ich auch nur ein paar Worte wechselte, witterte er einen potenziellen Liebhaber. Selbst wenn ich nur einkaufen ging, folgte er mir, um mich zu kontrollieren. Er verdächtigte mich, mit dem Gemüsehändler, dem Fleischer, dem Bäcker, dem Zahnarzt zu schlafen. Das ließ ich natürlich nicht auf mir sitzen. Aber wenn ich mich gegen diese Verdächtigungen wehrte, schlug er mich.«
    »O Mom, nein!« Ruby war entsetzt.
    »Er wünschte sich sehnsüchtig ein Kind, und ich wollte auch Kinder haben, aber ich sorgte dafür, dass ich nicht schwanger wurde. Von diesem Mann wollte ich auf keinen Fall ein Kind haben. Seine rasende Eifersucht wurde immer schlimmer. Ich fürchtete buchstäblich um mein Leben.«
    Ruby berührte Emilys Hand. »Und wie hast du es geschafft, von ihm wegzukommen?«
    »Eines Tages schlug er mir ins Gesicht, nur weil ich mit einem Angestellten vom Gaswerk telefoniert hatte. Da platzte mir der Kragen. Ich hatte endgültig die Nase voll von seiner krankhaften Eifersucht. Ich wartete, bis er das Haus verlassen hatte, dann packte ich ein paar Sachen zusammen und stieg in den Bus nach Adelaide. Weil ich Angst hatte, er würde mich aufspüren und mich mit Gewalt zurückholen, änderte ich meinen Namen und mein Aussehen – ich kaufte mir eine blonde Perücke. Ständig schaute ich über die Schulter, war immer auf der Hut. Es war ein einsames Leben, weil ich keinem Menschen mehr trauen konnte. Sechs Monate später lernte ich deinen Vater kennen, der, wie ich bald erfuhr, ebenfalls unglücklich verheiratet war. Anfangs war ich sehr zurückhaltend, aber ich glaube, es war die ähnliche Situation, in der wir uns befanden, die dazu führte, dass wir uns anfreundeten. Wir trösteten uns gegenseitig. Seine Frau kontrollierte ihn, indem sie fast täglich im Hotel anrief. Ich bekam also einen Eindruck davon, was für ein Mensch sie war, und ich sage dir, sie war ein richtiger Drachen! Sie machte deinem Vater das Leben zur Hölle. Die Geschäftsreisen nach Adelaide waren für ihn die einzige Möglichkeit, ihr wenigstens für eine Weile zu entkommen.«
    »Und wie hat es dich hierher nach Sydney verschlagen?«, fragte Ruby.
    »Joe hatte zwei Kinder«, sagte Emily und sah den Ausdruck von Bestürzung in den Augen ihrer Tochter. »Er wollte sich von seiner Frau trennen, aber er wollte in der Nähe seiner Kinder bleiben, deshalb besorgte er mir diese Wohnung hier. Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit fühlte ich mich sicher. Aber bevor er einen Schlussstrich unter seine Ehe ziehen konnte, wurde ich schwanger mit dir. Wir waren beide überglücklich, und Joe wollte mich auf der Stelle heiraten.«
    »Aber du warst doch auch noch verheiratet«, wunderte sich Ruby.
    »Als ich mich in deinen Vater verliebte, engagierte ich einen Privatdetektiv, der herausfinden sollte, ob sich mein Mann immer noch in Australien aufhielt. Das war nicht der Fall. Er wurde wegen Betrugs gesucht und war vor dem Gesetz nach Kalabrien geflohen. Als ich daraufhin die Scheidung einreichte, legte er keinen Widerspruch ein, weil er eine Italienerin heiraten wollte, die ein Kind von ihm erwartete. Ich war heilfroh, dass ich endlich mit der Vergangenheit abschließen konnte. Jetzt, da ich frei war, wollte Joe sich so schnell wie möglich scheiden lassen. An dem Abend, als er Carmel, seine Frau, um die Scheidung bitten wollte, kam es zu einem fürchterlichen Streit, und Carmel stürzte die Treppe hinunter. Joe und ich waren überzeugt, dass es kein Unfall, sondern Absicht gewesen war. Ich weiß nicht, ob sie sich umzubringen oder ihn zu erpressen versuchte, aber wie auch immer, es hat jedenfalls funktioniert. Sie ist seitdem querschnittgelähmt und an den Rollstuhl gefesselt.«
    »Bist du sicher, dass er sie nicht die Treppe hinuntergestoßen hat?«, fragte Ruby zögernd.
    »Ganz sicher. Joe war ein überaus sanfter Mann. Carmel hingegen war unberechenbar und aufbrausend.«
    »Und weil sie gelähmt war, ist er bei ihr geblieben.«
    »Er konnte sie doch jetzt nicht im Stich lassen.«
    »Warum hat er niemanden eingestellt, der sie betreut hätte, wenn er so reich war?«, meinte Ruby.
    »Seine Kinder waren damals noch ziemlich klein, und ich bin überzeugt, dass Carmel sie benutzt hat, um ihn emotional zu erpressen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher