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Im Bann der Liebe

Im Bann der Liebe

Titel: Im Bann der Liebe
Autoren: Linda Lael Miller
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fast wie ein Wunder, sich einfach nur zurücklehnen zu können und ein paar Hähne zu öffnen, um heißes Wasser zu bekommen. Als sie gebadet hatte, ging sie zurück in ihr Zimmer, sah noch einmal nach Victoria und stieg dann in ihr Bett.
    Nach dem langen Mittagsschlaf auf Mr. Fairgrieves Bett erwartete sie nicht, einschlafen zu können, aber sie versank sofort in eine Welt wirrer Träume.
    Ehe das Kind erwachte, fuhr sie tieftraurig aus dem Schlaf. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich nach einem Ehemann, einem Kind, einem Heim gesehnt, egal wie bescheiden. Julia hatte all das gehabt, und dennoch war sie nicht glücklich gewesen. Was konnte passiert sein, um sie von der überglücklichen Braut in die wütende Frau zu verwandeln, die ihr diese verbitterten Briefe geschrieben hatte?
    Seufzend stand sie auf, schlüpfte in den Morgenrock und ging zur Treppe, um Victoria ein Fläschchen warm zu machen.
    Maisie war bereits auf, fertig angezogen und stand mit erwartungsvollen Augen in der Küche. Jasper saß am Tisch und stocherte mit seinem Löffel in einer Schale buttergetränkten Haferschleims herum.
    »Guten Morgen«, grüßte Maisie sie lächelnd. »Jetzt sehen Sie schon besser aus, wenn ich das sagen darf.«
    Susannah lächelte. »Danke«, erwiderte sie, amüsiert über die Offenheit der Köchin.
    »Ist die Kleine wach?«, fragte Maisie. »Ich habe ihr Fläschchen schon fertig gemacht.«
    Susannah schüttelte den Kopf. »Aber es ist sicher gleich so weit. Ich brauche Windeln, Nadeln ...«
    »Liegt alles schon dort.« Maisie zeigte auf ein Tischchen an der Treppe. »Ich habe die Sachen heute Morgen aus Mr. Fair grieves Zimmer geholt.«
    »Er ist... nicht hier?« Die Frage war ihr herausgerutscht, und am liebsten hätte sie sich die Zunge abgebissen.
    »Hat nicht in seinem Bett geschlafen«, erklärte Maisie nüchtern. »So, und jetzt setzen Sie sich, und nehmen Sie Kaffee und eine Schüssel Haferbrei. Die Kleine hören Sie schon, wenn sie aufwacht.«
    Nach einigen Minuten des Schweigens fragte Susannah: »War Mr. Fairgrieve unfreundlich zu Julia?« Es gab viel Männer, die ihre Frauen verbal oder körperlich misshandelten. Vielleicht gehörte der hübsche Aubrey Fairgrieve trotz all seines Charmes zu ihnen.
    Maisie überlegte einige Zeit. »Vor allem hätten die beiden nie heiraten sollen«, begann sie dann. »Sie waren zu unterschiedlich, Mrs. Fairgrieve mochte Feste und Gesellschaften und schöne Kleider. Was ihn angeht, glaube ich, dass er sie ganz anders gesehen hat, als sie wirklich war. Er wollte, dass sie abends zu Hause war, las, nähte und auf ihn wartete. Es wurde regelrecht tragisch.«
    »Er scheint zu glauben ...« Susannah schluckte und begann noch einmal. »Er scheint zu glauben, dass Julia ihm untreu war, ja sogar viele Männer hatte.«
    »Das war eindeutig. Sie hat sich immer um ihre Dinge gekümmert, die Missus, und ich mich um meine, und keine von uns hat viel darüber gesprochen.« Maisie gab ein Geräusch von sich, das ein Kichern hätte sein können, auch wenn es eher traurig als amüsiert klang. »Oh, nein, Mrs. Fairgrieve hat sich mir nie anvertraut, außer als sie mich bat, nach Ihnen zu schicken.« Sie seufzte. »Sie war ein armes Ding, hat sich immer nach dem Leben in Boston zurückgesehnt.«
    »Hatte sie andere Bekannte? Frauen, meine ich?«
    Die andere Frau seufzte schwer. »Nicht viele, um ehrlich zu sein. Sie hatte eine Art, auf andere herabzusehen, die nicht gut ankam.«
    Trotz ihrer Trauer schloss Susannah erschöpft die Augen. Julia hatte immer schon eine hohe Meinung von sich selbst gehabt oder es zumindest vorgegeben, und sie hatte nie viele Freunde gehabt. Und doch, als sie sich eines Tages im Frühling dann so heftig und romantisch in Aubrey Fairgrieve verliebt hatte und bald darauf mit ihm nach Seattle durchgebrannt war, hatte Susanna h zu hoffen gewagt, dass das Glück ihre Freundin dahin gehend beeinflussen könnte, der Welt etwas großzügiger gegenüberzutreten.
    Maisie stand am Ofen, rührte in einem Topf und legte dann Holz nach. Ein prasselndes Geräusch erklang, als die Flammen hochzüngelten. »Falls Sie rausgehen, nehmen Sie sich einen warmen Mantel mit«, empfahl Maisie. »Ich habe schon manchen an Lungenentzündung sterben sehen, der nicht aufgepasst hat.«
    Susannah nickte, gerührt über die Sorge der Frau. Sie dachte sich, dass sie einander ähnelten, denn auch Susannah hatte sich den Großteil ihres Lebens um andere gekümmert. »Ich werde aufpassen«, versprach
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