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Ich will doch nur küssen

Ich will doch nur küssen

Titel: Ich will doch nur küssen
Autoren: Carly Phillips
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vermittelten, dass die Wände näher rückten.
    Er entledigte sich seiner Schuhe und nahm die Verträge zur Hand, die ihm die Regierung zur Durchsicht geschickt hatte, ehe sie von beiden Seiten unterzeichnet wurden. Aber er konnte sich nicht darauf konzentrieren. Er sah die Unterlagen, die vor ihm auf dem Tisch lagen, gar nicht, denn er konnte an nichts anderes denken als an Faith Harrington.
    Sie war nicht sommerlich angezogen gewesen – keine nackte Haut, keine deutlich sichtbaren Körperteile, über die er hätte in Verzückung geraten können, und trotzdem hatte er sich unglaublich, nein, geradezu magisch zu ihr hingezogen gefühlt. Er dachte an ihre viel zu kurze gemeinsame Vergangenheit und daran, was hätte sein können, wenn sie vor all den Jahren Ja gesagt hätte. Er dachte an ihre unerwartete Schlagfertigkeit und an den Kummer, den er in ihren Augen erspäht hatte und den er nur allzu gut nachempfinden konnte. Und nicht zuletzt an die sexuelle Anziehung, die im Laufe der vergangenen zehn Jahre nur stärker geworden war.
    Und dann war da noch die Tatsache, dass er nun hier in dieser Villa saß, die einmal ihr Zuhause gewesen war. Als er das Anwesen gekauft hatte, war er überzeugt gewesen, dass er eine überwältigende Genugtuung verspüren würde, wenn er erst eingezogen war. Doch die Erfolgsstory des schlimmen Jungen, der brav geworden war, entpuppte sich als hohles Klischee – er hatte nichts weiter erworben als ein leeres Herrenhaus, in dem bei jedem Geräusch das Echo hallte.
    Er rief sich in Erinnerung, dass er in erster Linie wegen seiner Familie hier war, und beschloss, seine Brüder zu kontaktieren. Dare war Polizist geworden und hatte sich kürzlich ein altes Haus gekauft, das er in seiner Freizeit renovierte. Bis die Arbeiten abgeschlossen waren, lebte er bei Nash, der inzwischen Anwalt war und sich ebenfalls ein Haus am Stadtrand gekauft hatte. Seine Brüder standen sich nahe. Er war der Außenseiter.
    Aber das hatte er sich ganz selbst zuzuschreiben, und das wusste er auch. Er atmete einmal tief durch, griff nach dem Telefon und wählte die Nummer von Nashs Kanzlei. Seine Privatnummer hatte er nicht, und sie stand nicht im Telefonbuch. Ethan wollte Nash ein Treffen auf neutralem Boden vorschlagen. Zum Abendessen vielleicht.
    Zum Glück ging sein Bruder selbst ans Telefon. »Nash Barron.«
    Ethan räusperte sich. »Nash, hier ist Ethan.«
    »Kein Interesse«, knurrte sein Bruder mit eisiger Stimme. Ethan umklammerte den Hörer etwas fester. »Gib mir doch bitte eine Chance … «
    »Die hattest du vor zehn Jahren«, blaffte ihn Nash an und legte auf.
    Ethan verzog das Gesicht. Auf keinen Fall würde er jetzt auch noch Dare anrufen. Er würde morgen sein Glück versuchen, wenn die Zurückweisung nicht mehr ganz so frisch war. Er zerknüllte ein Blatt Papier mit alten Notizen, die er nicht mehr benötigte, und warf das Knäuel in hohem Bogen in Richtung Abfalleimer, der gegenüber vom Tisch stand.
    Daneben.
    »Das Sie heben gefälligst selbst auf, Mr. Ethan«, brummte seine Haushälterin, die soeben den Kopf zur Tür hereingesteckt hatte.
    Diese Frau war wirklich überall gleichzeitig.
    »Und wie oft ich muss Ihnen noch sagen, dass Sie sollen die Schuhe ausziehen, bevor Sie kommen herein?«
    Wenn einer seiner anderen Angestellten in diesem Tonfall mit ihm gesprochen hätte, hätte er denjenigen auf der Stelle entlassen. Bei Rosalita hingegen amüsierte es ihn aus unerfindlichen Gründen. Wenn er ganz ehrlich war, freute er sich sogar auf weitere Wortgefechte mit ihr.
    »Sind Sie sicher, dass Sie für mich arbeiten und nicht umgekehrt?«, fragte er.
    Sie betrat mit dem Staubwedel in der Hand sein Büro und begann, die Regale abzustauben.
    »Ich habe Ihnen doch schon erklärt: Ich muss hier arbeiten – ich brauche das Geld, Sie brauchen mich. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich Sie sympathisch finden muss.«
    »Ja, das haben Sie bereits erwähnt.« Er zuckte mit den Achseln. Ihre Freimütigkeit überraschte ihn nicht.
    Sie hatten gleich am Anfang eine Abmachung getroffen: Sie würde sein Haus sauberhalten, und er würde sie für ihre Dienste bezahlen – aber sie hatte sich ausdrücklich ausbedungen, dass er ihr nicht das Gehalt kürzen durfte, nur weil sie mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg hielt.
    »Ich werde Sie schon noch von meinen Qualitäten überzeugen, Rosalita.«
    Sie murmelte etwas auf Spanisch und fügte dann hinzu: »Da Sie können warten, bis Sie schwarz werden, Mr.
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