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Ich geh jetzt in dein Karma rein

Ich geh jetzt in dein Karma rein

Titel: Ich geh jetzt in dein Karma rein
Autoren: Bianca Wagner
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leid, Margot, aber wir sind hier in der schnellen Runde. Kurze Frage, kurze Antwort. Du kannst dich gerne wieder einwählen, und mit ein bisschen Glück sucht dich der Zufallsgenerator vielleicht noch mal aus. Tschüss Margot.«
    »Aber …«, wimmerte Margot noch, bevor die Leitung gekappt wurde, es wieder klingelte im Studio und ein neuer Anrufer am Apparat war. Ein Peter wollte wissen, wie es bei ihm beruflich weitergeht. Die Kartenlegerin forderte ihn auf, sich zu konzentrieren, während sie die Karten mischte, und ihr ein »Stopp« zu geben, wenn er so weit war. Mir fiel auf, dass die Frau auf dem Bildschirm völlig normal aussah. Sie trug ihr braun gelocktes schulterlanges Haar offen, war für meinen Geschmack etwas zu stark geschminkt, und um ihren Hals trug sie eine goldene Kette, an der ein leuchtender grüner Stein baumelte. Die typische Wahrsagerin stellte ich mir definitiv anders vor.
    Ich erinnerte mich, wie ich als Teenager auf der Kirmes war. Dort stand auch ein blaues Wägelchen von einer Handleserin, die für zwanzig Mark einen Blick in die Zukunft anzubieten hatte. Sie war die klassische mysteriöse Zigeunerin, in weite Gewänder gehüllt und mit extrem vielen Goldketten behangen. Um ihren Kopf hatte sie ein Tuch gebunden, an dem goldene Münzen hingen. DAS entsprach meiner Vorstellung von einer Hellseherin. Aber die Frau, die gerade bei der Esoteriksendung für die Anrufer in die Zukunft blickte, hätte getrost meine Nachbarin sein können. Es umgab sie nichts Geheimnisvolles, was mich veranlassen könnte, bei ihr anzurufen.
    Am unteren Bildschirmrand blendete der Sender unablässig ein Banner mit der Rufnummer der Call-in-Show ein. Nur 50 Cent kostete ein Anruf. Auf den ersten Blick ein Schnäppchen. Doch schaute man genauer hin, so wurden die 50 Cent bei jedem Anruf fällig, egal ob der Zufallsgenerator den Anrufer ins Studio durchstellte oder nicht. Ich fragte mich, ob die Zuschauer das wussten oder irrtümlich davon ausgingen, dass sie nur etwas bezahlen müssten, wenn sie live auf Sendung waren. Ich mochte gar nicht daran denken, welch böse Überraschung manchen Astro-Fans mit der nächsten Telefonrechnung ins Haus geflattert kam.
    Die Kartenlegerin erklärte nun einer äußerst erfreuten Anruferin, dass sie mit ihrem Herzensmann auf jeden Fall zusammenkommen würde. (Ich fand den Begriff »Herzensmann« sehr komisch, und es poppte gleich das Bild der zwei rotwangigen Wildecker Herzbuben vor meinem geistigen Auge auf.) Definitiv! Da gab es nichts dran zu rütteln. Er wäre nämlich ihr Seelenpartner, und sie seien karmisch miteinander verbunden.
    »Gut, was?«, meinte Conny zu mir. Wir hatten die ganze Zeit über kein Wort gesprochen und der Kartenfrau an den Lippen gehangen.
    »Mhm … und das stimmt wirklich alles?«, zweifelte ich.
    »Natürlich. Die Birgit ist eine Spitzenberaterin und hat nur die besten Bewertungen auf dem Astro-Portal im Internet.«
    So, so, im Internet gab es das also auch. Das wurde ja immer besser! Die Neugier hatte mich trotz einiger Zweifel gepackt. »Und wie funktioniert das über das Internet?«
    »Ganz einfach«, winkte Anke ab. »Du registrierst dich bei dem Portal als Kunde, und dann kannst du dir sofort ein Gratisgespräch abholen. Die erste Beratung ist immer umsonst.«
    Das wollte ich mir später zu Hause einmal näher ansehen.
    Zu guter Letzt legte mir Anke an dem Abend noch die Karten. Ich war ziemlich nervös, denn es war mein erstes Mal. Ich hatte keine Ahnung, was da auf mich zukam. Anke erzählte mir tatsächlich Dinge, die sie nicht wissen konnte. Tatsachen, über die ich nie mit ihr gesprochen hatte. Genau wie bei Conny. Ich war beeindruckt. In dieser Nacht konnte ich lange nicht einschlafen. Mein Hirn raste. Das Kartenlegen hatte mein Interesse geweckt, und ich wollte unbedingt mehr darüber wissen.
    In der nächsten Woche kaufte ich mir ein Buch, das sich mit dem Thema beschäftigte, und am Abend blieb mein Fernseher aus. Stattdessen vertiefte ich mich so in die Lektüre, dass es weit nach Mitternacht war, als ich das Buch beiseitelegte.
    Die Neugier hatte mich gepackt. Was steckte hinter dem Kartenlegen wirklich? Und wie funktionierte es? Wie um alles in der Welt soll man in die Zukunft schauen können – nicht nur bei sich selbst, sondern sogar bei wildfremden Menschen?
    Noch in dieser Nacht fasste ich den Entschluss, das Kartenlegen professionell zu erlernen.

♈ ☿ 2. Kapitel ♊ ♋
Kartenlegen für Anfänger
    Im Internet wurde ich schnell
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