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Ich geh jetzt in dein Karma rein

Ich geh jetzt in dein Karma rein

Titel: Ich geh jetzt in dein Karma rein
Autoren: Bianca Wagner
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Freundinnen, von denen du vorhin erzählt hast?«
    Anruferin: »Was soll ich denen denn erzählen? Die denken doch, dass ich nichts mehr von ihm will.«
    Ich: »Verstehe.«
    Anruferin: »Mach, dass die andere verschwindet! Verhexe sie von mir aus.«
    Das war der »Point of no return«. Ich spürte starkes Herzpochen in meinem Hals. Die Situation überforderte mich. Mir war klar, dass weder ein gut gemeintes »Abrakadabra und drei Mal schwarzer Kater« noch ein beherztes »Hex, hex!« die Situation hätte verändern können. Sigrid schien das völlig anders zu sehen. Mit dem Telefonhörer am Ohr saß ich vor dem Computer und überlegte. Was konnte ich tun oder sagen, damit die Kundin sich beruhigte?
    Ich: »Sigrid, ich kann niemanden verhexen …«
    Anruferin: »Aber du wurdest mir ausdrücklich empfohlen!«
    Ich: »Wer hat mich für was genau empfohlen?«
    Anruferin: »Die Kundenbetreuung hat gesagt, dass du genau die richtige Beraterin für mein Problem bist. Und jetzt das! Du weigerst dich! Du willst mir einfach nicht helfen! Wie alle anderen Kartenleger auch!«
    Sigrids Stimme hatte mittlerweile den Klang eines trotzigen Kleinkindes.
    Anruferin: »Ich weiß ganz genau, dass es mit schwarzer Magie geht.«
    Ich: »Aber Sigrid …«
    Weiter kam ich nicht.
    In der Leitung tutete es. Sigrid hatte aufgelegt.
    Gespräche dieser Art häuften sich in letzter Zeit. Ich fragte mich des Öfteren, ob es das eigentlich noch war, was ich mir ursprünglich von meiner Beratertätigkeit auf einer Astro-Hotline versprochen hatte?

♈ ☿ 1. Kapitel ♊ ♋
Der Anfang vom Ende oder:
Von allen bösen Geistern verlassen
    »Lass uns doch mal wieder am Samstagabend treffen. So wie früher. Das haben wir schon ewig nicht mehr getan«, schlug meine Freundin Anke vor. Sie meinte damit einen Mädelsabend mit Pizza essen, bis einem schlecht wurde, wahlweise untermalt von Wetten dass …? oder DSDS , und sich dabei über »die drei großen Ms« unterhalten: Mode, Musik und (natürlich) Männer. Ankes Idee klang gut, und ich hatte große Lust auf so einen Abend. Ich konnte mich an unseren letzten gemeinsamen Schnack gar nicht mehr erinnern. Zu viel war in letzter Zeit passiert. Erst die Trennung von meinem langjährigen Lebensgefährten, der spontan eine »neue berufliche Herausforderung« in New York annahm, daraufhin der Umzug in eine kleine Single-Wohnung und schließlich ein Karrieresprung in meinem Bürojob, der meine Energie ebenfalls ziemlich beanspruchte, sodass ich abends meistens froh war, wenn ich alleine auf der Couch herumsitzen konnte. Selbst mein heiß geliebtes Handballtraining, wodurch ich Anke damals kennengelernt hatte, hatte ich auf Eis gelegt und damit auch unsere regelmäßigen Treffen. Umso mehr freute ich mich über Ankes Einladung und besorgte viel zu viele Leckereien, die ich am Abend mitnehmen wollte.
    Als meine Freundin die Tür öffnete, schlug mir ein beißender Geruch entgegen, der sich sofort wie ein poröser Film in meiner Kehle festsetzte und für ein unangenehmes Kratzen sorgte.
    »Da bist du ja endlich. Komm rein, Conny ist auch schon da.«
    »Ich habe keinen Parkplatz gefunden«, krächzte ich und bekam einen Hustenanfall, der das Halskratzen aber leider auch nicht besser machte. »Was riecht bei dir so komisch? Hast du gekokelt?«
    Anke lachte auf. »Unsinn! Das ist vermutlich von der Räucherung, die ich heute Mittag gemacht habe.«
    »Du hast WAS gemacht?«
    »Eine Räucherung«, erwiderte Anke.
    Ich stellte mir vor, wie meine leicht verrückte Freundin Anke Fisch oder Fleisch in ihrer Wohnung räucherte. Doch das konnte nicht sein, schließlich war sie Vegetarierin. Ratlos reichte ich ihr eine Tasche mit meinen kulinarischen Mitbringseln und folgte ihr ins Wohnzimmer, wo Conny bereits auf dem Sofa lümmelte und mir überschwänglich um den Hals fiel.
    »Was hast du denn geräuchert?«, nahm ich den Gesprächsfaden wieder auf.
    Conny musste grinsen. »Anke hat die bösen Geister vertrieben.«
    »Was für böse Geister? Ich verstehe nur Bahnhof.«
    »Es gibt böse Geister, die sich gerne in Wohnungen einnisten«, erklärte Anke und stellte eine Schale Pralinen auf den Tisch. »Durch Räucherungen werden sie dann wieder vertrieben.« Ah, ja. Was es so alles gab.
    »Und woher weißt du, dass dieser … dieser böse Geist da war und es jetzt nicht mehr ist? Hast du ihn etwa gesehen?« Ich malte mir aus, wie der Geist einen Erstickungsanfall bekam und meine Freundin mit dem bestialischen Qualm hinter ihm
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