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Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt

Titel: Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt
Autoren: Ralf Schmitt , Torsten Voller
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Gedanken ganz woanders, hängen unseren Plänen nach. Als Verkäufer für Küchengeräte wollen Sie eine teure Espressomaschine verkaufen, alles ist geplant, Sie haben alle relevanten Verkaufsargumente im Kopf, hören aber nicht richtig hin, als der Kunde sagt, dass er Teetrinker sei. Aus Höflichkeit lässt der Kunde Sie noch 15 Minuten weiterreden.
    Wir alle sind doch oft schon zwei Stunden weiter im Kopf: bei der Planung des Abendessens, bei der Planung der nächsten Woche, bei der Planung des weiteren Lebens. Körperliche Präsenz allein reicht nicht, Sie müssen voll und ganz - also auch geistig - präsent sein.
    Das lässt sich bestens an einem klassischen Telefonakquise-Gespräch demonstrieren. Meistens arbeiten die Mitarbeiter von Callcentern mit sogenannten Telefonleitfäden, d.h., der Verkäufer sitzt in einem Großraumbüro, hat Ihre Telefonnummer und eine einige Fragen vor sich, die logisch aufeinander aufbauen und voraussetzen, dass man sie auch entsprechend des Leitfadens beantwortet. Wenn der Angerufene das nicht macht, funktioniert das ganze Telefonat nicht, da Zuhören und Im-Moment-Sein in den Leitfäden nicht vorgesehen ist. Letztendlich geht es nur darum, Ihnen etwas zu verkaufen.
    Wir machen uns mittlerweile einen Sport daraus (Spontaneitätstraining), diese Leitfäden durcheinanderzubringen, wenn einer von uns wieder mal einen Anruf bekommt, mit dem uns jemand zur Teilnahme an einer Lotterie oder zu einer merkwürdigen,
undurchsichtigen Geldanlage überreden will. Normalerweise hört sich ein solches Gespräch wie folgt an:

    Wir sitzen gerade gemütlich bei uns im Büro und bereiten ein Training für einen Kunden vor. Das Telefon klingelt.

    Telefon:
Ring, Ring.
Torsten:
»Hallo?«
Verkäufer:
»Guten Tag, wir machen gerade eine Umfrage zum Thema Steuererleichterung. Hätten Sie mal eine Minute Zeit für mich?«
Natürlich dauert das Ganze nie eine Minute, sondern mindestens zehn, und am Ende soll ich etwas kaufen.
Torsten:
»Ja, gern.«
Verkäufer:
»Empfinden Sie die Abgabenlast für den deutschen Bundesbürger als zu hoch?«
Torsten:
»Ja, natürlich.«
Verkäufer:
»Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Ihre Abgabenlast zu mindern, würden Sie eine solche Chance nutzen?«
Torsten:
»Ja!«
Verkäufer:
»Würden Sie es sinnvoller finden, an den Steuerabgaben oder an den Sozialabgaben etwas zu ändern, damit sich Ihr verfügbares monatliches Nettoeinkommen erhöht?«
Ah, ich darf etwas entscheiden. Toll. Vermutlich nur eine belanglose Wohlfühl-Frage.
Torsten:
»Ich denke, man sollte an den Steuern was verändern.«
Verkäufer:
»Habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie gerne Ihre monatlichen Abgaben verringern wollen, so dass für Sie netto mehr auf dem Kontoauszug steht?«
Zusammenfassung und Fertigmachen zum finalen Verkauf.
Torsten:
»Ja, klar.«
Verkäufer:
»Ich möchte Ihnen mal kurz darstellen, wie Sie Ihre Abgaben senken können, indem sie unser großartiges Finanzprodukt … Bla, Bla, Bla, Bla … kaufen … Bla, Bla, Bla, Bla … Ganz toll … Bla, Bla, Bla, Bla … viele zufriedene Anleger. Ich nehme mal Ihre Daten auf, und dann schließen wir jetzt hier am Telefonden Vertrag ab.«
Torsten:
»Äh … Nein!«

    Trainieren Sie doch einfach beim nächsten Anruf Ihre Fähigkeit, im Moment zu sein und nicht routinemäßig zu antworten. Sie dürfen sogar »Nein« sagen und ein wenig lügen. Aber nur ausnahmsweise. Seien Sie kreativ und denken Sie sich spontane Antworten aus. Ist das nicht schön, ein kostenloses Spontaneitäts-Training bei Ihnen zuhause am Telefon … Sie dürfen sogar auf Ihrem Sofa sitzen bleiben. Das könnte sich dann so anhören:
    Telefon:
Ring, Ring.
Torsten:
»Hallo?«
Verkäufer:
»Guten Tag, wir machen gerade eine Umfrage zum Thema Steuererleichterung. Hätten Sie mal eine Minute Zeit für mich?«
Torsten:
»Ja, gern«. (Das stimmt ja wirklich.)
Verkäufer:
»Empfinden Sie die Abgabenlast für den deutschen Bundesbürger als zu hoch?«
Torsten:
( jetzt geht der Spaß los ) »Nein, eigentlich würde ich gerne im Monat noch mehr zahlen.«
Verkäufer:
( kurzes Zögern ) »Wenn Sie … ( Pause ) die Möglichkeit hätten, Ihre Abgabenlast zu mindern, würden Sie eine solche Chance nutzen?«
Torsten:
»Nein, auf keinen Fall.«
Verkäufer:
»Äh, Sie möchten nicht mehr Geld auf Ihrem Konto haben?«
Torsten:
»Nein, ich habe zu viel Geld.«
Ha, schwupp und ab in den Freiflug. Der Leitfaden funktioniert nicht mehr.
Verkäufer:
»Ach, das ist ja - ähm, äh - zu viel Geld,
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