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Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Titel: Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)
Autoren: Rajesh Parameswaran
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Kitch Kitch Kitch.
    Und genau in diesem Moment erschien oben auf dem Hügel erneut Maharaj; schnell und zielstrebig kam er auf mich zu, offensichtlich auf eine weitere Konfrontation aus. Was hatte ich denn nun schon wieder getan? Ich wiederholte Kitchs Namen wie ein Mantra. Mein Kopf war kurz davor, in tausend Teile zu zerspringen. Er tat so weh, dass ich ihn kaum bewegen konnte, und Maharaj würde mich nun endgültig fertigmachen; gleich würde er mir den Allerwertesten zerfleischen und als Zugabe auf mein Lager scheißen. Und genau in diesem Moment – als der Druck in meinem Kopf so groß wurde, dass es sich anfühlte, als würde sich mein Gehirn jeden Moment verflüssigen, den Siedepunkt erreichen und als Dampf zu meinen Ohren herausschießen, gerade als Maharaj sich duckte und zum Sprung ansetzte –, kurz bevor all das geschah, öffnete sich quietschend das Menschentor, und wer stand da? Kitch!
    Er war es wirklich, sein gerötetes Gesicht leuchtete in der Sonne, und ich hätte fast einen Freudensprung gemacht. Maharaj drehte ab und galoppierte davon, um sich zu verstecken. Der Schmerz in meinem Kopf schmolz zu rosaroter Wonne zusammen. Wo war mein Hunger? Wo die Trübsal und der Ärger des Tages? Wie weggeblasen. Kitch war da!
    Ich schwänzelte hin und her und mauzte wie ein liebestoller Luchs. Ich rannte im Kreis und biss mir in den Schwanz. Ich pinkelte einen langen heißen Strahl, auf dem Gesicht ein breites Grinsen. Ich lief auf und ab und noch einmal auf und ab, wälzte mich auf dem Rücken und ließ die Zunge heraushängen. Dann sprang ich mit einem Satz auf und brüllte. Es war Kitch! Ja, da war er endlich! Und ich liebte ihn! Und er war da!
    Ich hatte ja keine Ahnung, dass das Schrecklichste erst noch kommen würde.
    Kitch stand immer noch neben der Tür. Aus irgendeinem Grund wirkte er unnatürlich vorsichtig. Er war noch keinen Schritt auf mich zugekommen und hatte mich auch noch nicht gerufen, um meine Begrüßung zu erwidern, und plötzlich sah ich, dass er nicht allein war – neben ihm stand ein älterer Mann mit einer dicken Brille und weißen Gummihandschuhen. Kitch näherte sich mir schließlich von der Seite, langsam und vorsichtig, und versuchte dabei, meine Sicht auf den anderen, nervösen Mann zu verdecken.
    Für solche Spielchen hatte ich nun wirklich keine Zeit. Kitch war da, und ich hatte ihm etwas zu sagen. Ich liebte ihn, meine Liebe ließ sich nicht zurückhalten und auch Kitch sollte sie spüren. Ich hopste zu ihm hin, etwa einen Meter vor ihn, näher als je zuvor.
    Hier bin ich, Kitch, und ich liebe dich, wollte ich sagen.
    Als ich so auf ihn zusprang, packte ihn der Mann mit der Brille an der Schulter und sagte etwas, das ich nicht verstand, und Kitch fuhr mich harsch an. Was er dann tat, konnte ich kaum glauben. Mit dem langen Stab in seiner Hand – er trug ihn immer bei sich, hatte ihn in meiner Gegenwart aber noch nie benutzt – holte er aus, hoch über seinem Kopf, und gab mir einen kräftigen Hieb auf die Nase.
    Jaulend sprang ich zurück. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Ein scharfer Schmerz strahlte zwischen meinen Augen aus; die Welt vor mir zerteilte sich in zwei oder drei identische, scharfkantige Versionen ihrer Selbst, und dann war alles von verschwommenen roten Flecken vernebelt.
    Nach und nach kehrten meine Sinne zurück. Allmählich wurde mir klar, was passiert war, dass Kitch mich tatsächlich geschlagen hatte, dass er mir vor diesem neuen Mann eins übergezogen hatte. Aber warum? Was hatte ich denn getan? Ich hatte ihm doch nur zeigen wollen, wie sehr ich ihn liebte.
    Jetzt fühlte ich mich richtig elend – es war nicht nur der Schmerz in meiner Nase, sondern eine andere, kompliziertere Art der Qual. Warum tat Kitch so etwas? Mochte er mich denn nicht? Nachdem ich mir den ganzen Tag nichts sehnlicher gewünscht hatte, als jenes wunderschöne, runde Gesicht zu sehen und ihn zu lieben, obwohl er seit gestern nicht nach mir gesehen hatte, obwohl er mich ganz allein gelassen und sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, mich zu füttern? Er hätte so viel Liebe haben können, und was tat er stattdessen? Er schlug mich! Ich war verlegen und beschämt, und meine Ohren begannen zu glühen. Und dann wurde ich wütend.
    Von einer Sekunde auf die andere wallte ein brennender Zorn in mir auf, der mich ausfüllte wie eine heiße Flüssigkeit, und ehe ich mich versah, setzte ich zum Sprung an und stürzte mich auf Kitch. Mit einem harten Knall fielen wir zu Boden, und ich
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