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Hundsvieh - Kriminalroman

Hundsvieh - Kriminalroman

Titel: Hundsvieh - Kriminalroman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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die Maul- und Klauenseuche dort ausgebrochen ist, und die Viecher nicht mehr kommen können, haben sich einige weitsichtige Politiker gesagt, dass man den Deutschen etwas entgegenkommen sollte, dass man ihnen etwas anbieten könnte. Statt lebend kommen die deutschen Kühe nun tot in plombierten Containern bis Landquart, werden dann auf einen Extrazug verladen und erreichen jeweils nachts durch den alten Bautunnel das Val Pers. Am frühen Morgen werden sie ausgeladen und verscharrt. Noch eine Minute.«
    »Und dafür musste Anna Rasut sterben?«
    »Anna schnüffelte schon lange auf meiner Baustelle herum, die ›Grüne Front‹ hatte etwas gegen den ›Waterpark‹, sie wollte das Hochmoor schützen, leider hat sie an diesem unseligen Abend in der Baugrube die toten Kühe gesehen. Ihr Pech! Da habe ich Katrin hergeholt, was sollte ich denn machen?«
    »Warum haben Sie die Leiche nicht beiseite geschafft?«
    »Ich war völlig durcheinander, die Politiker sollten kommen, auf meinem Bauplatz war etwas Schreckliches passiert, so habe ich die Tote gemeldet, das schien mir am einfachsten zu sein! Doch dann wurde es kompliziert und ich musste verschwinden!«
    »Und Jonny?«
    »Arpagaus hatte Skrupel bekommen, wollte das Geschäft nicht mehr politisch decken, was konnten wir da tun?«
    »Anna und Jonny wollten nicht, dass die Kühe in dieser heiligen Erde ruhen, doch dieser Platz ist der einzig würdige Friedhof für die verstorbenen Kühe!« Katrin legt den Kranz vor mich hin. »Willst du ihn schon aufsetzen?«
    »Ihr seid doch alle durchgeknallt, damit kommt ihr nie durch …«
    »Deine Zeit ist abgelaufen, Mettler!« Belasch zieht seine Uhr an. »Nimm den Tee, dann gehen wir zusammen raus. Dort wartet dein Schicksal auf dich.« Er lacht böse und geht zur Tür.
    Gianna streckt mir die Tasse entgegen. »Mit einem Löffel Honig. Ist das in Ordnung?«
    Dankbar nehme ich die Tasse entgegen. »Weißt du«, flüstere ich ihr zu, »dass Belasch auf euren toten Kühen einen Rummelplatz errichten wird? Der nützt euch bloß aus, der kassiert überall, versteht ihr? Und wenn ihr ihm nicht mehr nützt, werdet auch ihr geopfert.«
    Katrin schüttelt nur den Kopf, doch Giannas Augen weiten sich ungläubig.

28.
    Belasch hält mir die Tür der Alphütte auf. Langsam trete ich hinaus in die feuchte Morgendämmerung, in meiner Hand die dampfende Tasse Darjeeling. Nebelschwaden liegen über dem Val Pers, die Weide ist feucht vom nächtlichen Tau. Belaschs Pistole in meinem Rücken weist mir den Weg hinüber zum Waldrand. Gianna folgt uns.
    Unten auf der Straße steht ein weißer Geländewagen. Zwei Leute steigen aus und kommen durch den Dunst auf uns zu, Camenisch und die Tourismusdirektorin.
    »Christine, was machst du denn hier?«
    Sie umarmt mich heftig. »Ich wollte mich von dir verabschieden, Claudio. Warum konnten wir uns nicht in einer anderen Welt kennenlernen?«
    »Hör zu, Kleine«, flüstere ich. »Wenn wir schnell genug laufen, schaffen wir es sicher bis zu deinem Wagen, willst du?«
    Sie lässt ihre Arme sinken. »Ich kann nicht, Claudio, ich stecke viel zu tief mit drin. Es tut mir leid. Warum hast du nicht auf mich gehört? Ich habe dich immer wieder gewarnt!«
    »Etwa mit dem Messer im Kurhaus? Sind dies freundliche Warnungen?«
    »Was hätte ich denn tun sollen. In der Nacht bist du ja nie bei mir geblieben.«
    »Meinen Glückwunsch, Mettler.« Camenisch klopft mir auf die Schultern. »Auch in der letzten Stunde noch ein Herzensbrecher.«
    »Machen Sie auch mit bei diesem Spiel? Was sagt da das christliche C in Ihrem Parteinamen? Vom D für Demokratie will ich gar nicht erst sprechen!«
    »Glauben Sie, es macht mir Spaß? Unsere Aktion hier dient dem Wohle des Kantons, wir wollen eine wirtschaftlich schwache Randregion stärken, wollen hier Einkommen generieren. Sie sehen es doch selber: Wirtschaftlich läuft hier nichts mehr!« Es scheint fast, als würde er seine hohlen Phrasen glauben.
    »Aber mit toten Kühen handeln, führt dies vielleicht zu einer nachhaltigen Entwicklung?«
    »Hört auf zu philosophieren, wir haben nicht viel Zeit.« Belasch gibt allen eine Pistole, nur mir nicht. »Es ist wie bei Jonny. Eine Pistole ist mit scharfer Munition geladen, die andern mit Schreckschüssen. Niemand weiß, wer Mettler umgelegt hat. Hast du den Brief?«
    Christine zieht ein Blatt aus ihrer Tasche. Dann liest sie mit theatralischer Stimme: »Es tut mir leid, ich kann das nicht. Im Moment ist mir alles zu viel. Ich weiß auch
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