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Hundsvieh - Kriminalroman

Hundsvieh - Kriminalroman

Titel: Hundsvieh - Kriminalroman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Doch Jonny bleibt stumm und kalt. Ein dünner Blutfaden zieht sich von der Wunde an seiner Schläfe über das Gesicht.
    Eine elende Wiese in der Nacht im Val Pers. Ein offener, weiter Sternenhimmel. Die Stille, in der sich Jonny auf seinen letzten Weg macht. Hinauf in die Freiheit auf der Suche nach einer Möwe, die Jonathan heißt, und an die sich heute kaum noch jemand erinnert.
    Weit abseits von den Lichtern des Dorfes in der tiefen Dunkelheit sitze ich einen knappen Steinwurf entfernt vom traurigen Sozialisten und warte. Irgendwann wird etwas passieren, irgendjemand wird kommen. Armer Jonny, denke ich, du hast dich doch zu sehr mit dem Klassenfeind eingelassen!
    Sternbilder tauchen auf, andere verschwinden hinter den Bergspitzen. Drüben die Lichter von Innerpers, daneben liegt breit und dunkel das Kurhaus. Und 20 Meter vor mir der tote Jonny Arpagaus.
    Das Quietschen von schlecht geölten Rädern und Schritte lassen mich zusammenzucken. Sie kommen zurück, die Mörder sind wieder da. Hören sie mein Herz schlagen?
    Es sind zwei Gestalten, sie ziehen einen Leiterwagen, halten bei Jonny an, laden ihn auf und verschwinden in der Dunkelheit. Eine Weile noch höre ich das Quietschen der Räder, dann ist es wieder ruhig.
    Ich muss wohl eingenickt sein auf der Wiese, habe geträumt von einer Herde Büffel, die auf mich zurast, die Erde zittert unter ihren Hufen, die schweren Tiere kommen näher und werden mich wohl gleich überrennen. Schweißgebadet öffne ich die Augen, meine Finger haben sich im Boden festgekrallt, die Erde zittert immer noch, eine Maschine brüllt in die Nacht hinaus. Gelb, groß und Rauch speiend taucht sie hinter mir auf, ihre Augen zerschneiden die Nacht. Schnell rolle ich zur Seite, raus aus dem Scheinwerferlicht des Traxes.
    Dort, wo vorhin Jonny lag, hält die Maschine, ein Mann steigt aus, schaut sich um, spuckt aus und flucht. Dann klettert er in die Führerkabine, gibt Gas und rollt davon. Das also war nun Jonnys Totengräber.

27.
    Nach einer Weile wieder Schritte und das Quietschen der ungeölten Räder. Die zwei Schatten heben etwas vom Leiterwagen, legen es auf den Boden, dann scheinen Lichter auf, immer mehr Lichter. Ich denke daran, wie wir die tote Anna Rasut gefunden haben, friedlich hingebettet, um den Kopf einen Kranz aus Bergblumen, der ganze Körper inmitten von brennenden Kerzen.
    Die beiden Gestalten gehen nun murmelnd um den Lichtkreis herum, es zieht mich immer näher zu ihnen hin. Schließlich umrunden wir zu dritt Jonnys Leiche, die friedlich lächelnd und mit gefalteten Händen auf der Wiese liegt. Auf dem Kopf ein Kranz aus Alpenblumen. Katrin führt den Trauerzug an, dann folgt Gianna, dahinter komme ich.
    »Gehen wir, Mettler, es ist Zeit!«
    »Bist du das, Gianna? Ist das dort drüben Katrin?«, frage ich, nur um etwas zu sagen.
    »Warum fragst du, wenn du es weißt? Nimm den Wagen!«
    Die Frauen gehen voraus, ich folge ihnen mit dem quietschenden Leiterwagen durch die Dunkelheit. Am Rand der Ebene steht ein alter Landrover, wir laden den Wagen ein. Gianna fährt schnell und ohne Licht den Berg hinauf. Endlich die Alp Terraz.
    Wir betreten die Alphütte. Gianna macht Feuer, setzt Wasser auf. »Was macht dein Ausschlag?«
    »Haben wir nicht größere Probleme als meine juckenden Beine?«
    Katrin schaut mich aus großen Augen an. »Was meinst du?«
    »Na, die zwei Toten. Und beide tragen diese Blumenkränze. Was habt ihr damit zu tun?«
    »Hast du das noch nicht kapiert?« Katrin kichert. »Wir bewachen die Ruhe der toten Kühe!«
    »Das musst du mir genauer erklären!«
    »In der Nacht kommen die Kühe aus dem Berg. Sie haben einen weiten Weg hinter sich. Nun wollen sie hier in Ruhe begraben werden.«
    »Etwa mit dem großen, gelben Trax?« Krampfhaft versuche ich, die verschiedenen Teile des Gesamtbildes nun endlich richtig zusammenzusetzen.
    »Bis jetzt sind erst wenige gekommen, doch die Herren der Kühe werden bald mehr schicken.«
    »Wozu sollen hier Kühe begraben werden?«
    »Die Kühe waren krank. Sie durften nicht mehr leben. Nun werden sie in der Nacht hierhergebracht. Damit sie bei uns ihre Ruhe finden!«
    »Und was war mit Anna?«
    »Lass meine Schwester in Ruhe«, ruft Gianna und stochert im Feuer herum.
    »Lass nur.« Wieder kichert Katrin. »Anna wollte die Gräber der Kühe verraten. Sie hat die Totengräber gesehen. Ich habe sie erschlagen. Sie war eine schöne Leiche, fandest du nicht auch?«
    Diese irren Gedankengänge, ganz ruhig vorgetragen, als
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