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Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers

Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers

Titel: Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers
Autoren: Joel Rosenberg
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mir?
    *Mehr. Ich mag ihn lieber.*
    Slowotski warf den Kopf zurück und lachte. »Ich habe dir doch gesagt, daß er lauscht.« Sein Gesicht wurde ernst. »Aber ich mache mir trotzdem Sorgen um Karl. Was, zum Teufel, machen wir mit ihm? Er wäre heute um ein Haar draufgegangen, so wie der Idiot losgestürmt ist. Falls du nicht aufgepaßt hast: Die Matriarchin sagte, sie würde uns nicht mehr helfen. Jeder weitere Todesfall ist so endgültig wie ...« Er runzelte die Stirn, als er nach einem Vergleich suchte.
    »Eine vorübergehende Gebührenerhöhung fürs Telefon?« schlug Ahira vor.
    »Genau!«
    »Was Karl anbelangt«, sagte Ahira. »Ich muß versuchen ihn dahin zu bringen, daß er etwas Zurückhaltung übt. Er hat diesen Tick mit der Sklavenbefreiung — und auf unsere Köpfe ist schon ein Preis ausgesetzt. Es ist unmöglich, daß er jedesmal, wenn er jemanden in Ketten sieht, losrast und dreinschlägt.«
    Ahira hatte gar nichts gegen Karls Gefühle einzuwenden. Als James Michael Finnegan war Ahira in einer Welt großgeworden, in der man Sklaverei im allgemeinen für falsch hielt. Vielleicht noch für ein Vorrecht von Regierungen, nicht einzelner Menschen.
    Aber in dieser Welt war Sklaverei seit Jahrtausenden üblich. Sie konnten die Dinge nicht über Nacht verändern, ganz gleich, was Karl der Matriarchin versprochen hatte als seinen Teil der Bezahlung für Ahiras Wiederbelebung.
    *Du kannst sicher sein, daß Karl sich nicht zurückhalten läßt, Ahira.*
    Ach, ja? Und warum nicht?
    *Hmmmmm. Nenne es Berufsehre.*
    Walter Slowotski nickte. »Einen Punkt für den Drachen.« Er rieb sich mit dem Handrücken die Augen und gähnte.
    Ahira schlug Slowotski auf den Arm. »Es war ein langer Tag. Ellegon, du hältst ein Auge offen über der Wüste. Walter, ich übernehme die erste Wache. Hau du dich erst mal hin und schlafe. Ich wecke dich in ein paar Stunden. Morgen können wir über alles reden. Verschieben wir's auf morgen.«
    »Auf Tara?« Slowotski wartete nicht auf eine Antwort. Er ging weg und pfiff die Titelmelodie aus Vom Winde verweht.

Kapitel zwei
»Viel ist es nicht, oder?«
    Wir sollten aus einer Erfahrung wirklich nur die Lehre ziehen, die darin enthalten ist — und es damit gut sein lassen. Sonst sind wir wie die Katze, die sich auf die heiße Herdplatte gesetzt hat. Sie wird sich nie wieder auf eine heiße Platte setzen - und das ist gut so. Aber sie wird sich auch nie wieder auf eine kalte Platte setzen.
    Mark Twain
    Als Karl noch eines seiner vielen Hauptfächer studierte, hatte er den Sonnenaufgang wie die Pest gemieden. Die Morgendämmerung hatte er nur selten, rein zufällig, durch von Zigarettenrauch tränende, kaffeegeschädigte, schmerzende Augen erblickt, nachdem er die ganze Nacht hindurch eine Seminararbeit zusammengehauen oder für eine Prüfung gebüffelt hatte.
    Soweit möglich hatte er seine Stunden immer so gelegt, daß er ausschlafen konnte. Oft stand er erst beim ersten Mittagsgrauen auf.
    Damals konnte ihn nichts aus dem Schlaf reißen.
    Hat sich doch manches geändert, dachte er, als er im Schneidersitz neben der schlafenden Andy-Andy saß. Gegen die Morgenkälte hatte er sich in Decken eingewickelt.
    Die Sonne ging auf der anderen Seite der Wüste auf und berührte den Himmel mit ihren rosa und orangefarbenen Fingern. Als er die Wüste durch halbgeschlossene Augen betrachtete, erschien sie ihm beinahe schön.
    *Wie ich sehe, bist du wach. Endlich!* ertönte die quäkende Stimme in seinem Kopf.
    »Ich bin wach«, flüsterte er und rieb sich den Rücken.
    Keine Schmerzen, überhaupt keine. Ihn hatten aber nicht die Schmerzen wachgehalten. Als ein leichter Wind ihn geweckt hatte, wollte er aus Angst nicht mehr einschlafen. Er hatte Alpträume gehabt, in denen er sich als halbe Person gesehen hatte, mitten im Bauch abgehackt. Außerdem war er durch endlose Lachen aus Blut und Erbrochenem gewatet.
    »Laß mich in Ruhe, Ellegon!« Er legte sich hin und verschränkte die Hände im Nacken. Der Drache hatte ihn gestern im Stich gelassen. Karl hatte keine Lust, jetzt mit ihm zu reden.
    *Du benimmst dich furchtbar unreif*, sagte der Drache gereizt.
    »Laß mich in Ruhe!«
    »Was ist los, Karl?« murmelte Andy-Andy. Ihr Atem streifte sein Ohr.
    »Nichts. Schlaf weiter.« Er machte die Augen zu. »Das werde ich auch tun.«
    *Aber ich muß mit dir reden.*
    Nein.
    Andy-Andy kuschelte sich näher heran. Ihr langes, seidiges braunes Haar fiel auch über sein Gesicht. Karl nahm sie in die Arme und hielt
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