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Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Titel: Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids
Autoren: Dirk Walbrecker
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so trauriges Gesicht, dass ich mir umgehend vornahm, mich eine Weile anständiger zu benehmen – falls nicht wieder was dazwischen kam.
    Dann, eines Tages, war es mit aller Ruhe vorbei: Zwölf Meilen oberhalb unseres Ortes hatte man eine Leiche im Fluss gefunden – zerlumpt, mit schrecklich langem Haar, entstelltem Gesicht und genauso groß wie – mein Vater. Paps hatte sich schon über ein Jahr nicht blicken lassen, und ich war sehr froh darüber gewesen. Wenn er nämlich in der Nähe war und ausnahmsweise mal nüchtern, dann gab es regelmäßig Prügel. Sollte das nun etwa für immer ein Ende haben?
    Das mit der Räuberbande übrigens lief ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte: Zwar trafen wir uns in den nächsten Wochen regelmäßig. Doch das mit der Räuberei und dem Töten wollte nicht so recht klappen. Wir hatten uns natürlich wie besprochen bewaffnet. Aber die Schwerter waren bloß Holzlatten und die Flinten Besenstiele. Und das, was uns Tom als großen und lebensgefährlichen Beutezug angekündigt hatte, entpuppte sich alsbald als ein höchst klägliches Unternehmen. Da war von einem ganzen Tross spanischer Kaufleute und reicher Araber nebst zweihundert Elefanten, sechshundert Kamelen und über tausend Packtieren, über und über beladen mit Diamanten, die Rede. Und da es sich bei der Bewachung des Ganzen gerade mal um vierhundert Soldaten handeln sollte, wurde beschlossen, die Gesellschaft aus dem Hinterhalt anzugreifen, sie zu töten und die Schätze einzukassieren. Ich hatte zwar so meine Zweifel an dem, was uns Tom erzählte. Aber die Kamele und die Elefanten lockten mich natürlich, und so war ich wie die anderen pünktlich an der verabredeten Stelle.
    â€žAuf sie mit Gebrüll!“ gab Tom das Kommando, und wir stürzten aus dem Wald und den Hügel hinunter. Aber da waren weder Spanier und Araber noch Elefanten und Kamele. Da war gerade mal eine Schulklasse, die mit ihrem Lehrer einen Ausflug machte! Zwar scheuchten wir die Kinder durch das Tal. Wir erbeuteten auch ein paar Krapfen mit Marmelade, Ben Rogers sogar eine lumpige Puppe und Jo Harper ein Gesangbuch. Aber dann tauchte der Lehrer auf, und wir schmissen alles wieder weg und ergriffen die Flucht.
    Natürlich nahm ich diese Pleite nicht so einfach hin und stellte Tom Sawyer zur Rede. Der jedoch behauptete steif und fest, da seien ganze Ladungen von Diamanten gewesen, auch Araber und Elefanten und dergleichen mehr!
    â€žUnd warum hab ich nichts davon gesehen?“ wollte ich wissen.
    â€žWeil du nicht ‚Don Quijote‘ gelesen hast und keine Ahnung von Magie hast!“ erklärte er mir. „Böse Zauberer sind unsere Feinde. Sie haben die Schätze und die Soldaten und alles Drumherum in eine Schulklasse verwandelt.“
    Was sollte ich dagegen einwenden? Ich schlug Tom vor, wir sollten in Zukunft selber einen Pakt mit den Geistern schließen, damit sie uns mit ihren Zauberkräften zu Hilfe eilten. Tom war sofort einverstanden. Er verriet mir einen alten Trick mit einer Zinnlampe, an der man zur Geisterbeschwörung mit einem Eisenring reiben müsse. Ich glaubte ihm, verzog mich in den Wald und rieb und rieb. Aber sosehr ich mich auch abmühte – kein Geist erschien, und, ehrlich gesagt: Inzwischen hab ich große Zweifel an Toms Ehrlichkeit!
    So verging die Zeit, die Räuberbande hatte sich inzwischen mehr oder weniger aufgelöst, und es war Winter geworden. Fast die ganze Zeit war ich brav in die Schule gegangen. Ich konnte buchstabieren und lesen und auch ein bisschen schreiben. Und ich konnte das Einmaleins aufsagen bis sechs mal sieben ist fünfundvierzig, und weiter werde ich wohl nie kommen. Manchmal, wenn ich die Schule satt hatte, dann schwänzte ich einfach, verzog mich in den Wald und war glücklich. Anschließend gab es zwar eine Tracht Prügel. Aber die tat mir gut und munterte mich auf. Und überhaupt: Mit der Witwe kam ich immer besser zurecht und wurde jetzt sogar manchmal von ihr gelobt.
    Eines Tages allerdings war es schlagartig mit dem ruhigen Leben vorbei: Es war gerade Neuschnee gefallen, da entdeckte ich in unserem Vorgarten eine Fußspur. Keine gewöhnliche, sondern den linken Absatz mit einem Kreuz aus dicken Nägeln – ein Kreuz, das den Teufel abhalten sollte! Und was die Entdeckung noch seltsamer machte: Der Unbekannte war viele Male vor unserem Haus auf und ab
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