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Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)

Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)

Titel: Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Singh
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ursprünglich Klein’sche Fläche, da sie aus einer einzigen Oberfläche besteht. Wahrscheinlich haben englischsprachige Mathematiker den Namen falsch verstanden, und ihn als Flasche in ihre Muttersprache übersetzt. Der Name setzte sich in dieser Form international durch und wurde schließlich wieder ins Deutsche rückübersetzt.
    Wie vorher bereits angedeutet, sind die Klein’sche Flasche und der Möbiusstreifen eng miteinander verwandt. Die offensichtliche Verbindung zwischen der Flasche und dem Streifen ist ihre seltene Eigenschaft, nur eine Oberfläche zu besitzen. Die zweite, weniger offensichtliche Verbindung besteht darin, dass aus einer Klein’schen Flasche, wenn man sie in zwei Hälften teilt, zwei Möbiusstreifen entstehen.
    Leider kann man diesen Trick nicht wirklich vorführen, weil man eine Klein’sche Flasche nur über die vierte Dimension halbieren kann. Einen Möbiusstreifen kann man aber teilen. Jeder darf das gerne einmal ausprobieren und herausfinden, was geschieht.
    Wer Spaß daran hat, Streifen aufzuschlitzen, für den könnte die Geometrie-Chirurgie zu einem neuen Hobby werden. Dazu kann man zunächst einen Streifen herstellen, der um volle 360 Grad verdreht ist (im Gegensatz zu den 180 Grad beim Möbiusstreifen). Was passiert, wenn man diesen Streifen der Länge nach zerschneidet? Um das Ergebnis dieser verdrehten Operation vorauszusagen, muss man selbst ein bisschen verdreht im Kopf sein.

KAPITEL 17
DAS FUTURAMA-THEOREM
    Professor Hubert J. Farnsworth aus Futurama ist ein Genie, was man jedoch angesichts seiner senil-kriminellen Streiche leicht vergisst. Im Mehrteiler »Die Ära des Tentakels« (2008) erfährt der Zuschauer, dass Farnsworth Träger der Fields-Medaille ist, der höchsten Auszeichnung in der Mathematik. Sie wird manchmal als Nobelpreis der Mathematik bezeichnet, aber Träger der Fields-Medaille genießen noch höheres Ansehen als Nobelpreisträger, weil die Medaille nur alle vier Jahre verliehen wird.
    Der Professor erläutert seine mathematischen Theorien regelmäßig in seiner Vorlesung »Die Mathematik des Quanten-Neutrino-Feldes« an der Mars-Universität, wo er einen Lehrstuhl innehat. Ein solcher Lehrstuhl bedeutet meist eine lebenslange Anstellung, und der Professor läuft durch diese Festanstellung Gefahr, in geistigen Stillstand zu geraten. Dies ist in akademischen Kreisen ein verbreitetes Phänomen, auf das der amerikanische Philosoph Daniel C. Dennett in seinem Buch Philosophie des menschlichen Bewusstseins hinwies: »Die junge Seescheide durchwandert die Meere auf der Suche nach einem geeigneten Felsen oder Korallenriff, an das sie sich klammern und das sie zu ihrem lebenslangen Zuhause machen kann. Für diese Aufgabe ist sie mit einem rudimentären Nervensystem ausgestattet. Wenn sie eine geeignete Stelle findet und sich dort festsetzt, braucht sie ihr Gehirn nicht mehr und frisst es auf! (Dasselbe passiert, wenn man eine Festanstellung bekommt.)«
    Doch Farnsworth ist in Bewegung geblieben und hat seine feste Stellung genutzt, um sich in anderen Forschungsbereichen zu betätigen. Er ist nicht nur Mathematiker, sondern auch Erfinder. Groening und Cohen benannten den Professor nicht zufällig nach Philo T. Farnsworth (1906–1971), einem erfolgreichen amerikanischen Erfinder mit mehr als einhundert Patenten in den Vereinigten Staaten, die von Fernsehtechnik bis zu kleinen Kernfusionsgeräten reichten.
    Eine der berühmtesten Erfindungen des Professors ist der Cool-O-Meter, der genau misst, wie cool eine Person ist. Die Ergebnisse werden in der Maßeinheit Megafonzies angegeben. Ein Fonzie ist die Menge an Coolness, die Arthur Fonzarelli besaß, der Held der Sitcom Happy Days aus den 1970er Jahren. Farnsworth wählte den Namen einer Ikone für seine Maßeinheit nach dem Vorbild von Millihelen, einer nicht ganz ernst gemeinten Maßeinheit für Schönheit, die auf einem berühmten Zitat über Helena von Troja aus Christopher Marlowes Doctor Faustus basiert: »War dies das Antlitz, tausend Schiffe lockend, / Das da in Brand gesetzt die Türme Trojas?« 42 Daher ist ein Millihelen definiert als: »die Menge an Schönheit, die notwendig ist, damit ein Schiff in See sticht«.
    Die mathematisch interessanteste Erfindung des Professors ist die Körpertauschmaschine, die in »Im Körper des Freundes« (2010) auftaucht. Wie der Name schon andeutet, tauscht die Körpertauschmaschine das Bewusstsein zweier fühlender Wesen aus. Beide existieren daraufhin im Körper des

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