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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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Jahren behütet hatte und in der sie erst lernen musste, sich darin zurechtzufinden, um zu überleben.
    „Mein Diener Henry kümmert sich um die Kutsche.“ Jack beschleunigte seine Schritte, als sie die Uferstraße erreichten. Aus den Fenstern der umliegenden Schänken fiel schwaches Licht auf das Pflaster.
    „Was geschieht, wenn ihn jemand anspricht?“ Eva zog die Kapuze tiefer ins Gesicht und achtete darauf, dem Umrat, das überall herumlag, auszuweichen.
    „Er verbrachte zwei Jahre in einem französischen Gefängnis und beherrscht die Sprache deshalb leidlich, vor allem aber sämtliche derben Kraftausdrücke.“ Jack wirkte völlig gelassen, nicht wie ein Mann, der sich noch vor wenigen Minuten vom Taumel eines wilden Kusses hatte hinreißen lassen. Sie wünschte sich seine Kaltblütigkeit, aber vielleicht hatte er diesen Kuss auch gar nicht besonders erregend gefunden. Kein schmeichelhafter Gedanke. „Da vorne ist der Wagen.“
    Die Kutsche stand vor einem Bordell. Der Eingang wurde von einem grobschlächtigen Rausschmeißer mit Händen wie Schinkenkeulen bewacht. Etwas abseits grölten ein paar Männer, Musik und schrilles Lachen waren zu hören.
    Henry trug einen weiten Mantel und schien Ausschau nach dem Paar gehalten zu haben, denn er richtete sich sofort auf seinem Kutschbock auf und grinste breit. „Da seid ihr ja endlich. Welch eine Überraschung . “ Er beugte sich herab, als Jack den Wagenschlag öffnete, und redete nun in einem derben französischen Straßendialekt. Die vertrauliche Art des Umgangs mit seinem Herrn verblüffte Eva. „Ich hatte schon damit gerechnet, Ihre gebrochenen Knochen morgen früh von den Felswänden kratzen zu müssen. Ist das die Dame?“
    „Nein, sie ist mir zufällig über den Weg gelaufen“, antwortete Jack sarkastisch, während er Eva ins Innere der Kutsche half. „Dumme Frage. Natürlich ist sie die Dame. Hast du dich in der Gegend umgesehen, wie ich es dir gesagt habe?“
    „Ja, Sir.“ Der Mann sprach jetzt Englisch. „Ein nettes kleines Städtchen, nicht zu vergleichen mit Paris oder Marseille, aber ein Mann könnte sich hier recht gut amüsieren, wenn er Zeit hätte.“
    „Wir haben aber keine Zeit, und sprich gefälligst Französisch“, entgegnete Jack mürrisch. „Hast du dich in der Parfummanufaktur umgesehen?“
    „Na klar. Ziemlich eindrucksvoll, und es riecht dort überall wie in einem Blumenladen in Covent Garden. Wieso? Wollen Sie Geschenke kaufen?“
    „Nein, ich will einbrechen. Fahre uns zum Tor, aber langsam. Ich will keine unnötige Aufmerksamkeit erregen.“ Jack stieg ebenfalls ein, schloss den Wagenschlag und ließ sich auf den Sitz gegenüber der Großherzogin fallen. Dann atmete er tief und erleichtert auf, und Eva sah seine weißen Zähne aufblitzen. „Geschafft! Das war leichter, als ich gedacht hatte.“
    Darauf gab es kaum etwas zu entgegnen, wenigstens nichts, was nicht als Anspielung auf die leidige Begebenheit in der Gasse gewertet werden könnte. „Haben wir wirklich vor, in die Manufaktur einzubrechen?“
    „Ich schon, Sie nicht.“
    „Mr. Ryder, muss ich Sie daran erinnern, wer ich bin? Ich bestimme, was ich tue und was nicht. Im Übrigen habe ich den Schlüssel.“ Die Lichter aus den Weinschänken am Straßenrand erleuchteten das Wageninnere und ließen Jacks verblüfftes Gesicht aufflackern, ehe er sich rasch wieder fasste.
    „Wie? Sie haben einen Schlüssel bei sich? Aber Sie konnten doch nicht wissen? Wieso …?“
    Sie war beinahe versucht zu behaupten, sie habe geahnt, dass er ihn brauchen würde, aber ihre Ehrlichkeit siegte. „Er steckte zufällig in der Tasche dieses Umhangs. Ich muss wohl vergessen haben, ihn nach meinem letzten Besuch in der Manufaktur herauszunehmen. Bei der Gelegenheit entdeckte ich, dass Antoine diese Wissenschaftler eingestellt hatte. Ich wollte eigentlich nur in einem Rezepturbuch nachlesen, da ich in der Burg eine alte Anweisung für ein Parfum entdeckt hatte, das vielversprechend klang. Zudem wollte ich prüfen, ob man es je kreiert hatte. Früher hielt ich mich recht häufig in den Laboratorien auf, aber seit Philippes Krankheit habe ich meine Besuche fast eingestellt. Antoine weiß wahrscheinlich gar nicht, dass ich einen Schlüssel besitze. Wonach suchen wir eigentlich?“
    „ Ich will nach Formeln, Zeichnungen, technischen Vorrichtungen Ausschau halten, nach irgendetwas, das mir Aufschluss geben könnte, was er vorhat.“
    „Dann beginnen wir also mit den Kontorräumen“,
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