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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle
Autoren: Alfred Komarek
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Vorgesetzten blätterte. Rasch legte er ihn weg. „Der Firmian
macht sich gerne wichtig. Und jetzt will er eben mit dem feinen Herrn nichts
mehr zu tun haben. Ich kann's verstehen.“
    „Weil er den Höllenbauern fertiggemacht hat.“
    „Ja.
    „Dieser Heinz Hafner, was ist er für ein Mensch,
Simon?“
    „Was soll ich sagen, Herr Pfarrer. Mit solchen
Leuten kenn ich mich nicht aus. Aber anfangs war er mir ganz sympathisch, auf
seine Art.“
    „Wie auch immer, Simon. Wenn er so weitermacht in
den Weinkellern, wird's bösen Unfrieden geben.“
    „Ja.“
    „Sehr gesprächig bist du nicht, mein Lieber.“
    „Nein. Mich packt die kalte Wut, wenn ich an
gesternabend denke.“
    Der Pfarrer überlegte schweigend. Dann stand er auf,
ging auf den Gendarmen zu und legte eine Hand auf seine Schulter. „Ich befinde
mich zwar in einem fremden Revier, Simon, aber du wirst trotzdem tun, was ich
dir sage.“
    „Und das wäre?“
    „Du sorgst dafür, daß sich die gestrige Kellerrunde
am Sonntag gegen Mittag bei mir im Pfarrgarten versammelt. Schönes Wetter
vorausgesetzt.“
    „Die werden mir was pfeifen. Entschuldigen Sie, Herr
Pfarrer. Und ich hab erst recht keine Lust, wirklich nicht.“
    Virgil Winter lächelte milde. „Wer redet von Lust,
mein Sohn? Bis Sonntag also!“
    Am Abend traf Polt den Höllenbauern zu Hause an und
berichtete von der Einladung.
    „Damit dieser Hafner dem Pfarrer sagen kann, welchen
Schund er als Meßwein nimmt?“ Polts Freund zuckte mit den Schultern. „Naja, ist
auch schon egal.“
    Sepp Räuschl nahm die Nachricht tags darauf, vor
seiner Hoftür stehend, mit grimmiger Genugtuung entgegen. „Der Herr Pfarrer
wird diesem aufgeblasenen Besserwisser den Teufel schon austreiben. Ich bin
dabei, Herr Polt.“
    Blieb noch Heinz Hafner. Der Gendarm war im Dienst,
als er ihn im Ortsgebiet von Brunndorf an den Straßenrand winkte.
    „Jaja, der rächende Arm des Gesetzes. Für mehr als
0,5 Promille kann ich jederzeit garantieren, und ziemlich genau 12
Stundenkilometer war ich zu schnell.“
    Simon Polt schaute über Hafner hinweg. „Hochwürden
Virgil Winter lädt die Kostrunde vom Höllenbauer-Keller am Sonntag mittag in
den Pfarrgarten ein. Also auch Sie.“
    „Gibt's Kleidungsvorschriften? Kugelsichere Weste
oder so?
    „Werden Sie kommen?“
    „Natürlich.“
    „Und den Herrn Paratschek bringen Sie mit?“
    „Das wird sich kaum vermeiden lassen.“
    Polt wandte sich ab und ging ein paar Häuser weiter
zum Gasthaus Stelzer, bestellte ein großes Bier, trank es hastig aus und
kümmerte sich nicht um die erstaunten Blicke der anderen Gäste.
    Am folgenden Sonntag machte er sich zwar mit einem
unguten Gefühl auf den Weg zum Pfarrhaus, bemerkte aber auch, daß die Vorfreude
auf Amalie Pröstlers Kochkunst seine düsteren Gedanken allmählich überlagerte.
    Die Tür zum Garten stand offen. Polt trat ein und
fand sich zwischen üppig wucherndem Wildwuchs wieder, nur da und dort mit
leichter Hand gezähmt. Aus dem dunklen Grün, das sich die Gartenmauer hochrankte,
leuchteten bläuliche Blüten, das Gelb hochgewachsener Sonnenblumen setzte
kräftige Farbtupfer davor. Zwischen Unkrautwiesen gab es Rosensträucher,
Kletterrosen beschatteten kleine Laubengänge.
    Simon Polt fand den Pfarrer auf einer Holzbank
sitzend vor, die um den Stamm einer Birke gebaut war. „Grüßgott. Da bin ich
also.“
    „Wie schön für mich, Simon. Noch sind wir allein.
Soll ich dir den Garten zeigen?“
    „Ja, bitte.“
    Der Pfarrer erhob sich. „Einen Frühling kann ich
natürlich nicht bieten. Aber die Glyzinen und die Rosen haben ihre zweite
Blüte. Da in den Steintrögen siehst du Dahlien, Fuchsien und Pelargonien. Und
die großen, weiß gestreiften Blätter im Mauerschatten sind Funkien. Die ersten
Chrysanthemen blühen auch schon. Schöner Gruß vom Herbst, nicht wahr? Aber
nicht nur das Auge soll satt werden. Komm mit.“ Sie kamen zu einem eingezäunten
Bereich. ,Amalie Pröstlers Zaubergarten. So frische und naturbelassene Kräuter
und Gemüse wie hier gibt es im besten Feinkostladen nicht. Und gleich daneben
hat mein Hühnervolk jede Menge Auslauf: zwei Hennen und ein Hahn.“ Der Pfarrer
lachte. „Heißt übrigens Joseph IL“
    Polt stutzte. „Aber der hat doch die Klöster
zusperren lassen!“
    „Die Namensgebung hat keine historischen Gründe, mein
lieber Simon, sondern höchst aktuelle. Joseph I. ist mir vor einer Woche
gestohlen worden. Doch halt, wir bekommen Besuch.“
    Firmian Halbwidl
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