Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman
Autoren: Olga Krouk
Vom Netzwerk:
Maul, Cerim«, presste der Erste zwischen den Zähnen hervor und wandte sich erneut an Stella: »Also, was soll dieser Pisskram? Oder vielleicht … seid ihr gar keine Untoten? Cerim kann mir ja viel erzählen. Ich persönlich hab von dir noch keinen übernatürlichen Hokuspokus gesehen.«
    Stella schnaubte und ballte die Hände zu Fäusten. Die Fingernägel bohrten sich in ihr Fleisch. Wie sehr sie diesen Abschaum hasste, mit dem sie sich abgeben musste! Niemand, absolut niemand, durfte die Anweisungen des Erlösers infrage stellen. Folgsamkeit und Ergebung sollten die Stützen der neuen Weltordnung werden.
    »Du willst also einen übernatürlichen Hokuspokus sehen?« Sie leitete die Energie in ihre Beine und sprang mit einem Satz quer über den Parkplatz zu dem Aufmüpfigen. Noch im Sprung löste sie ihren Kettengürtel vom Minirock
und wickelte die beiden Enden um die Fäuste. Das blecherne Geräusch des verbeulten Metalldaches war noch nicht verhallt, als sie sich hinter ihrem Opfer aufrichtete und ihm die Kette um den Hals schlang. Gleichzeitig trat sie ihm den Schlagstock aus der Hand, der mit einem dumpfen Knall auf den Asphalt fiel und davonrollte.
    Sie schmiegte ihre Wange an seine, und der feine Bartflaum, der ihn wohl älter wirken lassen sollte, kitzelte ihre Haut. »Wie hat dir denn dieser Trick gefallen, hm?«
    Er schluckte vernehmlich. Stella las in ihm wie in einem offenen Buch, denn die meisten Menschen konnten ihr Âjnâ, oder, wie sie es nannten, das Dritte Auge, nicht verschließen, wodurch all ihre Gedanken nach draußen drangen und zu einem steten Rauschen verschmolzen. Und zwischen all der Fäkalsprache, die dem Burschen gerade durch den Kopf ging, vernahm Stella sehr deutlich seine Angst und die leise Hoffnung, sich aus der Situation zu winden, ohne das Gesicht vor seinen Gangbrüdern zu verlieren. Eine Hoffnung, die sie gleich zunichtemachen würde.
    Stella zog die beiden Enden fester zusammen. Die Kettenglieder zerrieben Hautstellen, die sich zwischen ihnen verfangen hatten, schnitten ihm immer mehr die Luftzufuhr ab. Diese Machtspielchen waren ihr zuwider, aber gegenüber den Gangs - Menschengangs! -, die sich erst vor kurzem dem Messias angeschlossen hatten, musste sie sich immer aufs Neue behaupten. Vor allem als junge Frau. Umso mehr galt es, hart durchzugreifen, um jede Auflehnung im Keim zu ersticken. Natürlich
hätte man Treue auch durch Gedächtnismanipulation erreichen können, doch bei so vielen Menschen, die der Erlöser benötigte, würde das Unternehmen zu einer steten mentalen Belastung ausarten.
    Der Bursche versuchte, sich zu befreien. Natürlich vergeblich.
    »Hör auf …« Seine Stimme überschlug sich, und die letzten Worte kamen einem Quieken gleich. Gütiger, der Typ hatte nicht einmal den Stimmbruch hinter sich!
    »Süßer, ich habe noch gar nicht richtig angefangen. Du willst doch den ganzen Hokuspokus sehen, oder etwa nicht?« Sie erwartete, die restlichen vier würden sich einmischen, um ihrem »Bruder« in der Notlage zu helfen. So gebot es der Ehrenkodex. Doch anscheinend hatten die anderen bereits begriffen, dass sie auch mit vereinten Kräften einer Untoten nicht gewachsen waren.
    »D-du Schlampe …« Alles Weitere ertrank in seinem Röcheln. Er keuchte und zerrte verzweifelt an der Kette, um den Druck auf seine Kehle wenigstens etwas zu mindern. Dann nestelte er mit einer Hand an seinem Gürtel, zog ein Messer hervor und schlug zu.
    Natürlich wusste Stella von der Attacke, noch bevor der Kerl diese ausgeführt hatte. Sie ließ ihn gewähren, denn die Selbstheilungskräfte eines Nachzehrers hinterließen noch mehr Eindruck.
    Die Klinge streifte ihre Rippen, der Schmerz bohrte sich in ihre Seite. Sie ignorierte die Unannehmlichkeiten.
    »Du kleiner, dummer Junge«, raunte Stella ihrem Opfer zu und schnürte ihm den Atem ab. Er begann zu
zappeln und um sich zu schlagen, doch sie hielt ihn fest und lauschte seinem Ringen nach Sauerstoff. Sein Zucken wurde schwächer, er gab auf.
    Stella löste die Kette um seinen Hals und stieß ihn von sich. Er fiel auf die Knie, röchelte und schnappte nach Luft. Sie hockte sich neben ihn und zerzauste ihm das Haar. »Hör mir gut zu, denn ich werde es nicht wiederholen. Solltest du je wieder meine Anweisungen oder die Pläne des Erlösers infrage stellen, wirst du das hier bloß als ein nettes Vorspiel betrachten. Denk drüber nach, mein Freund.«
    Stella holte eine Taschenlampe, schob ihre Lederjacke beiseite und raffte das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher