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Herrin der Schädel

Herrin der Schädel

Titel: Herrin der Schädel
Autoren: Jason Dark
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schienen sich über ihre Arbeit nicht ganz einig zu sein, denn einer fragte: »Warum sollen wir gerade hier schaufeln? Da oben in der großen Gruft sind bestimmt noch mehr Schädel zu finden.«
    »Kann sein, ist aber nicht sicher. Ich habe mich kundig gemacht. Hier finden wir zumindest vier Schädel.«
    »Wäre eine gute Ausbeute.«
    »Sag ich doch. Los, wir fangen an.«
    Sie hatten ihr Werkzeug mitgebracht. Spaten und Schaufel lagen neben ihnen auf dem Boden. Beide bückten sich, um danach zu greifen. Ich ging davon aus, dass sie ein eingespieltes Team waren, und ich wollte auf keinen Fall zulassen, dass sie mit ihrer »Arbeit« begannen und das breite Grab schändeten.
    Sie ahnten nichts. Sie fühlten sich hundertprozentig sicher, und deshalb war es für mich auch ein Leichtes, noch näher an sie heranzukommen. Zudem standen sie gebückt, während sie eine Stelle aussuchten, wo sie ihr Werkzeug in die weiche Graberde stechen wollten.
    Dazu kam es nicht mehr.
    Plötzlich war ich da. Ich stand hinter dem Grabstein, war aufgetaucht wie ein Geist und sah, dass die beiden Typen völlig von der Rolle waren. Sie standen auf dem Fleck, ohne sich zu bewegen. Sie glaubten wahrscheinlich an einen Spuk.
    »Ich bin keine Leiche«, sagte ich. »Ich lebe, und ich hasse es, wenn man Tote aus den Gräbern holt.«
    Erst jetzt regten sie sich. Einer von ihnen lachte sogar. Er hatte ein rundes Gesicht. Viel mehr war von ihm nicht zu sehen, weil er eine Strickmütze trug, die bis tief in die Stirn gezogen war.
    Der andere Knabe sah ebenfalls so aus, nur war er größer und viel hagerer.
    »He, wer bist du denn?«
    »Das habe ich euch gesagt.«
    »Wahrscheinlich ist er der Totengräber hier.«
    »Könnte sein. Dann macht er sogar Nachtschicht.«
    »Und er ist ein Fachmann.«
    »Super. So kann er uns helfen.«
    Die beiden warfen sich die verbalen Bälle gegenseitig zu, und ich ließ sie gewähren. Ich merkte schon, dass sie ein eingespieltes Paar waren, denn ihre Augen befanden sich in ständiger Bewegung. Sie suchten die Umgebung nach weiteren Leuten ab, aber da war nichts, und deshalb bekamen sie auch wieder Oberwasser.
    »Los«, sagte der Hagere, »du hast doch gehört. Fass schon mit an.«
    »Daran denke ich nun nicht.«
    »Dann müssen wir dich eben für eine Weile ausschalten.«
    »Das hatte ich mir gedacht. Und deshalb habe ich vorgesorgt.« Ich hatte wirklich keine Lust, mich mit den Typen zu prügeln. Sie begriffen noch nicht genau, was ich gemeint hatte. Erst als sie die Beretta in meiner rechten Hand sahen und ich das Grab von der Rückseite her betrat, wurden sie still.
    »Reicht das als Argument?«
    »Du hast eine Kanone?«
    »Sicher, mein Freund. Ich kann sogar damit umgehen und kenne auch die Regeln. Deshalb hoffe ich, dass ihr sie auch kennt, aber ich werde sie euch sicherheitshalber noch einmal ans Herz legen. Die Arme hoch, die Hände hinter den Kopf verschränken, dann umdrehen und hinknien. Mehr verlange ich nicht. Ihr braucht nicht mal damit anzufangen, das Grab zu öffnen. Ist das nicht nett von mir?«
    »Ja, sehr nett.«
    »Wusste ich doch. Und jetzt ein wenig flott.«
    Sie warteten noch. Die Blicke wanderten hin und her. Doch sie sahen ein, dass sie keine Chance hatten, meine Beretta war einfach zu präsent. Und so hoben sie die Arme, verschränkten die Hände im Nacken und drehten sich auch um.
    »Es fehlt noch das Hinknien«, erklärte ich ihnen.
    »Das wird dir noch Leid tun.«
    »Keine Versprechungen, die nicht eingehalten werden können«, erwiderte ich und war zufrieden, als die beiden vor mir knieten und ich auf ihre Rücken schaute. »So gefallt ihr mir schon viel besser.«
    Sie waren wütend, und sie knirschten auch vor Wut mit den Zähnen, aber sie konnten eben nichts anderes machen.
    Trotzdem hatten sie Fragen. »Und wie soll es weitergehen? Willst du uns erschießen? Eine Hinrichtung auf dem Grab? Wäre doch passend.«
    »Das würde euch aber nicht gefallen – oder?«
    »Bist du denn ein Killer?«
    »Normalerweise nicht. Aber ich kann zu einem werden, wenn ich mich hintergangen fühle.«
    Der Hagere musste lachen. »Das pack ich nicht. Was stört dich daran, wenn wir hier alte Knochen aus den Gräbern holen? Ist doch egal, wo sie liegen.«
    »Nein, das scheint mir nicht so zu sein, Freunde. Es muss einen Grund geben, dass ihr so scharf auf Schädel seid. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ihr sie sammelt, um sie euch in die Vitrine zu stellen. Das muss einen anderen Grund haben.«
    »Du wirst dich
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