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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Pflugtier nahmen und für ihr Abendessen schlachteten und er Bezahlung von ihnen verlangte. Carolins Männer haben nichts dergleichen getan.“
    Romilly zog sich die Stiefel über die Füße. Es war Schuhwerk der Bergbewohner, mit Pelz gefüttert, weich an den Zehen. Die Frau gab ihr die Hälfte eines angeschnittenen Brotlaibs. »Wenn Ihr warten könnt, mestra, sollt Ihr warmes Essen haben, aber ich habe nichts gekocht.«
    Romilly schüttelte den Kopf. »Das genügt. Ich kann nicht warten.« Im Nu war sie auf dem Rücken des Pferdes, während der Mann rief: »Keine Dame kann dieses Pferd reiten. Es ist mein wildestes…«
    »Ich bin keine Dame, sondern eine Schwertfrau!« Plötzlich wurde ihr eine neue Facette ihres Laran bewußt. Sie griff hinaus, wie sie es bei der Bergkatze getan hatte, und er wich mit aufgerissenen Augen vor ihr zurück.
    Die Frau verwunderte sich: »Wollt Ihr keinen Sattel, keinen Zaum? Laßt mich Eure Wunden verbinden, Schwertfrau.“
»Dafür habe ich keine Zeit«, antwortete Romilly. »Beschreibt mir den Weg nach Hali.«
Die Frau stammelte Anweisungen, während der Mann stumm dastand und Romilly anglotzte. Sie drückte dem Pferd die Fersen in die Weichen. Als Kind auf Falkenhof war sie oft ohne Sattel und Zaum geritten, hatte eben angefangen, ihr Laran zu entdekken und das Pferd allein mit ihrem Willen regiert. Mit einem kurzen, scharfen Schmerz dachte sie: Sonnenstern! Sonnenstern und das namenlose unbekannte Pferd, das sie vom Schlachtfeld weggetragen und das sie freigelassen hatte, damit es in der Wildnis umherstreifen konnte. Sie war bestimmt wahnsinnig gewesen.
Das Pferd lief schnell und gleichmäßig; seine langen Beine fraßen die Meilen. Romilly nagte an dem harten Brot, keine gute Mahlzeit war je so köstlich gewesen. Sie brauchte neue Kleider und ein Bad und einen Kamm für ihr Haar. Aber ein Gefühl alptraumhafter Dringlichkeit trieb sie weiter. Orain in den Händen Lyondris! Einmal hielt sie an, damit das Pferd grasen und sich ein bißchen verschnaufen konnte, und sie sagte sich: Was kann ich denn dagegen tun?
Der See von Hali war lang und trübe, und ein Turm erhob sich neben ihm. Blasse Wellen schlugen wie Gewitterwolken ans Ufer. Am hinteren Ende lagerte Carolins Armee vor einer Stadt, deren Mauern grau und grimmig waren. Und jetzt war sich Romilly ihres Laran sicher genug, um nach der Anwesenheit des Mannes zu suchen, den sie als Dom Carlo und ihren Freund kennengelernt hatte. Ob er nun König war oder nicht, er war immer noch der Mann, der sie aufgenommen, der sie auch dann noch vor seinen Männern beschützt hatte, als er wußte, daß sie eine Frau war, der ihr Geheimnis selbst vor seinem liebsten Freund und Pflegebruder bewahrt hatte. Sie ritt durch die gaffenden Soldaten. Eine Schwertfrau rief bestürzt ihren Namen. Romilly konnte sich denken, welchen Eindruck sie machte, erschöpft und abgezehrt, Jacke und Hose schmutzig, das Haar verfilzt, die Male der Katzenklauen noch blutig auf ihrem Gesicht, auf einem Bauernpferd ohne Sattel und Zaum reitend. Präsentierte man sich so einem König? Sie war noch nicht ganz abgestiegen, als Jandria sie schon fest umarmte.
»Romilly, Romy, wir hielten dich für tot! Wohin warst du gegangen?«
Sie schüttelte den Kopf, plötzlich zu müde, um zu sprechen. »Irgendwohin. Überallhin. Nirgendwohin. Spielt es eine Rolle? Ich bin gekommen, so schnell ich konnte. Wie lange ist es her seit der Schlacht? Stimmt es, daß Orain von Lyondri als Geisel festgehalten wird?«
Alderic und Ruyven kamen gelaufen und umarmten sie. »Ich habe gemeinsam mit Lady Maura versucht, dich zu erreichen«, berichtete Alderic, »aber es gelang uns nicht.« Und Jandria schrie auf: »Was ist mit deinem Gesicht passiert – wo ist dein Ohrring…?«
»Später«, wehrte Romilly ab. Und dann stand Carolin selbst vor ihr und streckte ihr beide Hände entgegen. »Kind!« Er zog sie in seine Arme, wie es ihr eigener Vater getan hätte. »Orain hat dich auch geliebt. Ich glaubte, euch beide verloren zu haben, die ihr mir nicht als einem König, sondern als einem Gesetzlosen und Flüchtling gefolgt seid! Komm herein«, und er führte sie in sein Zelt. Er winkte Jandria, und sie goß Romilly einen Becher Wein ein. Romilly schüttelte den Kopf.
»Nein, nein, ich habe fast nichts gegessen, ich wäre von einem halben Becher betrunken. Lieber möchte ich etwas zu essen haben«, sagte sie. Die Reste einer Mahlzeit standen auf einem rohen Holztisch. »Bediene dich«, forderte
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