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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition)
Autoren: David Moody
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fächelte das Feuer an und half dabei, es mit bemerkenswerter Geschwindigkeit zu verbreiten.
    »Wir müssen weg«, sagte sie und legte ihm sanft die Hand auf den Arm. »Hier ist es nicht sicher.«
    Seine Stimme zitterte. »Es ist nirgendwo mehr sicher. Geh nicht auf die Insel, Lorna. Bitte nicht.«
    Er stieß sie weg – die plötzliche, unerwartete Bewegung überraschte sie, dann feuerte er einen weiteren Schuss in den Rauch ab. Lorna beobachtete, wie ein Toter zu Boden ging, der erst sichtbar wurde, als er auf dem Boden aufschlug.
    »Ich weiß, dass du Angst hast«, sagte sie und versteckte sich hinter ihm, als sich die Leichen in immer größerer Zahl näherten. »Und ich will gar nicht erst so tun, als verstünde ich, warum du getan hast, was du getan hast, aber deine beste Chance besteht darin, mit uns zu kommen und zu versuchen, nach Cormansey zu gelangen. Hier hat keiner von uns eine Zukunft, auf der Insel vielleicht schon.«
    »Glaubst du?«, fragte er und zielte erneut. »Ihr denkt alle, ich hätte Jackson umgebracht. Ihr wisst , dass ich Ainsworth umgebracht habe. Aber ich wollte nicht, dass es passiert ...«
    »Das weiß ich, und wir können das hinter uns lassen. Auf der Insel mag das Leben auch ein Kampf sein, aber ...«
    »Ich komme nicht mit«, fiel er ihr abrupt ins Wort und schoss abermals.
    »Aber das ist Wahnsinn. Komm schon, Jas, du bist verwirrt. Denk an Michael – er wird demnächst Vater. Was würdest du tun, wenn deine Kinder noch am Leben wären? Würdest du wollen, dass sie hier bleiben, oder würdest du wollen, dass sie auf die Insel gehen?«
    Jas presste sich unwillkürlich die Handfläche auf die Brust und tastete unter den Kleidungsschichten nach den Umrissen seiner kostbaren Brieftasche. Dann jedoch geriet eine weitere Gruppe von Kadavern in Sicht, und er wollte erneut schießen. Die Waffe war leer. Lorna versuchte, ihn wegzuziehen, aber er schüttelte sie ab, stapfte auf die nächstbeste Leiche zu und knüppelte sie zu Boden. Dann eine weitere. Und noch eine. Und plötzlich war er umzingelt. Aus dem trägen Rinnsal der Toten war eine ungleichmäßige Flut geworden, da sich immer mehr von ihnen gleichzeitig näherten, angelockt sowohl von dem fernen Feuer als auch von Jas’ Lärm.
    Wieder versuchte Lorna, ihn zurückzuziehen, aber er stieß sie nur weg, wollte unbedingt jeden einzelnen der abscheulichen, verseuchten Kadaver vernichten, die sich mittlerweile auf ihn zu konzentrieren schienen. Wohin er auch blickte, inzwischen waren es Dutzende. Manche humpelten, andere krochen, wieder andere konnten sich kaum noch rühren. Einige ließen sich gerade noch als menschlich erkennen, andere glichen nur noch geleeartigen Haufen der Verwesung, die trotzdem noch irgendwie funktionierten. Jas spürte, wie seine Beine schwach wurden. Er war umzingelt. Es näherten sich mehr, als er allein bewältigen konnte. Hilfe suchend warf er einen Blick über die Schulter, doch in dieser Richtung versperrten ihm weitere Kadaver die Sicht auf Lorna. Sie hingegen konnte ihn noch sehen und wollte sich gerade tiefer in das Getümmel drängen, um ihn zu packen, als Harte sie von hinten erfasste und mit sich hinter den Müllwagen schleifte.
    »Lass ihn«, sagte er.
    »Wir können nicht einfach ...«
    »Doch, können wir. Im Augenblick gibt es Wichtigeres.«
    Er trat einen Schritt zurück, und Lorna sah, das Hollis auf den Boden gesackt war und an einem verdreckten Schaufenster lehnte. Blut durchtränkte seine Kleidung. Lorna konnte nicht verarbeiten, was sie sah. Sie wollte etwas sagen, doch es drangen keine Worte über ihre Lippen. Caron saß neben Hollis und streichelte sanft seinen Arm. Dann stand sie auf und hielt Lorna fest.
    »Er ist in die Schießerei geraten«, erklärte sie. »Wir haben nicht mal bemerkt, dass er getroffen wurde ...«
    Lorna kauerte sich neben Hollis. Er schaute zu ihr auf, das schmutzige Gesicht mit Tränen verschmiert. Über seine Lippen blubberte Blut.
    »Ich weiß, dass ich in letzter Zeit nicht besonders gut aussehe«, brachte er kaum vernehmbar hervor. »Trotzdem hätte ich nicht gedacht, dass mich Jas mit einem von denen verwechseln würde.«
    »Oh Greg ...«, stammelte Lorna.
    »Ihr müsst weitergehen«, murmelte er. »Ich schaffe es nicht.«
    »Er hat recht«, meldete sich Harte zu Wort. »Wir müssen los.«
    »Was hat das für einen Sinn?«, entgegnete Lorna schluchzend. Tränen zogen Bahnen durch den Dreck und Ruß auf ihren Wangen. »Machen wir uns nichts vor, wir sind im
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