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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl
Autoren: Bärbel Böcker
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aufbauen?«
    »Nein. Es geht um etwas ganz anderes«, sagte Jana und wandte sich wieder an Max: »Sag mal, wie ist denn überhaupt der Stand bei diesem mysteriösen Krankheitsthema?«
    Florian fragte sich, was hier eigentlich vorging. Wahrscheinlich hatte Max die Kollegin am Wickel, um sie in letzter Minute noch in eine Aktion einzuspannen, von der er sich erhoffte, Weiteres über die Erkrankungen zu erfahren. Wenn Max an einem Thema dran war, ließ er nicht locker.
    Florian kannte Max von Kindesbeinen an, sie waren befreundet, und inzwischen arbeiteten sie zusammen, bereits seit über einem Jahr. Max’ Ideenreichtum bei der Recherche und der Biss, mit dem er Sendungen vorbereitete, imponierten ihm. Dass die Chefin Max vor drei Monaten zum Redaktionsleiter befördert hatte, konnte er gut nachvollziehen.
    Jetzt sagte Max, dessen struppiges blondes Haar noch feucht war von der morgendlichen Dusche, zu Jana: »Knapp 30 Personen hat es bislang erwischt. Fünf waren bereits bewusstlos, als sie ins Krankenhaus kamen. Angehörige oder Freunde haben sie gefunden. Derzeit versuchen Forscher vom Paul-Ehrlich- und Robert-Koch-Institut herauszufinden, ob es sich um eine epidemieartige Virusinfektion oder um eine Nahrungsmittelvergiftung handelt.«
    Florian dachte laut nach: »Wer weiß, wann es den ersten Todesfall gibt. Die Betroffenen haben Glück gehabt, dass sie rechtzeitig ins Krankenhaus gekommen sind.«
    »Wer allein ist und bewusstlos wird, hat vermutlich schlechte Karten«, sagte Jana trocken.
    »Ja, das sehe ich auch so. Ich war im Krankenhaus und habe versucht, aus den Ärzten was rauszukriegen, aber ich hatte keine Chance. Angeblich gibt es bislang keine Erkenntnisse.« Über Max’ Gesicht flog ein Schatten, und er fügte hinzu: »Es gibt also weiterhin keine konkreten Anhaltspunkte, über die wir in der Sendung reden können. Das wird weder den Unterhaltungschef noch Carlo besonders freuen. Immerhin muss er eine Stunde lang etwas zu reden haben. Ich verfolge zwar mehrere Hinweise, aber das ist alles nach wie vor nicht spruchreif.« Er wandte sich an Florian. »Weißt du inzwischen etwas Konkretes?«
    »Nein, nichts. Aber ich habe in der Bahn einen seltsamen Anruf bekommen.«
    »Du auch?« Max’ Augen weiteten sich.
    »Irgend so ein Durchgeknallter, der mich davor gewarnt hat, die Sendung zu machen.«
    »Mich hat jemand angerufen, als ich am Frühstückstisch saß. Vielleicht war es derselbe. Meinte, wenn wir mit dem Thema auf Sendung gingen, würde mir das schlecht bekommen.«
    »Und, kam dir die Stimme bekannt vor?« Florian sah Max gespannt an.
    »Bin nicht ganz sicher, glaube aber nicht.«
    »Mir sagte sie auch nichts.«
    »Woher hatte der eigentlich unsere Telefonnummern?«
    »Was weiß ich.« Max zuckte mit den Schultern und sprach weiter: »Schließlich ist es nicht schwierig, die Nummern herauszubekommen. Ein Anruf im Sekretariat und schon hat er sie.«
    »Aber er muss gewusst haben, dass wir die Sendung vorbereiten.«
    »Na und? Auch kein Problem. Vielleicht kommt er aus dem privaten Umfeld eines unserer Kollegen, oder er ist vom Sender. So eine Show ist schließlich kein Geheimnis.«
    Jana hatte aufmerksam zugehört. Halb ernst, halb ironisch sagte sie nun: »Da kann einem ja richtig mulmig werden.«
    Sie trat von einem Bein auf das andere und fügte lachend hinzu: »Glücklicherweise bin ich nur eine kleine EDV-Maus und damit außerhalb der Gefahrenzone.«
    Florian und Max lachten nun auch.
    »Na, warte es ab«, sagte Florian und grinste.
    »Vielleicht sollten wir bei Regine eine Gefahrenzulage einfordern«, scherzte Max und fuhr fort: »Aber nun mal im Ernst. Entweder gibt es wirklich einen Zusammenhang zwischen dem Anrufer und den Erkrankungen, dann hören wir noch von ihm, oder er ist einfach nur ein Spinner. Für den Moment vergessen wir ihn am besten.«
    »Vermutlich hast du recht.« Florian wandte sich gedanklich wieder den Erkrankungen zu. »Ich frage mich, ob die Mediziner wirklich nichts wissen.«
    »Bestimmt gibt es inzwischen Hinweise, denen sie nachgehen. Aber solange die nicht gesichert sind, wird auch nichts der Öffentlichkeit mitgeteilt«, sagte Max und ergänzte resigniert: »Das kennen wir doch.«
    Florian schwieg. Er goss sich Kaffee nach. Ein leichter Hauch von Parfum, mit einer Spur Sandelholz und Blütenessenzen versetzt, die er nicht einordnen konnte, stieg ihm trotz des bitteren Kaffeegeruchs in die Nase. Er überlegte. Es könnte eine Spur Bergamotte in ihrem Parfum enthalten
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